Hagen. Der Verdacht, dass ein Tornado in Hagen gewütet hat, verhärtet sich. Wie die Experten bei der Analyse vorgehen und was bislang bekannt ist:
„Nach ersten vorläufigen Ergebnissen verhärtet sich der Verdacht, dass es ein Tornado war“, sagt Felix Dietzsch vom Deutschen Wetterdienst (DWD) mit Blick auf die Ereignisse in Hagen. Am Mittwochnachmittag fegte plötzlich der Wind durch einige Straßenzüge, riss Bäume um, Dachziegel herunter - und das Kirchturmdach der St.-Elisabeth-Kirche wurde auf die Straße geschleudert.
„Alle Indizien sprechen für einen Tornado. Aber das endgültige Ergebnis steht noch aus. Es wird noch einige Tage dauern, bis wir abschließend dazu etwas sagen können“, so der Sprecher des Wetterdienstes weiter. Externe Fachleute untersuchen den Fall. Das, so Dietzsch, sei zeitaufwendig und nicht so leicht. „Es müssen verschiedenste Parameter berücksichtigt werden. Dazu zählen das Schadensbild, Windgeschwindigkeiten oder die Windrichtung“, zählt er auf.
Denn es mache beispielsweise einen entscheidenden Unterschied, ob es sich um wechselnde bzw. rotierende oder gleichbleibende Windrichtung handele. „Daher bewerten die Kollegen unter anderem die Sturzrichtung von Bäumen oder schauen sich an, in welche Richtung Dachziegel geflogen sind - und sie greifen auf Wetterdaten von Meteorologen vor Ort zurück“, so Dietzsch.
- Nachrichtenüberblick: Wirbelsturm rast durch Hagen
- Der Tag danach: „Die Aufräumarbeiten werden dauern“
- Video: Wirbelsturm fegt durch Hagen und hinterlässt Schäden
- Reaktionen: Kirchturmdach stürzt auf Auto: „Ich hatte Glück“
- Kommentar: Ein Dankeschön an alle Rettungskräfte
- Hintergrund: Tornado-Verdacht: DWD schickt Experten nach Hagen
- Ratgeber: Sturm-Schäden: Wann zahlt welche Versicherung?
40 bestätigte Tornado-Fälle pro Jahr
Ein Tornado könne letztlich auch auftreten, ohne dass man den „Rüssel“ sieht, so der Wetterfachmann. Bei einem sogenannten „Downburst“, also einem Gewitterfallwind, könne das Schadensbild ähnlich aussehen. „Auch da können Windgeschwindigkeiten zwischen 120 und 150 km/h auftreten“, so Dietzsch zu den Gemeinsamkeiten. Allerdings gebe es häufig breitere Schneisen, „die Schäden sind eher linear, weil die Windrichtung gleichbleibend ist.“ Dass Tornados in Deutschland auftreten, sei keine Seltenheit. „Wir sprechen hier von etwa 40 bestätigten Fällen im Jahr. Natürlich gibt es auch eine Dunkelziffer.“
Lagen wie die in Hagen entstünden oft kurzfristig, „sodass man kaum davor warnen kann. Die Vorwarnzeit ist - wenn überhaupt - minimal. Wir sprechen hier über vielleicht fünf Minuten. Sofern man es überhaupt vorher auf den Modellen erkennt“, so Dietzsch.