Hohenlimburg. Die Firma Walter Voss in Hohenlimburg wurde bei der Starkregen-Flut 2021 schwer getroffen - und die Erlebnisse prägen bis heute:

Vor den Rolltoren der Firma Walter Voss gehen jeden Abend die Deichsperren hoch. Egal, ob es regnet oder eine Hitzewelle über Hohenlimburg zieht. Die Sperren müssen immer vor die Rolltore. „Diese Zeit nehmen wir uns“, betont Jutta Simon und blickt ernst. Denn unvergessen bleibt für sie, was bei der Starkregen-Flut vor bald drei Jahren mit ihrer Firma geschah. Wassermassen strömten aus den Berghängen in das Nahmertal, überfluteten die Produktionshalle und rissen ein großes Loch in eine der Wände. Vier schwere Maschinen, teils tonnenschwer, wurden damals aus der Halle gespült - und sind nicht wieder aufgetaucht.

Jeden Abend werden Deichsperren vor dem Rolltor der Firma Walter Voss in Hohenlimburg aufgestellt - egal ob Hitzewelle oder Regenwetter. Die Firma in der Nahmer wurde bei der Starkregen-Flut 2021 schwer getroffen und will sich schützen.
Jeden Abend werden Deichsperren vor dem Rolltor der Firma Walter Voss in Hohenlimburg aufgestellt - egal ob Hitzewelle oder Regenwetter. Die Firma in der Nahmer wurde bei der Starkregen-Flut 2021 schwer getroffen und will sich schützen. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Dankeschön-Fest für Fluthilfe

Die Walter Voss Metallwaren GmbH fertigt allerlei Waren aus Draht – von Gestellen über Lüftungsgitter bis zum Grillrost. Bald drei Jahre nach der Flut sind die Flutschäden längst beseitigt und in der Halle herrscht wieder Alltag. Die Geschäfte laufen gut, doch an diesem Morgen im Mai ist die Werkshalle leer. Mitarbeiter stehen auf dem Hof, zwischen Foodtruck und Bierzelt-Garnitur. Es riecht nach Grillfleisch und auf den Tischen stehen kalte Getränke.

Ein kleines Dankeschön-Fest für die Hilfe nach der Flut. Zwischen den Mitarbeitern tummeln sich Männer in Blaumann und Uniform, wie der Handwerker Didzioneit und Männer von der Freiwilligen Feuerwehr Oege. Menschen, die geholfen haben, als die Firma mit Schlamm und Schmutzwasser kämpfte.

Aus dem Archiv: Die Starkregenflut 2021 hat ein großes Loch in eine Wand der Produktionshalle der Firma Walter Voss gerissen.
Aus dem Archiv: Die Starkregenflut 2021 hat ein großes Loch in eine Wand der Produktionshalle der Firma Walter Voss gerissen. © WP Hagen | Timon Colonna

Feuerwehr zu Gast

Für Holger Schuerhoff, Löschgruppenführer aus Oege, genügen nur ein paar Schritte in die Halle der Firma Voss, da sind die Erinnerungen an die Starkregen-Flut 2021 wieder da. Nach der Flut habe man versucht, das Dach der beschädigten Halle abzusichern. „Wir waren schnell vor Ort. Ich habe damals versucht, einen Baustatiker zu erreichen, und wurde in Solingen fündig“, erinnert sich Schuerhoff zurück. „Er meinte damals, viele Statiker seien im Ahrtal.“

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Auch seinem Kameraden Karsten Boecker ist der Einsatz damals im Gedächtnis geblieben. Bis heute pflegt die Löschgruppe Oege engen Kontakt zur Firma Walter Voss. „Früher kannte man sich nur flüchtig, durch die Flut sind aber Freundschaften gewachsen“, sagt Boecker.

Flut im Saarland

Beim Besuch in der Firmenhalle denken sie auch an die Feuerwehrleute, die dieser Tage im Saarland gegen die Flutschäden kämpfen. Fast wären auch Einsatzwagen aus Oege in die aktuellen Flutgebiete ausgerückt. Doch das Saarland hat eine erste Anforderung zurückgezogen, weil Kräfte aus dem näheren Umfeld verfügbar waren. Dass sie bei Lagen in anderen Regionen weiter unterstützen würden, steht außer Frage, betont Feuerwehrmann Wolfgang Lenz. „Wir haben immer das Helfer-Syndrom.“

Die Firma Walter Voss liegt direkt am Nahmerbach in Hohenlimburg. Die Starkregen-Flut 2021 riss ein großes Loch in die Außenmauer - heute erinnert ein Graffiti an die Katastrophe.
Die Firma Walter Voss liegt direkt am Nahmerbach in Hohenlimburg. Die Starkregen-Flut 2021 riss ein großes Loch in die Außenmauer - heute erinnert ein Graffiti an die Katastrophe. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Erinnerung bleibt

Die Bilder vom Hochwasser im Saarland, die durch die Nachrichten flimmern, kann Jutta Simon nur schwer ertragen. „Wenn ich abends die Bilder sehe, dann kann ich nicht schlafen - und meine Mitarbeiter sicher auch nicht.“ Kahraman Ölmez weiß, was seine Chefin meint. Um den Betrieb in den Tagen danach vor Einbrüchen zu schützen, hat der Hohenlimburger die Nächte im Auto auf dem Gelände verbracht. „Wir haben damals keinen Sicherheitsdienst gefunden.“

Bei den Aufräumarbeiten hat die Belegschaft mit angepackt. Schlamm schippen, Müll entsorgen, Maschinen säubern. „Heute kann ich sagen, wir haben alles richtig gemacht.“ Einen Tag habe er 19 Stunden in der Firma verbracht, sagt Ölmez, der seit vielen Jahren in dem kleinen Industriebetrieb arbeitet.

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100-jähriges Bestehen

Im nächsten Jahr feiert die Firma Walter Voss ihr 100-jähriges Bestehen. Weil das genaue Gründungsdatum unbekannt ist, soll am 14. Juli 2025 gefeiert werden - jenes Datum, das als Tag der Starkregen-Flut in NRW im kollektiven Gedächtnis geblieben ist. „Dieser Tag darf nicht vergessen werden“, sagt Firmenchefin Jutta Simon. Um künftig noch besser gegen Fluten geschützt zu sein, will sie die Werksmauer, die direkt an den Nahmerbach grenzt, künftig verstärken. Für finanzielle Unterstützung wendet sie sich an die NRW-Bank - bisher ohne Ergebnis.

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