Hagen.

In der Volme unterhalb des Rathauses tummeln sich Fischarten, die nur in ökologisch wertvollen Gewässern vorkommen. Eine eindrucksvollere Bestätigung kann Christa Stiller-Ludwig, Leiterin der Unteren Wasserbehörde bei der Stadt, kaum bekommen. Während ihre Abteilung derzeit im Verwaltungshochhaus noch an den letzten Feinheiten für die von der EU vorgebene Wasserrahmenrichtlinie arbeitet, erntet sie vor der Tür schon Früchte. Dadurch, dass die Volme punktuell renaturiert worden ist – das Wehr am Markt ist weg, das Betonbett des Flusses auch –, geht’s den Lebewesen darin besser.

2000 hat sich die EU überlegt, dass in all ihren Ländern bis 2027 die Qualität der Gewässer auf einen guten ökologischen Zustand zu bringen seien. „Bis 2012 müssen erste Ergebnisse vorliegen“, beschreibt Stiller-Ludwig. Bis Ende März hat die Untere Wasserbehörde Zeit, Pläne mit Maßnahmen für Ruhr, Lenne und Volme vorzulegen. „Dazu kooperieren wir mit angrenzenden Landkreisen“, so Stiller-Ludwig. „Grundsätzlich geht es darum, industrielle Einbauten zurückzubauen, um die Durchgängigkeit des Flusses zu verbessern.“ Entschied bisher die Ökonomie über Wohl und Wehe eines Gewässers, soll es fortan die Ökologie tun. „Die EU hat dieses Ziel erstmalig festgeschrieben“, betont Stiller-Ludwig. „Wir können dann konzeptionell vorgehen, fertige Maßnahmenpläne aus der Schublade ziehen.“ Wenn demnächst am Fluss gebaut wird, muss die Wasserrahmenrichtlinie berücksichtigt werden.

„Es reicht aus, wenn die Lebewesen eines Gewässers in regelmäßigen Abständen gute Bedingungen vorfinden.“ Erreichen kann man das dadurch, dass Uferbebauung weggenommen wird, Flüsse mehr Raum bekommen, Wehre geschliffen oder entfernt werden. „Wo das nicht geht, wie etwa am Wehr Hengstey, kann man Fischtreppen bauen.“ Nur die zweitbeste Lösung, aber EU-kompatibel. Besser regelt es die Natur. Biologen und Ökologen haben sich Volme, Lenne und Ruhr Abschnitt für Abschnitt angeguckt und aufgeschrieben, was es bereits ökologisch Gutes gibt und was zukünftig vernünftig wäre.

Herausgekommen sind Karten der Gewässer mit Piktogrammen, die die jeweilige Maßnahme vorstellen. Für die Umsetzung hat die Stadt drei Zeiträume definiert: bis 2012, 2013 bis 2018 und 2019 bis 2027. „Wir als Stadt sehen uns in der Verantwortung, innerhalb dieser zeitlichen Abschnitte Dinge anzustoßen.“ Das Projekt Bahnhofshinterfahrung ermöglicht es, die Ennepe rund um die Varta-Insel naturnah zu gestalten. Und entlang der Industrieansiedlungen? „Wir haben bereits eine Infoveranstaltung mit der SIHK gemacht“, sagt Christa Stiller-Ludwig. Grundsätzlich widersprochen habe keines der Unternehmen.