Hagen. . Seit August gibt es den Rechtsspruch auf Betreuungsplätze. Das erhöht den Druck auf die Stadt Hagen, denn derzeit hat sie nicht genug davon. Nun prüft die Stadt viele potentielle Standorte für neue Tagesstätten, um möglichst schnell Raum für die 400 fehlenden Plätze zu finden.

Auf dem Schulhof der Grundschule Funckepark soll eine Kindertagesstätte errichtet werden. Das Projekt ist Teil einer ehrgeizigen Offensive, mit der die Stadt Hagen ihr Angebot an Kita-Plätzen für Kinder unter drei Jahren ausweiten will.

Aus gutem Grund: Am 1. August 2013 haben Eltern in NRW einen uneingeschränkten Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr. „Wir stehen unter enormem Zeitdruck und prüfen derzeit viele Standorte für den Neubau von Tagesstätten“, sagte Reinhard Goldbach, stellvertretender Fachbereichsleiter für Jugend und Soziales.

Noch fehlen Rund 400 Betreuungsplätze

Eine Elternbefragung zum Betreuungsbedarf für Kinder unter drei Jahren hat eine zu erwartende Nachfrage von 38 Prozent ergeben. Damit liegt der Bedarf über der von der Landesregierung empfohlenen Zielquote von 32 Prozent. Um das 38-Prozent-Ergebnis zu erreichen, fehlen in Hagen noch rund 400 Betreuungsplätze (derzeit gibt es gut 770 Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren). Nach Auskunft von Willi Strüwer (CDU), Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, konnten bereits in diesem Sommer knapp 200 unter dreijährige Kinder nicht in einer Tagesstätte untergebracht werden.

Freilich konnte den Familien geholfen werden, sie bekamen für ihr Kind einer Platz bei einer Tagesmutter angeboten. Zwar nahmen nicht alle Eltern diese Alternative wahr, doch immerhin werden derzeit 193 Hagener Kinder von 142 Tagesmüttern und drei -vätern versorgt. Das Reservoir ist noch größer, insgesamt leben in Hagen 349 ausgebildete Tagespflegeeltern. „Viele von ihnen betreuen nur kein Kind, weil die Nachfrage fehlt“, so Strüwer.

379 neue U3-Betreuungsplätze in den letzten vier Jahren

Das wird sich ändern, die Gesellschaft wandelt sich rasant, immer mehr junge Eltern wollen arbeiten und ihre Kinder betreuen lassen. Allein in den letzten vier Jahren wurden in der Stadt 379 neue U3-Betreuungsplätze geschaffen. Beim Bau von Tagesstätten bekommen die Stadt und freie Träger wie Kirchen, Arbeiterwohlfahrt und Elterninitiativen Konkurrenz, zunehmend treten private Investoren auf den Plan.

Jüngstes Beispiel ist die Kita Wunderland in Altenhagen, die vor der Schließung stand, ehe sie von einer gemeinnützigen GmbH übernommen wurde. Der Stadt sind solche Initiativen nicht unlieb, fehlt ihr doch selbst das Geld für die notwendigen Investitionen in die Tagesstätten-Infrastruktur.

"Wir möchten in die Planung einbezogen werden"

Auch am Bügel in Helfe will ein privater Geldgeber einen Neubau an die Stelle der bestehenden, äußerst sanierungsbedürftigen Kindertageseinrichtung setzen. Damit soll eine Vergrößerung des Kindergartens auf sechs Gruppe einhergehen. Zudem sollen Tagesstätten in den Grundschulen Harkort und Boloh und an weiteren Standorten eingerichtet werden.

In der Funckepark-Grundschule gibt es inzwischen keine grundsätzlichen Bedenken mehr gegen den Bau einer Tagesstätte auf dem Schulhof. Einzige Bedingung: „Wir möchten in die Planung einbezogen werden“, so Schulleiter Hesse. Eine Forderung, der die Stadt gerne nachkommt.