Hohenlimburg. Die Debatte um die Friedhofsschließungen in Hagen bleibt ein Eiertanz. Klar ist: Der Begräbniswald am Schloss Hohenlimburg wird nichts.

Es bleibt weiterhin ein großes Herumreden um den heißen Brei. Wie berichtet, stehen die Friedhöfe Berchum, Holthausen und Garenfeld auf der Streichliste. In Altenhagen und Halden wird intensiv geprüft, ob ein Weiterbetrieb möglich ist. Der Verwaltungsrat des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH) hatte die Schließung der Mini-Friedhöfe nach massivem öffentlichen Protest quasi in den Wartestand geschickt und keinen finalen Beschluss, sondern eine „erste Lesung“ beschlossen. Das heißt nur, dass die Schließungen vorerst vom Tisch, nicht aber abgewendet sind. In der Bezirksvertretung Hohenlimburg gab es nun wenige Neuigkeiten dazu.

60 Hektar städtische Friedhofsfläche gibt es (zehn Anlagen), und eigentlich werden nur noch zehn Hektar benötigt. Das Defizit, das entsteht, weil ungenutzte Flächen durch den Wandel in der Bestattungskultur bewirtschaftet werden müssen, ist zwei Millionen Euro groß. In einer überschuldeten Stadt eine geradezu horrende Summe. Und laut dem Gutachten des Unternehmens Eterna wären Holthausen, Berchum und Garenfeld mal der Anfang einer größeren gesamtstädtischen Rasur.

Nicht anders sieht es auf den konfessionellen Friedhöfen in Hohenlimburg aus. Hier: Der evangelische Friedhof Niederfeld. Die Veränderungen in der Bestattungskultur schlagen Lücken die Begräbnisfelder.
Nicht anders sieht es auf den konfessionellen Friedhöfen in Hohenlimburg aus. Hier: Der evangelische Friedhof Niederfeld. Die Veränderungen in der Bestattungskultur schlagen Lücken die Begräbnisfelder. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Bezirksvertretung Hohenlimburg hält dagegen

Dass ein solcher Beschluss noch fällt, ist nicht ausgeschlossen. Dass er sich im Status von „Lesungen“ befindet, bedeutet nur, dass die politische Debatte noch läuft. Der Beschlussvorschlag ist aber immer noch derselbe. Immerhin: Die Bezirksvertretung Hohenlimburg hatte dem harsch kritisierten Beschlussvorschlag eine entscheidende Änderung entgegengesetzt und diese wiederum selbst als Empfehlung an den Rat beschlossen. Und zwar einstimmig. Erstens: Die Friedhöfe Berchum und Holthausen sollen nicht geschlossen werden. Zweitens: Der WBH soll beauftragt werden, zunächst die Empfehlungen und Maßnahmenvorschläge aus dem Gutachten zur Kostenreduzierung umzusetzen. Und drittens: Die Verwaltung soll beauftragt werden, die im Gutachten genannte Umplanung für den Friedhof Berchum zu erstellen und diese der Bezirksvertretung Hohenlimburg mit einer Kostenschätzung vorzulegen.

Synonym für das Flächenproblem auf den Hagener Friedhöfen: die Anlage in Berchum.
Synonym für das Flächenproblem auf den Hagener Friedhöfen: die Anlage in Berchum. © WP | Michael Kleinrensing

Erst mal nur „zweite Lesung“

In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung passierte folglich nichts. Außer, dass eine „zweite Lesung“ verabschiedet wurde. Das Thema wird also weiter auf die Wartebank geschoben und verharrt in diesem Status wohl auch über den gesamten Sommer. Michael Glod (CDU) wollte in diesem Zusammenhang die Tür für das Fürstenhaus mit Blick auf einen möglichen Begräbniswald am Schloss wieder einen Spalt weit mehr öffnen. „Früher gab es ja das ein oder andere Mal Diskrepanzen mit dem Fürstenhaus, aber das Verhältnis hat sich ja deutlich verbessert. Vielleicht sollten wir dem Fürstenhaus mehr Zeit geben.“

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Diese Zeit wird nicht mehr benötigt. Denn Fürst Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg erklärt gegenüber der Redaktion, dass er sich von der Idee des Begräbniswaldes am Schloss verabschiedet. Das habe er auch bereits offiziell in einem Schreiben an Oberbürgermeister Erik O. Schulz deutlich gemacht. Zuletzt hatte auch WBH-Chef Hans-Joachim Bihs deutlich gemacht, dass der Begräbniswald mit Blick auf den städtischen Ruheforst problematisch sein könnte. „Meine Leitung am Ruheforst Phillipshöhe sagt mir, dass ein weiterer Ruheforst durchaus eine Konkurrenz für den städtischen Friedwald darstellt“, so WBH-Chef Bihs.

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Reaktion des Friedhofsvereins

„Wünschenswert wäre, wenn sich die Hagener Stadtoberen wieder mehr ihren Traditionsfriedhöfen widmen würden. Der Wert eines in der Nähe liegenden, ggf. sogar fußläufig erreichbaren Gedenkortes für die Hinterbliebenen kann gar nicht hoch genug gewürdigt werden. Er bemisst sich auch daran, dass Friedhöfe die am meisten besuchten Grünanlagen sind, die zudem Einnahmen ermöglichen - und als Orte der Begegnung dienen“, sagte zuletzt Andreas Morgenroth, Landschaftsplaner und Sprecher der deutschen Friedhofsvereine. Friedhöfe würden - wie jede Grünanlage - immer defizitär bleiben. Man müsse vielmehr die Rechnung aufmachen, inwiefern sich ihr Pflegeaufwand von dem einer Grünanlage - um die es meistens keine Diskussionen gebe - unterscheide.