Hagen. Ein Wirbelsturm hat in Hagen große Schäden angerichtet. Dabei wurde der Dachstuhl einer Kirche abgerissen. Der DWD prüft einen Tornadoverdacht.
- Ein Wirbelsturm hat in Hagen Bäume umgeweht und zahlreiche Dächer beschädigt. Der Deutsche Wetterdienst prüft einen Tornadoverdacht.
- Einen Tag nach dem Wirbelsturm läuft in Hagen das große Aufräumen.
- So ist die aktuelle Lage in der Stadt Hagen nach dem Wirbelsturm.
Wirbelsturm in Hagen: Wetterdienst prüft Tornadoverdacht
Ein Wirbelsturm ist am Mittwochnachmittag durch die Fleyer Straße nahe des Hagener Zentrums gefegt und hat große Schäden verursacht. In der benachbarten Karl-Halle-Straße wurde ein Dachstuhl aufgerissen, in der Fleyer Straße sind mehrere Bäume umgekippt und Autos beschädigt worden. Das Dach des Kirchturms der St.-Elisabeth-Kirche existiert nicht mehr. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) prüft nun, ob es sich um einen Tornado handelte. Hierzu werte man Daten aus, hieß es vom DWD. Sprecher Felix Dietzsch erklärt gegenüber der Redaktion: „Es handelt sich zunächst um einen Tornadoverdacht. Die Analyse ist aber aufwendig. Es wird noch einige Tage dauern, bis erste Ergebnisse vorliegen.“
„Das Schadensbild ist noch nicht absehbar“, sagt Hans-Joachim Bihs, Vorstand der Wirtschaftsbetriebe Hagen, am Donnerstag. Die Wirtschaftsbetriebe werden sich um die Aufräumarbeiten kümmern. Diese werden nach dem Wirbelsturm noch dauern.
Am Tag nach dem Wirbelsturm laufen an mehreren Stellen die Aufräumarbeiten. Die Informationen in der Übersicht:
- Fleyer Straße: Der untere Teil der Fleyer Straße ist nach wie vor gesperrt. Auch der untere Teil der Aschenbergstrasse ist betroffen. Bevor die Straßen freigegeben werden können, müssen zunächst noch die abgebrochenen Äste und Baumteile beseitigt werden. Um 9.30 war bereits ein Betrieb vor Ort, der sich um zwei abgedeckte Dächer kümmerte. An den Seiten der Straße türmt sich das Grün. Einige Anwohner fegen ihre Eingänge.
- Lortzingstrasse: Der Spielplatz zwischen Beethoven- und Lortzingstrasse sieht am Tag nach dem Sturm am schlimmsten aus. Zahlreiche Bäume sind umgestürzt und die Spielfläche ist abgesperrt.
- Karl-Halle-Straße: Auch hier sind bereits Dachdecker am Werk, um die Dächer zu sichern. Auf der Straße liegen noch Ziegelreste, an der Seite noch umgestürzte Bäume. Dolf Winkelmann steht auf der Leiter und bringt das Schild an seinem Obstladen neu an. „Gestern ging alles schnell. Meine Kisten und Obst sind umhergeflogen. Zum Glück ist kein größerer Schaden entstanden“, sagt er. Er betreibt seinen Obstladen hier seit 17 Jahren. „,Sofort kamen Nachbarn zur Hilfe geeilt. Das war klasse, dass sie alle so schnell geholfen haben. Wir sind hier wie eine kleine Familie.“
- Scharnhorststraße: Wo vor wenigen Stunden noch die Trümmer des Kirchturm-Dachs auf der Straße lagen, ist schon viel passiert. Etliche Nachbarn und Pfadfinder, erzählt der Küster, haben bereits am Abend mit angepackt, um die Trümmerteile des Dachs von der Straße zu holen. Gottesdienste sollen heute normal stattfinden, wenn auch nicht im Klostergarten an der Kirche. Denn auch der Garten wurde beim Sturm beschädigt. Hineinregnen kann es in die Kirche nicht: Es gibt noch ein Zwischendach, dass beim Sturm nicht beschädigt wurde.
„Es waren 120 Kräfte im Einsatz. Zum Glück entstand nur Sachschaden, es wurden keine Personen verletzt“, sagt Peter Thiele, Sprecher der Feuerwehr, am Mittwochabend. Und: „Wir weisen darauf hin, dass in Waldgebieten der betroffenen Bereiche immer noch dazu kommen kann, dass beschädigte Bäume noch umstürzen, gleiches gilt für beschädigte Dächer und Bäume in den betroffenen Stadtteilen. Bitte vorsichtig sein!“, so Thiele.
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Nach ersten Erkenntnissen entwickelte sich der Wirbelsturm über Henkhausen, zog weiter Richtung Berchum und von dort hinüber Richtung Fleyer Wald, Fleyer Straße und Emst. Auf dem Weg Richtung Märkischer Ring entlud sich der Sturm. So beschreibt es die Hagener Feuerwehr. Die größten Schäden sind offenbar im Hochschulviertel/Klosterviertel entstanden.
Leitstelle zeitweise überlastet
Die Fleyer Straße wurde von der Polizei gesperrt. Autofahrer mussten das Gebiet umfahren. Die Feuerwehr bittet zudem darum, wegen der Folgen des Wirbelsturms nicht mehr den Notruf zu wählen, da die Leitstelle bereits völlig überlastet ist (Stand 18 Uhr).
WP-Wetterexperte Bastian Rissling aus Hagen: „Die Daten sprechen für ein außergewöhnliches Ereignis, denn die Station auf der Fachhochschule hat eine Windgeschwindigkeit von 116 km/h gemessen, ein Ausreißer, viel mehr als die übrigen Stationen in Hagen. Die Daten sprechen dafür, dass in einer Gewitterwolke ein Aufwind plötzlich kollabiert ist. Der so entstandene Fallwind, Microbrust oder Downburst genannt, hat dann die heftigen Zerstörungen angerichtet. Ein Tornado, also eine Windhose, die durch Rotation in Bodennähe entsteht, war es wohl nicht. Aber grundsätzlich können auch in Hagen Tornados entstehen, wie überall dort, wo warme und kalte Luftmassen aufeinanderprallen.“
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„Dann sahen wir den Wind, der sich drehte“
Ein Anwohner erzählt: „Auf einmal kam viel Wind, dann ging der Regen plötzlich nach oben weg. Und die Dachziegel krachten runter. Dann sahen wir den Wind, der sich drehte. Bei uns ist zum Glück nichts am Haus passiert. Wir waren in der Karl-Halle-Straße, unser Sohn wohnt hier und ist im Urlaub. Wir wollten Blumen gießen. Dann ging es plötzlich los. Vor dem Haus sind die Bäume entwurzelt worden und auf ein Auto gestürzt. Auch die Dachziegel sind runtergeflogen.“
Familie Ahlert aus der Karl-Halle-Straße berichtet: „Wir haben das Fenster kaum zu bekommen. Die Hälfte der Bäume ist weg. Wir haben plötzlich gesehen, wie die Bäume sich gebogen haben. Im Hinterhof sind die großen Bäume dann umgestürzt. Unser Auto wurde von Ziegeln getroffen.“ (mit dpa)