dfagd. Die Gefäßmedizin wird durch Dr. Adrian Mahlmann aus Hagen heraus möglicherweise revolutioniert. Ein weltweiter Impuls aus Hagen.

Privatdozent Adrian Mahlmann (45) zuckt mit den Schultern. Dann sagt er: „Wir haben in zahlreichen medizinischen Bereichen ein Präventionsangebot. Nur nicht ausreichend bei Gefäßerkrankungen. Es reicht allein ein Blick auf die Schaufensterkrankheit (periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz: PAVK).“ Arterien, Venen und Lymphgefäße sind für ihn, was für die Kardiologen das Herz, den Orthopäden die Muskeln oder den Dermatologen die Haut ist. Mit Chefarzt Adrian Mahlmann ist nicht nur einer der besten Angiologen dieses Landes vor drei Jahren ins St. Josefs-Hospital gekommen, sondern auch der Faktor Innovation. Denn Mahlmann will ein Verfahren weiterentwickeln, das den Gefäßzustand von Menschen aller Altersklassen binnen weniger Sekunden ermittelt.

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Bündelung der Expertise

Das Fachgebiet der Angiologie, der Lehre von den Gefäßen, ist in der Region nicht weit verbreitet. Genau genommen decken Mahlmann und sein Team einen Raum von Hagen über den Märkischen Kreis, den EN-Kreis und Herne bis Bochum ab. „Die beste gefäßmedizinische Behandlung sollte gemeinsam durch die Bereiche Gefäßchirurgie, Angiologie und Radiologie an einem Standort vertreten sein, um Spitzenmedizin in diesem Bereich anzubieten“, sagt der Mediziner. Im Josefs-Hospital Hagen, das zu den katholischen Kliniken gehört, ist das so.

Dr. Adrian Mahlmann ist ein international gefragter Mediziner auf dme Gebiet der Angiologie.
Dr. Adrian Mahlmann ist ein international gefragter Mediziner auf dme Gebiet der Angiologie. © WP | Michael Kleinrensing

Weltweit gefragter Mediziner

Gerade erst ist Mahlmann aus Dubai zurück. Er wird als Experte geladen, um in Kliniken auszubilden und auf internationalen Kongressen u.a. über neue Screening-Methoden oder seine Forschungsergebnisse zu referieren, die er federführend in Zusammenarbeit mit der Firma für Gefäßdiagnostik, SOT Medical Systems, und dem renommierten Austrian Institute of Technology in Österreich entwickelt. Die Durchblutung der Beine wird dabei allein über die abgeleiteten Pulskurven beurteilt. Zum Einsatz kommt dabei das System „AngE“, ein Gerät mit vielfältigen Möglichkeiten zur Messung der Durchblutungssituation und zwar bis in die Peripherie des Körpers, zum Beispiel die Zehen- und Fingerspitzen.

Bevor er 2021 nach Hagen wechselte war er an den Universitätskliniken der Technischen Universitäten Dresden und München tätig.
Bevor er 2021 nach Hagen wechselte war er an den Universitätskliniken der Technischen Universitäten Dresden und München tätig. © WP | Michael Kleinrensing

Studie aus Hagen initiiert

Dieses Gerät kommt bislang in der Gefäßmedizin nicht standardmäßig zum Einsatz. Immer dann, wenn Patienten mit bestimmten Beschwerden vorstellig werden, werden in der Routine bereits etablierte Untersuchungsmethoden, aber auch gleichzeitig neue Verfahren eingesetzt. Beteiligt an dieser Erprobung im Rahmen der internationalen COPE-Studie unter der ärztlichen Leitung von Adrian Mahlmann sind nationale und internationale Zentren, zu der am Ende 5000 Patienten gehören sollen.

Die Erkennung einer Durchblutungsstörung der Beine hat weitreichende Konsequenzen. Es geht nicht allein darum, nur diese Erkrankung zu behandeln. Sie müssen auch Einfluss auf die Gesamtprognose des Patienten nehmen, mit der optimalen Einstellung der Risikofaktoren, die auf alle Gefäße des Körpers einwirken
Dr. Adrian Mahlmann

800 Untersuchte sind es bereits in Hagen. „Wir wollen alle Altersklassen untersuchen, auch die jünger sind“, sagt Mahlmann. Bedeutend jünger als zum Beispiel 65 Jahre, wenn zum ersten Mal das Bauchaortenscreening (zum Ausschluss einer krankhaften Erweiterung der Bauchschlagader) kostenfrei möglich ist. Im Prinzip sollen so frühzeitig wie möglich Arterienerkrankungen erkannt werden. Die gilt es zu erforschen, wem ab welchen Alter auch Untersuchungen zur Früherkennung der PAVK, auch ohne Beschwerden, angeboten werden sollten, um Gefahren für die Zukunft rechtzeitig abzuwenden.

Durchblutungsstörung hat weitreichende Konsequenzen

„Die Erkennung einer Durchblutungsstörung der Beine hat weitreichende Konsequenzen. Es geht nicht allein darum, nur diese Erkrankung zu behandeln. Sie müssen auch Einfluss auf die Gesamtprognose des Patienten nehmen, mit der optimalen Einstellung der Risikofaktoren, die auf alle Gefäße des Körpers einwirken“, sagt Mahlmann. Eine freie Halsschlagader bedeute nicht, dass man kein weiteres arterielles Problem haben könne.

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Bei Vorliegen einer Verkalkung z.B. der Herzkranzgefäße (koronare Herzerkrankung) sei es jedoch wahrscheinlich auch in anderen Gefäßregionen relevante Begleiterkrankungen, wie PAVK, zu haben, auch anfänglich ohne Beschwerden. Hauptursache sei zu 95 Prozent die Arteriosklerose, also die Verkalkung der Arterien. Jahrelang bleibe die Krankheit asymptomatisch und gelte als unterdiagnostiziert. Also meistens unentdeckt.

Nichts wird in den Körper eingeführt

Das Vorantreiben einer ganzheitlichen Betrachtung der Gefäße über das System „AngE“ und die dazugehörige Studie wird von Hagen aus federführend initiiert. „Es ist nicht invasiv, also es wird nichts in den Körper eingeführt. Es dauert wenige Sekunden und wir haben wertvolle Daten. Innovation findet immer erst statt, wenn man neue Wege geht“, sagt Adrian Mahlmann, der genau weiß, worüber er redet. Er hat den langen Weg begleitet, mit Anhörung stellvertretend für die Fachgesellschaft Angiologie, auf dem der Gemeinsame Bundesausschuss Ende 2016 die „Richtlinie Ultraschallscreening auf Bauchaortenaneurysmen“ beschloss.

Bevor er 2021 nach Hagen wechselte war er an den Universitätskliniken der Technischen Universitäten Dresden und München tätig. Mahlmann hat nach seinem Studium der Humanmedizin an der Universität Erlangen-Nürnberg zunächst in der Kardiologie des Deutschen Herzzentrums München sowie im Anschluss im Herzzentrum und am Universitäts Gefäßzentrum Dresden seine universitäre Weiterbildung vollendet und weitergeführt. Er ist Facharzt für Innere Medizin und besitzt die Schwerpunktbezeichnung Angiologie sowie die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin.