Hagen.
Jetzt wird es kalt in der Kirche. Das Presbyterium der evangelischen Gemeinde in Vorhalle hat beschlossen, die Temperatur im Gotteshaus an der Weststraße von 16 auf 14 Grad abzusenken. Mit diesem Schritt sollen die Heizkosten reduziert werden. Denn die Kirchengemeinde steckt in argen Nöten.
„Wir können den Unterhalt der Kirche in der bisherigen Form nicht mehr stemmen“, umschreibt Pfarrer Hanspeter Naumann (50) die Situation. Die Kreuzkirche verursache pro Jahr rund 10.000 Euro an Heizkosten.
Mit jedem Grad weniger könne der Ölverbrauch um sechs Prozent eingedämmt werden. „Somit sparen wir also 1200 Euro ein“, rechnet Naumann vor. Ihm sei bewusst, dass die nun deutlich kältere Kirche möglicherweise von einigen Gläubigen gemieden werde: „Durch diese Talsohle müssen wir durch. Die Leute sind verwöhnt, unser Standard ist immer sehr hoch gewesen.“
14 Grad Minimaltemperatur
14 Grad sind die Minimaltemperatur, die Pfarrer und Presbyterium gerade noch vertreten können. Wäre es noch kälter, drohten Schäden an der kostbaren Schleifladenorgel mit ihren hölzernen Luftkammern. „Das Holz könnte sich verziehen und Risse bekommen, die Pfeifen würden verstimmt“, so Küster Karl-Heinz Voß.
25.000 Euro verschlingt die Erhaltung der Kirche pro Jahr, was im Presbyterium schon einmal zu einem verwegenen Gedankenspiel geführt habe, berichtet Pfarrer Naumann: „Wenn wir unsere Gottesdienstbesucher mit einem Taxi in die Nachbarkirchen bringen und wieder abholen würden, wäre das billiger als der Unterhalt des eigenen Gotteshauses.“ Aber das wolle ja niemand, die wunderbare Vorhaller Kirche solle unbedingt erhalten bleiben.
Bewusstseinswandel durch Temperaturabsenkung
Neben dem Spareffekt erhofft sich Naumann von der Temperaturabsenkung deshalb einen Bewusstseinswandel. Auch in Vorhalle müssten sich die Menschen von liebgewonnenen Traditionen trennen. So wird daran gedacht, das Gemeindezentrum mit seinem 170 Quadratmeter großen Saal zu verkaufen.
Mit dem Erlös könnte das alte, unter Denkmalschutz stehende August-Kersting-Pfarrhaus (benannt nach Vorhalles erstem Pastor) saniert werden und künftig allen kirchlichen Gruppen als Versammlungsort dienen. Den evangelischen Kindergarten will das Presbyterium dagegen weiterführen. Vorerst jedenfalls.
Noch nicht genug Kandidaten für Wahl
Fraglich ist indes, inwieweit die Menschen in Vorhalle überhaupt bereit sind, sich für ihre Kirche zu engagieren. Für die anstehenden Wahlen zum Presbyterium haben sich bislang nicht einmal die notwendigen sechs Kandidaten gemeldet.
Pfarrer Naumann würde sich wünschen, dass sich „fitte Pensionäre“, aber auch Eltern von Kindergartenkindern um einen Sitz im Leitungsgremium der Gemeinde bewerben. Sonst könnte es bald noch kälter werden im Vorhaller Gotteshaus.