Hagen.

„Ein Baby benötigt nicht nur Nahrung, sondern auch besondere Pflege, Sauberkeit, Zuneigung und ganz viel ­Liebe.“ Pia Korthaus weiß, wovon sie spricht. Von im Grunde ganz simplen Dingen, die dennoch nicht in ­allen Familien selbstverständlich sind. Doch die Familienhebamme arbeitet mit Engagement und Herzenswärme daran, jenen Eltern, die mit ihrem Nachwuchs überfordert sind, zu helfen.

Pia Korthaus und Martina Johna sind Familienhebammen beim Caritas-Verband und betreuen derzeit 34 Hagener Familien. Familien, die aufgrund von Arbeitslosigkeit oder Krankheit finanzielle Probleme haben, junge Mütter unter 20, die den Weg ins eigene Leben kaum meistern können, geschweige denn einem Baby einen guten Start ins Leben bieten können, oder Familien mit bereits mehreren Kindern, in denen erneut Nachwuchs im Anmarsch ist.

Gemein ist den Familien oder alleinerziehenden Müttern, dass sie sich allesamt in schwierigen Situationen befinden. Gebeutelt durch Krankheit oder psychische Überforderung benötigen sie Hilfe - unbürokratisch, ­direkt, handfest und dennoch professionell.

Weichen für die Zukunft

„Gerade die ­ersten Lebensjahre eines Kindes sind so wichtig - da werden die Weichen für die Zukunft gestellt“, unterstreicht Heike Depprich, Kinderschutzfachkraft bei der Caritas, die Dringlichkeit des Projektes „Frühe Hilfen“, das Prävention bis zum dritten Lebensjahr beinhaltet. In einer durch zunehmende Armut, Isolierung und Auflösung traditioneller Familienstrukturen geprägten Zeit gewinnt die Arbeit von Familienhebammen an Bedeutung.

Knackpunkt: Der bis Mai 2010 bei der Stadt Hagen beschäftigten Familienhebamme wurde gekündigt, da Kommunen mit einem nicht genehmigten Haushalt freiwillige Leistungen nicht mehr übernehmen dürfen. Heißt: Die Pleite-Stadt Hagen durfte ­Familienhebamme Pia Korthaus nicht mehr bezahlen.

Die Caritas sprang ein - Pia Korthaus besetzt seitdem beim Verband eine dreiviertel Stelle, seit knapp drei Monaten sitzt Martina Johna mit einer 60-Prozent-Stelle mit im Familienhebammen-Boot.

Neuaufnahmen sind nicht möglich

„Der Ausbau des Familienhebammenprojektes ist enorm wichtig. Die beiden Frauen geben ihr Bestes, doch sind total überlastet. Neuaufnahmen von bedürftigen Familien sind nicht möglich, obwohl die Nachfrage groß ist“, bedauert Heike Depprich.

Eine vertrackte Situation, und daher Grund für die WP-Stadtredaktion, ihre diesjährige Weihnachtsaktion unter das Motto „Hallo Babys - Willkommen in Hagen“ zu stellen.

Unser Ziel ist es nicht nur, die Arbeit der Familienheb­ammen zu sichern bzw. auszubauen, sondern auch betroffenen Familien und Alleinerziehenden direkt zu helfen.

Hören, sehen, fühlen

„Hören, sehen, fühlen - die elementaren Sinne bei Babys anzuregen und Sensibilität zu wecken, ist ganz wichtig. Spezielle Bälle, Lichtspiele und Liegeschaukeln können dabei helfen, sind aber für finanziell schwach gestellte Familien unerschwinglich“, spricht Pia Korthaus aus Erfahrung. „Und für Geschwisterkinder mal einen Ausflug ins Schwimmbad oder in einen Naturpark zu organisieren wäre toll, ist für die Eltern selbst aber kaum zu stemmen“, so Pia Korthaus, die sich als Lotsin durch die sensible Lebensphase rund um Schwangerschaft und ­Elternwerden sieht.

Gesunde und preiswerte Ernährung

Auch in puncto Ernährung möchten wir - also die WP - Hilfestellung geben, wollen Kochtreffs mit Müttern und Ernährungsexperten ins Leben rufen. Unter dem Motto „Gesund, preiswert und lecker für Kinder kochen“ soll in entspannter Atmosphäre vermittelt werden, wie wichtig gesunde Ernährung für den Nachwuchs ist. „Und, dass Selberkochen billiger sein kann als einfach ein Gläschen oder eine Dose zu öffnen.“

Auch in diesem Jahr bitten wir unsere Leser, Geld auf das eingerichtete Spendenkonto (Stichwort WP-Weihnachtsaktion) zu überweisen. Mit der Hilfe von uns und unseren Lesern möchten wir Hagener Familien für den eigenen Nachwuchs fit machen. Denn Kinder, die gesund und in geregelten Verhältnissen aufwachsen, sind ein Glück für die Gesellschaft.