Hagen. Bill Mockridge, kanadischer Schauspieler und Kabarettist, gastiert am Samstag im Hasper Hammer. Im Interview erzählt er, was ihn nach Deutschland verschlagen hat, was das Besondere am Improvisationstheater ist und wie es sich gut altern lässt.

Den meisten Besuchern dürfte der 62-jährige Bill Mockridge aus der ARD-Serie „Lindenstraße” bekannt sein, in der er „Mutter Beimers” Ehemann Erich Schiller verkörpert. In Hagen präsentiert der Wahl-Bonner „Comedy aus der Geriatrie”.

Was hat Sie, Herr Mockridge, von Toronto nach Deutschland verschlagen?

Bill Mockridge: Anfang der 70er Jahre bekam ich ein Stipendium und arbeitete an deutschen Bühnen. Die Theaterlandschaft, besonders die Tatsache, dass man hier nicht nur für ein paar Auftritte, sondern für feste Spielzeiten verpflichtet wird, gefiel mehr sehr gut. Die Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum in einem beständigen Team arbeiten zu können, kannte ich aus Kanada nicht. Also blieb ich in Deutschland - bis heute.

Wie kam es zur Gründung der Bühne „Springmaus” in Bonn?

Schauspieler Bill Mockridge, Begründer des Improvisationstheater Springmaus, und Schauspieler in der Lindenstraße tritt im Hasper Hammer auf.
Schauspieler Bill Mockridge, Begründer des Improvisationstheater Springmaus, und Schauspieler in der Lindenstraße tritt im Hasper Hammer auf. © WP

Mockridge: Ich war Anfang der 80er in Ulm am Theater beschäftigt - erst als Regieassistent, dann als Schauspieler. Es hat mich frustriert, dass wir Akteure im Grunde nur Schachfiguren waren, Erfüllungsgehilfen für eine Theatervision. Für mich war alles zu artifiziell, zu kopfgesteuert. Da kam ich auf die Idee, ein Improtheater zu gründen.

Wie sind Sie vorgegangen?

Mockridge: Ich hab' sechs junge Leute, Studenten, trainiert. Mit dem Genre Improvisationstheater war ich in meiner Zeit an der Schauspielschule in Montreal in Kontakt gekommen. Und war schon damals begeistert von der Lebendigkeit und Spontaneität. Die Akteure gehen wie Rockstars auf die Bühne - frech und unkontrollierbar.

Schon nach kurzer Zeit gründeten Sie ein zweites Improtheater-Ensemble im „Haus der Springmaus”?

Mockridge: Ja, alles lief vom ersten Tag an rund, und die Schauspieler und ich als Leiter der Bühne konnten von den Einnahmen gut leben. Übrigens haben Kabarettisten, die heute richtig gut im Geschäft sind, in der ,Springmaus' ihre ersten Schritte gemacht. Zum Beispiel Dirk Bach, Ralf Schmitz, Bernhard Hoecker und Anka Zink.

Das Besondere am Improvisationstheater?

Mockridge: Es lebt von der Einmaligkeit des Abends, ist nicht zu vergleichen mit ,normalem' Schauspiel. Und erst recht nicht mit der Arbeit vor der Fernsehkamera.

Apropos Fernsehen. Sie spielen seit langem den ,Erich Schiller' in der Lindenstraße . . .

Mockridge: Ja, und die Arbeit im Studio in Köln-Bocklemünd ist eine schöne Abwechslung zur Arbeit in der ,Springmaus'. Gern steh' ich aber auch selbst auf der Bühne - als Kabarettist.

Wie am Samstagabend im Hasper Hammer, wo Sie mit Ihrem Solo-Programm ,Rostig, rostig, trallalallala' auftreten?

Mockridge: Damit besetze ich praktisch eine Marktlücke im Kabarett, denn das Thema ,Best Age' wird bislang selten aufgegriffen.

Es geht um den Alterungsprozess? Klingt ernst.

Mockridge: Gar nicht. Der ,Rostig'-Abend ist der letzte Teil einer Trilogie und beantwortet witzig-leicht die Frage, wie man mit positiver Lebensauffassung gut altern kann.