Hagen-Wehringhausen. Ein Brandbrief zeigt, wie ernst die Lage des Kulturzentrums Pelmke in Hagen-Wehringausen ist. Es muss gespart werden. Die Maßnahmen im Überblick:

Die Pelmke schreit auf: Das Kulturzentrum in Hagen-Wehringhausen geht finanziell am Stock. In einem Brandbrief an Unterstützer und Fördervereinsmitglieder wird die finanzielle Schieflage erklärt und um weitere Hilfe und Solidarität gebeten.

In dem Schreiben, in dem die Lage der Pelmke als alarmierend bezeichnet wird, steht auch, dass die Weiterführung der Arbeit gefährdet sei. Im Juni soll, teilt Geschäftsführerin Katharina Müller auf Nachfrage der Stadtredaktion mit, vom Pelmke-Team und dem Vereinsvorstand ein Maßnahmenkatalog zur Rettung des Kulturzentrums beschlossen werden.

Öffnungszeiten werden reduziert

Konkret: Die Öffnungszeiten der Kulturstätte sollen reduziert und die Eintrittspreise erhöht werden, außerdem soll das Veranstaltungsangebot in puncto Rentabilität auf den Prüfstand, „und auch um Personalkürzungen werden wir nicht drumherum kommen“, spricht Katharina Müller Tacheles.

Ist im Stadtteil Wehringhausen seit Jahrzehnten fest verankert - das Kulturzentrum Pelmke.
Ist im Stadtteil Wehringhausen seit Jahrzehnten fest verankert - das Kulturzentrum Pelmke. © WP | Michael Kleinrensing

Die Gründe der Misere liegen auf der Hand: Der Umsatzeinbruch in der Pelmke-Kneipe (Müller: „Die Kneipe war immer das wirtschaftliche Zugpferd des Kulturzentrums“) ist extrem eingebrochen, „im Vergleich zu Vor-Corona-Jahren haben wir einen Gastro-Rückgang von über 50 Prozent, und auch im Veranstaltungs- sowie im Kinobereich geht der Umsatz zurück, „an manchen Abenden kommen nur eine handvoll Gäste, da zahlen wir drauf“, bilanziert die 35-Jährige.

Förderprogramme sind ausgelaufen

Warum die Pelmke gerade jetzt die Alarmglocken läutet? „Im vergangenen Jahr hatten wir auch schon finanzielle Probleme, doch konnten wir diese durch spezielle Förderungen, die 2022 und 2023 für pandemiebedingte Einkommensverluste ausgeschüttet wurden, kompensieren. Doch alle Sonderförderungen fallen nun weg. Und Rücklagen konnten wir davon nicht bilden.“

Die Pelmke kämpft gegen einen massiven Besucherrückgang, „die Gäste bleiben einfach aus. Die Zahlen sind mit der Vor-Corona-Zeit überhaupt nicht vergleichbar“, bedauert Katharina Müller, die u.a. die steigenden Inflationskosten für das Fernbleiben der Besucher verantwortlich macht.

Leitet die Pelmke in Hagen seit zweieinhalb Jahren: Katharina Müller. „Die Pelmke-Kneipe werden wir künftig nur noch an den Tagen, an denen auch Veranstaltungen bei uns stattfinden, öffnen“, sagt die 35-Jährige.
Leitet die Pelmke in Hagen seit zweieinhalb Jahren: Katharina Müller. „Die Pelmke-Kneipe werden wir künftig nur noch an den Tagen, an denen auch Veranstaltungen bei uns stattfinden, öffnen“, sagt die 35-Jährige. © WP | Michael Kleinrensing

Die Pelmke-Chefin weiß, dass das Thema Preiserhöhung ein sensibles Thema ist (Müller: „Das Klientel in Hagen und speziell in Wehringhausen kann kaum höhere Preise zahlen“), dennoch müsse man diesen Schritt gehen. „In unserer Kneipe müssen die Gastropreise steigen. Und auch der Eintritt fürs Kino und für die meisten Veranstaltungen wird angehoben“, so Müller.

Auch Eintritt fürs Kino Babylon wird angehoben

Im zum Kulturzentrum dazu gehörenden Kino Babylon zahlen die Zuschauer derzeit 8,50 Euro, künftig müssen sie mit 9 bis 10 Euro rechnen. Auch die Besuche der bei vielen Hagenern beliebten Open-Air-Kino-Veranstaltungen „Kino unter freiem Himmel“ werden teurer. „Wir versuchen aber auch weiterhin, Veranstaltungen mit z.B. pädagogischem Hintergrund kostenfrei anzubieten. Oder nach dem Prinzip ,pay what you want‘“, erläutert Katharina Müller.

Künftig mehr Mainstream-Veranstaltungen

Auf jeden Fall soll die Programmstruktur angepasst werden; einzelne Sparten (u.a. Literaturveranstaltungen oder Konzerte unbekannter Musiker) wird es nur noch geben, wenn es dafür eine Förderung gibt. „So schade es ist, aber im Grunde dürfen wir nur noch Mainstream-Veranstaltungen, die Geld in die Kasse bringen, anbieten. Aber unser Auftrag ist es auch, Nischen zu bedienen und jungen, experimentellen Künstlern eine Chance zu geben. Wir müssen einen neuen Mix finden.“

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Auch Teilnehmer von Kursen oder Initiativen, die die Pelmke-Räume bislang kostenlos nutzen konnten, werden demnächst, wenn auch human, zur Kasse gebeten, „eine völlig kostenfreie Nutzung ist nicht mehr drin“.

Besucherrückgang um 40 Prozent

2023 verzeichnete die Pelmke 12.000 Besucher bei Veranstaltungen, ins Kino Babylon kamen ca. 9000 Gäste. Die Besucherzahlen lagen damit 40 Prozent unter der Vor-Corona-Zeit. Der Förderverein besteht aus etwa 140 Mitgliedern.

Im Kulturausschuss am 18. Juni wird das Thema „Finanznot der Kulturzentren“ behandelt.

600.000 Euro stehen zur Verfügung

Von den 600.000 Euro, die der Pelmke jährlich zur Verfügung stehen (der jährliche Zuschuss der Stadt Hagen beträgt ca. 75.000 Euro) entfällt der Hauptanteil auf Personalkosten. „Innerhalb der letzten zweieinhalb Jahre, in denen ich hier arbeite, ist allein der Mindestlohn dreimal angehoben worden. Das ist an sich natürlich lobenswert, aber finanziell für uns eine Katastrophe“, sagt die Geschäftsführerin.

Die Betriebskosten für die Pelmke sind massiv gestiegen, außerdem die Personalkosten sowie Kosten für den Wareneinkauf.
Die Betriebskosten für die Pelmke sind massiv gestiegen, außerdem die Personalkosten sowie Kosten für den Wareneinkauf. © WP | Michael Kleinrensing

Rund 60 Kräfte in der Pelmke im Einsatz

Sechs Leute sind hauptamtlich in der Pelmke beschäftigt, ferner ca. 20 Aushilfen (Reinigungsleute, Hausmeister, Gastromitarbeiter), etwa ein Dutzend Kräfte arbeitet auf Honorarbasis (u.a. Bühnentechniker), und der dreiköpfige Vorstand sowie etliche Ehrenamtliche im Kino- und Veranstaltungsbereich bringen sich ebenfalls ein. Also an die 60 Mitarbeiter und Helfer. Ein personeller Wasserkopf? „Im Vergleich zu anderen Kultureinrichtungen in Hagen ist die Pelmke eine große Kultureinrichtung. Trotzdem wird es ohne Kürzungen beim Personal nicht gehen“, räumt die Kulturmanagerin ein.