Hagen. Verschiedene Implantate führen dazu, dass Schwerhörige wieder hören können. Prof. Jonas Park aus Hagen stellt sie beim WP-Medizinforum vor.
Als Mediziner wird Prof. Jonas Park immer wieder mit dem Leid von Menschen konfrontiert. Vielleicht ist dieser Part seiner Tätigkeit auch deshalb für ihn und sein Team so schön: In der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am St.-Josefs-Hospital, Lehrstuhl für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Universität Witten/Herdecke, verhelfen der Direktor der Klinik und seine Mitarbeiter Menschen dazu, dass sie wieder hören können. Und das durch einen kleinen, unscheinbaren Eingriff, der - so der Mediziner - eine hohe Erfolgsquote habe.
Über Cochlea-Implantate und weitere implantierbare Hörsysteme, die in der Regel bei einer Operation, die kaum eine Stunde dauert, eingesetzt werden, spricht Prof. Park beim WP-Medizinforum. Dieses veranstaltet unsere Zeitung in Kooperation mit den Katholischen Kliniken am Mittwoch, 26. Juni, 17 Uhr, in der Caféteria des St.-Josefs-Hospitals, Dreieckstraße 17, in Hagen. Eine Anmeldung ist möglich unter 0201/8048058. Neben dem Klinikdirektor stehen Andrea Breinhild-Olsen, Rehabilitative Leitung des Hörzentrums, und Marion Hölterhoff, Vorsitzende der Selbsthilfegruppe Cochlea-Implantat NRW, als Ansprechpartner zur Verfügung. Während der Veranstaltung wird eine sogenannte FM-Anlage eingesetzt, die es auch den Trägern von Hörgeräten ermöglicht, das Gesagte zu verstehen. Wer eine T-Spule im Hörgerät integriert hat, muss diese beim Hörakustiker freischalten lassen. Dazu kommt eine Schrift-Dolmetschung.
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Implantate bieten neue Möglichkeiten
„Wir wollen an diesem Tag Menschen, denen ein Hörgerät nicht mehr weiterhilft, aufzeigen, welche Möglichkeiten es noch gibt“, sagt Prof. Park mit Blick auf Implantate, die - je nach Ursache der Schwerhörigkeit - mit unterschiedlichen Techniken arbeiten. „Die Eingriffe, die dafür erforderlich sind, sind lange nicht mehr so aufwändig, wie sie einmal waren. Im Anschluss sind die Patienten sofort mobil. Nach drei bis vier Tagen können sie in der Regel die Klinik wieder verlassen. Niemand muss Angst vor einer solchen Operation haben. Uns ist wichtig, dass die Betroffenen die Scheu verlieren und die Chance erkennen, die Implantate heute bieten.“
Hinzu kommt: Während für Hörgeräte in der Regel Eigenanteile aufgebracht werden müssen, übernehmen die Kassen die Eingriffe und die Kosten für das Implantat.
Draht kann Nerven stimulieren
Dabei gibt es unterschiedliche Ansätze. Beispiele: Sind die Hörzellen im Ohr beeinträchtigt, wird mit einem kleinen Schnitt ein Implantat eingesetzt, von dem wiederum ein kleiner Draht ausgeht, der direkt in die Hörschnecke geschoben wird und dort die Nerven stimuliert. Von außen wiederum wird ein Prozessor aufgesetzt, der auf den ersten Blick kaum wahrnehmbar ist. Ein anderes Implantat wird direkt auf den Knochen oder an der Gehörknöchelchenkette befestigt und versetzt diesen in Vibration.
Dabei gibt es neben der Bedeutung des „Wieder-Hören-Könnens“ weitere Effekte. „Menschen, die fast nichts mehr hören können, neigen dazu, sich in Isolation zurückzuziehen“, so Prof. Jonas Park, „es geht also auch um das Thema Altersgesundheit. Denn wer nicht mehr am Leben teilnimmt, läuft eher Gefahr, an Demenz zu erkranken.“
Prozessor wird von außen aufgesetzt
Bis Patienten wieder hören können, vergehen nach den Eingriffen noch einige Wochen. „Der Prozessor kann nicht unmittelbar von außen aufgesetzt werden“, sagt Park. „Abhängig von der Methode kann es dann noch Wochen bis Monate dauern, bis Patienten wieder Sprache verstehen können. Wir unterstützen diesen Prozess durch Rehabilitations-Maßnahmen. Die Therapie ist ein wichtiger Faktor, das Hörzentrum Südwestfalen hier am Ort ist Bestandteil unserer Klinik. Das ist längst nicht überall der Fall.“
„Die Systeme, mit denen wir heute arbeiten, funktionieren immer besser“, hält Park große Stücke auf den technischen Fortschritt in den letzten Jahren. „Sie setzen dort an, wo Hörgeräte den Patienten nicht mehr weiterhelfen. Bei gewissen neuartigen Implantaten gehören wir zu den Kliniken mit den meisten Erfahrungen bundesweit.“
Auch Kinder und Neugeborene werden behandelt
Weil Menschen immer älter werden, hat auch die Zahl der Eingriffe zuletzt stetig zugenommen. Weiterhin kommen Neugeborene und Kinder von überregional zur Behandlung und Versorgung. „Für uns ist das auch Anlass, das Hörzentrum auszubauen“, beschreibt Park einen Prozess, der bereits läuft, „wir reden über mehr Therapeuten, neue Räume und über bessere Geräte.“