Hagen. Viele kennen sie, die drei Türme in Hagen. Viele waren aber noch nicht dort. Oder gar einmal darauf. Ein Besuch mit Ausblick:
Als gebürtige Hagenerin ist es fast peinlich, einzugestehen, dass man noch nie „hier oben“ gewesen ist. „Hier oben“ auf einem der bekanntesten Türme der Stadt. Türme gibt es in Hagen einige. Den verlassenen Turm der Arbeitsagentur, den historischen Rathausturm, damals den langen Oskar, um nur drei Beispiele zu nennen. Drei aber sind besonders. Sie verbindet nicht nur ein bekannter Weg - der Drei-Türme-Weg - sondern auch die Lage im Grünen. Und, das muss man einräumen, eine fabelhafte Aussicht und spannende Geschichte. Mein Geständnis also: Ich bin noch nie auf dem Eugen-Richter-Turm gewesen. Bis jetzt.
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23 Meter hoch
Wie ein Koloss aus Bruchstein steht der Turm auf dem begrünten Bergrücken in den Wehringhauser Höhen. Er wirkt fast mystisch. Die Tür ist nur zu den Zeiten der benachbarten Sternwarte für Besucher geöffnet. Wer dann aber einen Blick ins Innere wagt, der wird überrascht. Zwar kann man an den Böden und Wänden deutlich sehen, dass die Feuchtigkeit und der Zahn der Zeit an den Gemäuern genagt haben. Grundsätzlich aber ist er gut in Schuss, dieser Turm. Zumindest besser, als sein „Mitstreiter“ der Bismarckturm, der dringenden Renovierungsbedarf hat.
Der achteckige Turm wurde übrigens nach Eugen Richter benannt und erinnert an den Politiker, der über mehrere Jahre Reichstagsabgeordneter des Wahlkreises Hagen-Schwelm war. 1874 hatte der gebürtige Düsseldorfer Friedrich Harkort als Kandidaten der Fortschrittspartei für den Wahlkreis abgelöst und kurz darauf die Wahl zum Reichstagsabgeordneten gefeiert. Der Turm wurde später, wie übrigens auch eine Hagener Straße, nach ihm benannt und liegt noch einmal höher als der Bismarckturm. Er ist 23 Meter hoch, um genau zu sein. Im Erinnerungsblatt des Denkmalkomitees heißt es von der Stadt zum Turm: Man habe ihm mit dem „trotzigen Turm, fest und unerschütterlich wie der Mann, dessen Gedächtnis er geweiht ist“, ein Denkmal gesetzt.
Nach einer aufwendigen Sanierung Ende der 90er-Jahre ist er seit 2004 wieder für die Öffentlichkeit begehbar - allerdings gekoppelt an die Öffnungszeiten der Sternwarte, um unter anderem Vandalismus-Schäden vorzubeugen.
Eine Steintreppe führt aus der Eingangshalle hinauf auf die Aussichtsplattform. Unterwegs eröffnen sich Blicke ins Turminnere. Wer dann durch eine Tür hinausgelangt, dem bietet sich ein spektakulärer Blick bis ins Ruhrgebiet und ins Sauerland. Vom Kaiser-Friedrich-Turm aus lässt sich übrigens sogar die Schalke-Arena in der Ferne erblicken. Bei schönem Wetter sind die Bedingungen oben etwas besser, aber wer Glück hat, kann auch bei wolkenverhangenem Himmel - wie an diesem Tag - etwas Weitsicht genießen.
Jedenfalls, das kann man sagen, lohnt sich ein Aufstieg, auf ein Hagener Wahrzeichen, eine echte Landmarke mit Geschichte (die Öffnungszeiten sind auf der Internetseite der Sternwarte zu finden).
Jetzt fehlen für mich nur noch die anderen beiden Türme, Bismarckturm und Kaiser-Friedrich-Turm. Denn, auch da muss ich gestehen: Oben gewesen bin ich dort noch nie . . .