Hohenlimburg. Die Flut hat ein Loch in die Fabrikhalle der Hohenlimburger Firma Walter Voss gerissen. Das Unternehmen steht zusammen und baut wieder auf
Eine Flut aus Schlamm und Wasser reißt ein Loch in die Mauer einer Fabrikhalle und strömt ungebremst hinein. Dieses Bild aus der Nahmer wurde nach der Starkregen-Flut mehrfach in Zeitungen abgedruckt und war in Online-Artikeln zu sehen. Heute, knapp ein halbes Jahr später, ist an selber Stelle in der Nahmer eine neue Halle entstanden. In diesen Tagen bekommt sie ein neues Dach, kommende Woche soll das Gebäude dicht sein und der Elektriker neue Kabel für Strom verlegen.
„Wir sind soweit, dass wir sagen können: Die harte Arbeit hat sich gelohnt“, blickt Jutta Simon auf schwere Monate für ihr Unternehmen zurück. Simon ist die Geschäftsführerin der Walter Voss Metallwaren GmbH und damit jener Firma, die das mehrere Meter lange Mauerwerk damals an die Fluten im Nahmerbach verloren hat. Die Kraft des Wassers zog auch mehrere Maschinen mit sich, die teils fest im Boden verankert waren. Bis heute wisse sie nicht, wo diese Maschinen letztlich gelandet sind.
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„Als dann der Versicherer gesagt hat, dass nur die Gebäude und nicht die Maschinen versichert sind, war das ein Schock – was machen wir ohne Maschinen?“ Sie habe danach mit ihren Mitarbeitern im Hof zusammen gestanden und überlegt, wie es mit der Firma weitergehen soll. Die Hallen waren voller Schlamm, das Material und die Maschinen zerstört oder völlig durchnässt.
Traditionsbetrieb aus der Nahmer
Seit bald 100 Jahren existiert die Walter Voss GmbH. Nur die Außenmaueren trennen den Nahmerbach von den Hallen des Betriebes, in denen allerlei Waren aus Draht entstehen – von Gestellen über Lüftungsgitter bis zum Grillrost. Seit Gründung ist das Unternehmen in Familienbesitz, Jutta Simon leitet die Firma in dritter Generation. Sie beschäftigt zurzeit ein gutes dutzend Mitarbeiter. Sie erinnert sich noch gut an jenen Tag zurück, als sie mit der Belegschaft im Hof stand und „alles den Bach runter ging.“
Doch schnell fiel der Entschluss, dass es weitergehen soll. „Ich habe gesagt: ihr bleibt bei mir und wir ziehen das zusammen durch.“
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Von Arbeitseifer überwältigt
Im Rückblick zeigt sie sich dankbar und manchmal fast überwältigt, wenn sie von dem Arbeitseifer in den Wochen danach erzählt. Denn nicht nur die eigenen Mitarbeiter packten mit an: Die Hilfe reichte von der Nachbarin, die Essen und Getränken brachte, über Feuerwehrleute, die beim Zurückhieven schwerer Maschinen halfen, bis zu Handwerkern, die sich um eine neue Heizung kümmerten. Auch bei Kunden und Lieferanten stieß die Lage der Firma auf Verständnis, sagt Simon. Wegen der offenen Baustelle in der zerstörten Fabrikhalle wich die dortige Produktion in die verbliebenen Firmenhallen aus. „Wir waren und wir sind weiter präsent – und das ist das Wichtigste.“
Produktion läuft wieder an
Trotz der schwierigen Verhältnisse, nassen Werksböden und einer zerstörten Halle samt offener Außenwand habe es die Firma geschafft, Ware zu fertigen und auszuliefern. Die Produktion ist zwar längst noch nicht auf dem Niveau angekommen, auf dem sie vor der Flut war. Aber man blickt wieder nach vorne, wie die neue Halle zeigt, die dieser Tage mit einem Dach ausgestattet wird. Käme es irgendwann noch mal zu einer Flut, soll diese Halle nicht zum Opfer werden. Allein für die Bodenplatte fuhren 17 Lkw-Ladungen mit Beton vor.
Neue Halle ist „Betonbunker“
„Die neue Halle ist ein Betonbunker“, sagt Simon. „Da kann nichts mehr passieren.“ Anders bei dem Verwaltungsgebäude nebenan. Mit Sorge beobachtet sie, wie der Nahmerbach immer wieder mal ansteigt. Viel Unrat und Müll befinde sich bis heute im Flussbett. Für sie ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Wasser wieder zur Flut und damit zur Gefahr auch für ihre Firma wird.
Sorge vor erneuter Flut
„Der Bach muss komplett von Gerümpel und Unrat bereinigt werden“, sagt Simon. „Und dann braucht man Lösungen, um künftig bei einer Flut einen Rückstau zu verhindern. Was nützt es, wenn die Lenne schön fließt und der Rückstau kommt das Nahmertal wieder hoch?“
Bis heute laufen an manchen Ecken auf dem Firmengelände noch Bautrockner, um die Feuchtigkeit aus den Wänden zu holen. An die neue Mauer der Außenwand soll übrigens ein Graffiti. Das Motiv will sie nicht verraten, sagt Simon, „aber es wird für sich sprechen.“
WBH: Problem mit Unrat bekannt
Über den Unrat im Nahmerbach ist der Wirtschaftsbetrieb Hagen informiert. „Grundsätzlich ist uns der Abschnitt bekannt und steht auf der Liste der Dinge, die abzuarbeiten sind“, kündigt Alexander Horn (WBH) an, das Problem angehen zu wollen. „Leider ist es so, dass man Prioritäten setzen muss.“ An vielen Stellen im Stadtgebiet sei der Wirtschaftsbetrieb weiter damit beschäftigt, Geröll aus Gewässern und Rohren zu entfernen und Einläufe zu erneuern. Den schadlosen Wasserabfluss wiederherzustellen, das wiege aktuell höher als Unrat zu beseitigen. Zudem stünden Unternehmen nicht in dem Maße zur Verfügung, wie man es beim Abarbeiten der Schäden gerne hätten. Was den Rückstau aus der Lenne bei einer Flut angeht, so lasse sich dieser nicht komplett verhindern, sagt Horn. Die Lage in dem von Industrie geprägten Tal sei schwierig. „Der Nahmerbach hat das Problem, dass er in einem engen Bett befestigt ist, an dem sich links und rechts Bebauung befindet. Das Gewässer hat wenig Spielraum, um sich weiter zu verbreitern.“