Hagen. Die Literaturszene des Berlins der goldenen Jahre wurde im Theater an der Volme facettenreich beleuchtet.

Die ganz besondere Literaturszene der 1920er Jahre beleuchtet das „Theater an der Volme“ in der Revue „Cabaret Größenwahn“, die am Samstag eine gelungene Premiere feierte.

Die 1920er und 1930er des letzten Jahrhunderts, die „goldenen Jahre“, aber auch die Zeit der Wirtschaftskrise und der Inflation – sie boten vielen Schriftstellern den Nährboden für ihr Schaffen. Eine Plattform fanden Literaten wie Erich Kästner, Joachim Ringelnatz und Friedrich Schröder in Cafés wie dem Berliner „Café Größenwahn“, das seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zum Kabarett lud.

Indra Janorschke und Dario Weberg führten am Samstag durch die Literatur der 20er und 30er Jahre, sangen, rezitierten und spielten Szenen, die sich so oder so ähnlich in dem Literatencafé am Kurfürstendamm ereignet haben könnten.

Heiter und nachdenklich

Rosa Valetti (gespielt von Indra Janorschke) führte als Café-Besitzerin durch einen bunten Kabarett-Abend, in dem sich nicht nur die heiteren, sondern auch die nachdenklichen Stimmungen dieser ganz besonderen Zeit widerspiegelten.

Durchaus mit aktuellem Bezug, wie Indra Janorschke erklärte: „Auch damals wollten die Leute in Zeiten der Krise vor allem lachen, wenn sie abends ausgingen, um dem Alltag zu entfliehen. Aber die Intellektuellen haben natürlich auch die Probleme in der Gesellschaft hinterfragt. Schließlich war auch damals schon nicht alles Gold, was glänzte.“

Und so ging die Auswahl der Ausschnitte von heiter bis nachdenklich und bediente sowohl die Komik als auch die Tragik mit großer Vielfalt. Dabei bauten die beiden Schauspieler eine ganz besondere Beziehung zum Publikum auf: Die Besucher wurden mit einbezogen und hatten bisweilen sogar einen ganz eigenen Einfluss auf das Geschehen auf der Bühne.

Lesebrille eines Zuschauers

So lieh sich Dario Weberg als Joachim Ringelnatz für seinen Vortrag die Lesebrille eines Zuschauers aus der ersten Reihe, und Indra Janorschke mochte als Bardame glatt den Herrn aus der zweiten Reihe mit ins Hinterzimmer nehmen. Da störte es auch nicht, wenn der Ablauf etwas zu holpern schien – schließlich mussten die beiden Akteure unzählige Male in andere Verkleidungen schlüpfen.

Die Atmosphäre in dem kleinen Theater in den Elbershallen erinnerte durch diese sehr lockere, authentische Darstellung tatsächlich mehr an ein Kabarett-Café als an einen Theaterabend streng nach Drehbuch.

Die nächsten Aufführungstermine sind: 31. Dezember, 15. Januar, 2. und 3. Februar. Tickets gibt es im Theater an der Volme oder unter 0231-9172290. Mehr Informationen finden Sie im Internet unter www.theaterandervolme.de.