Wehringhausen. Wie die 17-Jährige Melissa mit ihrem Handycap umgeht und wie ihr das Team von Heite und Pramann hilft.
Ihre ersten Tage als Auszubildende zur Elektronikerin Energie- und Gebäudetechnik (früher Elektrikerin) hat Melissa Adem hinter sich. Sie hat mitgeholfen, auf einem Dach eine Photovoltaikanlage zu installieren und hat ihren neuen Kollegen zugeschaut, wie diese in Privatwohnungen elektrische Anschlüsse verlegen. Die 17-Jährige ist von Geburt an gehörlos und trägt seit frühester Kindheit ein spezielles Implantat, ein Cochlea Implantat. Dadurch kann sie mit relativ wenigen Einschränkungen am normalen Leben teilnehmen - und jetzt auch am Berufsleben.
„Für uns ist Melissas Handycap kein Problem. Sie hat ja auch schon drei Praktika bei uns absolviert und alles lief glatt“, sagt Michael Heite. Gemeinsam mit Oliver Pramann führt er den Meisterbetrieb „Elektro Heite & Pramann“ an der Berliner Straße 2.
Melissa fühlt sich im Team wohl
Wie der erste Kontakt zu der Firma in Wehringhausen zustande kam? „Melissas Mutter arbeitet bei einem unserer Geschäftspartner und hat uns nach einem Schulpraktikum für ihre Tochter, die ohne Gebärdendolmetscher kommunizieren kann, gefragt“, blickt Michael Heite zurück. Dem ersten Praktikum folgten zwei weitere, Melissa machte die Arbeit in dem Elektrobetrieb Spaß und sie fühlte sich im Team wohl. Für beide Seiten sprach nichts dagegen, dass die junge Frau auch ihre Ausbildung bei Heite & Pramann startet, wobei die Bundesagentut für Arbeit mit im Boot sitzt.
Hoher Begleitungsaufwand
„Da Melissa Adem schwerbehindert ist, bekommt der Arbeitgeber einen Ausbildungszuschuss , da mit einem hohen persönlichen Begleitungsaufwand zu rechnen ist,“ erklärt Regine Rüth, Reha-Expertin bei der Agentur für Arbeit. Außerdem würden, so Rüth weiter, technische Arbeitshilfen gefördert. „Unser technischer Berater kennt sich gut aus und kann Melissa wie auch der ausbildenden Firma wertvolle Tipps geben. Und falls Fragen rund um Förderanträge auftauchen, hilft unser Integrationsfachdienst weiter“, verspricht die Reha-Expertin ein „Rundum-Unterstützungs-Paket“ seitens der Bundesagentur für Arbeit. Regine Rüth fügt an: „Dieser Inklusions-Fall ist ein schönes Beispiel für Integration in der Ausbildung.“
Melissa Adem lauscht den Worten von Regina Rüth und nickt lächelnd. „Ich wurde als taubes Kind geboren, mit zweieinhalb Jahren wurde ich operiert und habe künstliche Gehörgänge bekommen“, erzählt die junge Frau, die mit viel Disziplin Sprechen und „Hören“ gelernt hat.
Sie schaffte den Hauptschulabschluss an einer Förderschule und wird nun - begleitend zur praktischen Ausbildung - eine Berufsschule in Essen besuchen.
„An der Cuno-I-Berufsschule in Hagen sind die Klassen sehr groß und der Geräuschpegel ist hoch, was für Melissa nicht ideal ist“, sagt Oliver Pramann, Mit-Geschäftsführer bei „Elektro Heite & Pramann“. An der Essener Schule wird Melissa eine wesentlich kleinere Klasse mit ausschließlich gehörlosen Schülern besuchen, die Lehrer arbeiten mit Gebärdensprache. Wenn alles gut läuft, kann die junge Frau nach dreieinhalb Jahren, also Anfang 2024, ihre Prüfung ablegen.
Mit ihrer Behinderung kommt Melissa, die gerade ihren Führerschein macht, gut zurecht, „es gibt Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern oder das Leben sicherer machen“, sagt sie. Ein Beispiel? „Bei mir im Zimmer hängt ein Rauchmelder , der im Falle eines Feuers nicht laut piept, sondern mit Lichtsignal arbeitet.“
Michael Heite und Oliver Pramann, die derzeit drei weitere Azubis beschäftigen, haben mit gehandicapten Mitarbeitern bislang gute Erfahrungen gemacht. „Bei uns im Team ist ein 53-jähriger Italiener, er arbeitet seit drei Jahren als Geselle bei uns, hat nur 14 Prozent Hörkraft und trägt ein Hörgerät“, sagt Michael Heite, „er ist unser bester Mann, arbeitet super und feiert nie krank.“