Hagen. 167 Hagener Kinder leben in einer Pflegefamilie. „Es gibt so viele Konflikte in Familien“, sagt Annette Holz-Rode vom Pflegekinderdienst der Stadt Hagen. Gesucht werden daher Eltern auf Zeit oder auf Dauer. Weil gerade für kleinere Kinder Pflegeeltern die erste Wahl sind.
Es sind die kleinen Dinge, die Conny und Ulf Koelsch viel zurückgeben. Wenn Marie* (2) (Name geändert) mit den älteren Geschwistern Vater, Mutter, Kind spielt. Oder wenn Dominik (7) morgens zum Kuscheln ins Bett kommt. Die beiden Pflegekinder machen zusammen mit den leiblichen Kindern Leonie (4) und Christopher (9) das Familienglück komplett.
167 Hagener Kinder leben wie Marie und Dominik in einer Pflegefamilie. Und es werden immer mehr. „Es gibt so viele Konflikte in Familien“, sagt Annette Holz-Rode vom Pflegekinderdienst der Stadt Hagen. Gesucht werden daher dringend Eltern auf Zeit oder auf Dauer. Weil gerade für kleinere Kinder Pflegeeltern die erste Wahl sind. Und weil diese Alternative viel weniger kostet als ein Heimplatz. Annette Holz-Rode gibt zu bedenken: „Dazu muss aber auch der Pflegekinderdienst personell entsprechend ausgestattet sein. Pflegefamilien brauchen intensive Beratung und Begleitung.“
"Ich wollte immer viele Kinder"
Denn gerade die erste Zeit, wenn ein Pflegekind aus einer Krisensituation heraus in die neue Umgebung kommt, ist nicht einfach. Überforderte Eltern, Vernachlässigung, Alkohol oder Drogen in der Familie, Trennung oder schwere Krankheit sind einige Gründe, die ein Kind zum Pflegekind werden lassen. Conny und Ulf Koelsch hatten das Glück, dass Marie und Dominik beide schon mit knapp einem Jahr zu ihnen kamen und wohl mindestens bis zum 18. Lebensjahr bleiben werden.
„Ich bin Einzelkind und wollte immer viele Kinder“, sagt Altenpfleger Ulf Koelsch. In der freikirchlichen Gemeinde in Fley, wo er mit seiner Frau den christlichen Glauben lebt, kam das Hasper Paar mit vielen Familien in Kontakt, die bereits Pflegekinder aufgenommen hatten. „Da haben wir gesehen, dass es funktioniert und wollten auch gern Kindern ein beschütztes Elternhaus geben“, erklären Conny und Ulf Koelsch.
Entscheidung für klassische Rollenverteilung
Bewusst hat sich das Paar für die klassische Rollenverteilung entscheiden. Der Papa arbeitet im Altenheim, Mama Conny ist zu Hause. „Langweilig ist es bei uns nie“, sagt die 30-Jährige. „Wir haben immer volles Haus.“ Entweder kommen Nachbarskinder aus der Hasper Reihensiedlung vorbei oder die Kinder bringen Freunde aus der Schule oder dem Kindergarten mit. „Wenn ich unsere vier Kinder nicht hätte, wäre ich unglücklich“, macht sie anderen Familien Mut, sich für ein Pflegekind zu entscheiden.
Doch auch bei den Koelschs war die Anfangszeit nicht leicht. Als die Perspektive und der Kontakt der Pflegekinder zu den leiblichen Eltern noch nicht klar geregelt waren. Mittlerweile trifft Dominik seinen leiblichen Vater regelmäßig und wächst damit ganz selbstverständlich auf. „Heute sind wir sind eine ganz normale Familie“, sagt Ulf Koelsch.
Eine Familie, in der im neuen Jahr vielleicht noch mehr los sein wird. Familie Koelsch hat sich zusätzlich für die Kurzzeitpflege beworben. Als Eltern auf Zeit. Für den Fall, dass ein Kind vorübergehend in Pflege gegeben werden muss.
„Vor allem muss man Pflegekindern Geborgenheit geben, die sie zu Hause nicht erfahren“, weiß Conny Koelsch. Annette Holz-Rode fasst es so zusammen: „Man muss einfach Spaß haben am Leben mit Kindern.“