Hagen. . Wegen schwerer räuberischer Erpressung steht der 49-jährige Udo T. vor dem Landgericht Hagen. Der Wuppertaler hat am 12. Mai die Postfiliale an der Enneper Straße überfallen. Dem ehemaligen Bankaufmann drohen mindestens fünf Jahre Haft.

Udo T. (49) ist ganz tief abgestürzt: Vom ehemaligen Bankkaufmann zum brutalen Postfilialräuber. Er erschien im apricotfarbenen Kurzarm-Shirt, dunkelgebräunt vor dem Landgericht. Es dürfte für längere Zeit der letzte Sommer sein, den er in der Sonne verbringen kann. Denn für schwere räuberische Erpressung sieht der Gesetzgeber eine Mindeststrafe von fünf Jahren vor – und bei der Mindeststrafe wird es in diesem Fall wohl nicht bleiben.

„Gewalt widerstrebt mir grundsätzlich“, erwähnt Udo T. beiläufig. Angesichts der angeklagten Tat, die er umfassend eingesteht, klingt das wie Hohn. Am 12. Mai überfiel der Wuppertaler gegen 12.20 Uhr die Postfiliale an der Enneper Straße. Geradezu gruselig maskiert mit einer Staubmaske (Baumarkt), die Kapuze seiner Regenjacke tief ins Gesicht gezogen und mit einem scharfen Steakmesser in der Hosentasche. So schlug er der Ehefrau (58) des Geschäftsinhabers mit einer Zaunpfostenverankerung aus Metall dreimal wuchtig auf den Kopf.

Udo T. wörtlich: „Ich wollte eine Person K.o. schlagen und hoffte, dass die andere dann so eingeschüchtert ist, dass sie den Tresor öffnet.“

Mit Mund gegen Waschbecken geprallt

Blutend brach die Frau zusammen, prallte dabei mit ihrem Mund gegen ein Waschbecken und stürzte auf Sprudelwasserkästen. Sie stellte sich bewusstlos: „Mein Gott, ich muss mich schützen, sonst schlägt er mich tot.“ Noch immer ist die Zeugin, die sich mittlerweile in einer Trauma-Therapie befindet, von dem Verbrechen tief getroffen. Sie bricht vor Gericht in Tränen aus: „Ich habe keine Energie mehr und fühle mich morgens schon ausgelaugt.“

Es war bereits der vierte Überfall auf die Poststelle. „Wir sind dabei, das Geschäft zu verkaufen. Die Brutalität wird immer schlimmer. Wir wollen uns nicht totschlagen lassen.“ Auch der Ehemann und Geschäftsinhaber (62) wurde übel angegangen. Als er seiner Frau zur Hilfe eilen wollte, bekam er das schwere Eisenstück zweimal über den Kopf geschlagen. „Da lief sofort Blut.“ Er musste Tresor und Kasse öffnen, wurde dann mit Kabelbinder gefesselt. Beute: 8635 Euro.

Udo T. hatte Gläubiger im Nacken

Wenn man dem Angeklagten glauben kann, befand er sich zur Tatzeit in einer Art Ausnahmesituation. Mit seiner Versicherungsagentur war er pleite gegangen, es drückten Schulden von über 10.000 Euro und zwei Gläubiger saßen ihm dicht im Nacken: „Dann kommt man eben auf bescheuerte Ideen.“ „Nicht auf so eine Tour“, reagierte Richter Dieter Krause geradezu empört.

Udo T. wurde noch am Tatort verhaftet, als er ins Auto steigen wollte, das er auf der gegenüberliegenden Straßenseite abgestellt hatte.

Plädoyers und Urteil: 30. August.