Eppenhausen. .
Mit einschneidenden Sparmaßnahmen will die evangelische Dreifaltigkeitsgemeinde in Eppenhausen der sich zuspitzenden finanziellen Notlage begegnen.
So ist daran gedacht, die Organistentätigkeit zu reduzieren und die Gottesdienste von elektronischer Musik aus der Konserve begleiten zu lassen. Im Raum stehen auch eine Reduzierung der Stelle von Pfarrer Matthias Heuer (44) um 25 Prozent und der Abriss des alten Pfarrhauses, um nur die erheblichsten Posten zu nennen. Denn: „Die Lage ist dramatisch“, so Pfarrer Heuer.
Die knapp 2500 Mitglieder starke Dreifaltigkeitsgemeinde benötigt 100 000 Euro Kirchensteuermittel pro Jahr, um ihre zahlreichen Angebote aufrechtzuerhalten. Während sie in diesem Jahr noch 91 000 Euro vom Kirchenkreis zugewiesen bekommt, sind es 2012 voraussichtlich nur 78 000, zwei Jahre später gerade noch 58 000 Euro. Grund sind die rückläufigen Mitgliederzahlen in der evangelischen Kirche: Zwar verliert die Dreifaltigkeitsgemeinde selbst kaum 20 Gläubige pro Jahr, doch im gesamten Kirchenkreis ist der Verlust viel größer: Jahr für Jahr reduziert sich die Zahl der Gläubigen in Hagen um rund 2000 Köpfe. Und von dieser Entwicklung ist das Steueraufkommen abhängig.
Besonders hart betroffen
Die an sich lebendige und aktive Dreifaltigkeitsgemeinde ist von dieser Entwicklung besonders hart betroffen. Sie unterhält fünf Gebäude und eine Kindertagesstätte und ist zudem mit mit ihrer Familienbildungs- und der Seniorenbegegnungsstätte eine wichtige Anlaufstelle für die Menschen in Eppenhausen und darüber hinaus. Die Resonanz, die die kirchlichen Angebote finden, ist enorm; zuletzt erschienen 75 Zuhörer zu einem Vortrag über die Patientenverfügung.
Dabei sah sich die Gemeinde schon in der Vergangenheit zu einem eisernen Sparkurs gezwungen. Als Küster Horst Farr 2009 in den Ruhestand trat, wurde kein Nachfolger eingestellt, Mitglieder des Presbyteriums erledigen seitdem den Kirchendienst. Auch das Reinigungsintervall von Gemeinde- und Pfarrhaus wurde gestreckt. Um die Betriebskosten der Dreifaltigkeitskirche zu senken, finden Gottesdienste in dem Gotteshaus nur noch im Sommer statt. In der kalten Jahreszeit weichen die Gläubigen, außer zu besonderen Anlässen, ins Gemeindehaus aus. Die Temperatur in der Kirche wurde auf elf Grad heruntergefahren und soll jetzt um weitere drei Grad gesenkt werden. „Mehr geht nicht, sonst würden wir unsere Orgel beschädigen“, so Heuer.
Doch die finanziellen Engpässe führen auch zu Solidarität. Inzwischen spenden 60 Familien per Einzugsermächtigung einen regelmäßigen Betrag an ihre Gemeinde - das sogenannte Kirchgeld, mit dem Lücken im Kirchenhaushalt gestopft werden. Außerdem gibt es einen Förderverein, der die dringend notwendige Renovierung der Orgel zustande gebracht hat.
Auf einer Klausurtagung hat das Presbyterium die Situation schonungslos erörtert und den Gläubigen anschließend im Rahmen einer Gemeindeversammlung auch die unpopuläre Lösungsvorschläge vorgestellt. „Es war uns wichtig, die Menschen frühzeitig zu informieren und nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen“, so Erika Meiners (69), zweite Vorsitzende des Presbyteriums. „Wir können nicht allein entscheiden, wir brauchen den Rückhalt der Gemeinde.“
Ob demnächst wirklich elektronische Musik im Gottesdienst erklingt - Pfarrer Heuer wagt gar nicht darüber nachzudenken: „Das ist wirklich ein Schreckensszenario.“ Doch in Zeiten immer größer werdender Finanzsorgen scheint auch das Unmögliche möglich zu werden.