Hagen. Immer noch rollen zu viele Lkw in Hagen über die Hochbrücke Ebene 2. Damit soll jetzt aber endgültig Schluss sein. Dies ist der Plan der Stadt.

Eines ist gewiss: Die Hochbrücke Ebene 2 in Hagen ist im Grunde genommen Kernschrott. Risse im Stahl, bröckelnder Beton und dazu eine Bauausführung, die - mit Verlaub - in den 60er-Jahren unter aller Kanone war. Einen anderen Eindruck kann man kaum gewinnen, wenn man den Worten von Torbjörn Dahlhaus, Gruppenleiter im WBH-Brückenressort, im Umweltausschuss lauscht.

Das Lkw-Verbot wird ausgeweitet.
Henning Keune - Baudezernent

Besser macht all das kaum, dass trotz Verbots immer noch Lastwagen und vor allem Reisebusse das marode Bauwerk malträtieren. Dem will die Stadtverwaltung nun einen finalen Riegel vorschieben: „Das Lkw-Verbot wird ausgeweitet“, kündigt Henning Keune an und erklärt, dass das Limit für Fahrzeuge, die die Brücke noch passieren dürfen, künftig bei 3,5 Tonnen liege. Damit sich auch alle daran halten, soll es eine Höhenbeschränkung geben: „Die wird zwischen 3,30 und 3,50 Meter liegen. So, dass Rettungswagen noch fahren können. Wir erwägen eine bauliche Lösung in beiden Fahrtrichtungen.“

Trotz Lkw-Verbots fahren immer noch Lastwagen über die Hochbrücke Ebene 2.
Trotz Lkw-Verbots fahren immer noch Lastwagen über die Hochbrücke Ebene 2. © WP | Michael Kleinrensing

Sperrung für Pkw droht im Extremfall

Ohne diese Maßnahmen - auch das macht Keune noch einmal deutlich - drohe eine Komplett-Sperrung des Bauwerks, und zwar auch für Autos. Man stehe im engen Austausch mit der Bezirksregierung und dem Verkehrsministerium in Düsseldorf. Soge bereitet dem Baudezernenten aber auch die angespannte Personalsituation - und zwar sowohl in der Bau- und Verkehrsplanung bei der Stadt als auch beim Wirtschaftsbetrieb Hagen.

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Wir haben hier einen ganzen Blumenstrauß von Problemen.
Torbjörn Dahlhaus - Wirtschaftsbetrieb Hagen

Dass die Brücke, die seit dem 9. April dieses Jahres für Lastwagen gesperrt ist, noch eine dauerhafte Zukunft hat - daran glaubt auf Seiten von Politik, Stadt und WBH niemand mehr: „Wir haben hier einen ganzen Blumenstrauß von Problemen“, hatte Torbjörn Dahlhaus noch einmal erklärt, „es gibt eine Korrosion des Spannstahls, Probleme an den Brückenlagern, die eine Bewegung des Baukörpers bei Belastung verhindern, der Beton ist in schlechtem Zustand und obendrein wurde nicht sorgfältig gearbeitet.“ Das zeige sich unter anderem daran, dass Stahlarmierung, die von Beton bedeckt sein müsste, im Inneren der Brücke freiliege.

Die Hochbrücke in Altenhagen (Ebene 2) weist erhebliche Schäden auf. Aufgrund der Spannungsriss-Korrosionsprobleme zeigen sich Risse an der Außenhaut. Zudem sind die Lager komplett durchgerostet. Eingedrungenes Regenwasser, zum Teil durchsetzt mit Streusalz, sammelt sich in den Hohlkästen und schädigt den in den 60er-Jahren schluderig verbauten Stahl zusätzlich.
Die Hochbrücke in Altenhagen (Ebene 2) weist erhebliche Schäden auf. Aufgrund der Spannungsriss-Korrosionsprobleme zeigen sich Risse an der Außenhaut. Zudem sind die Lager komplett durchgerostet. Eingedrungenes Regenwasser, zum Teil durchsetzt mit Streusalz, sammelt sich in den Hohlkästen und schädigt den in den 60er-Jahren schluderig verbauten Stahl zusätzlich. © Stadt Hagen | Wirtschaftsbetrieb Hagen

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All das bringt reichlich Arbeit mit sich: „Wir müssen mittelfristig die Lager der Brücke begutachten lassen“, sagt Torbjörn Dahlhaus, „dann müssen wir die Statik der gesamten Brücke nachrechnen. Und wir müssen Stahl und Beton im Auge behalten.“ Monatlich soll die Brücke jetzt vermessen, im Vierteljahres-Rhythmus überprüft werden.

Abrisspläne werden schon erstellt

Dass eine bestehende Sanierung wirtschaftlich ist und das Bauwerk Ebene 2 in seiner jetzigen Form eine Zukunft hat, glaub niemand. „Wir wollen schon jetzt eine Abrissplanung erarbeiten, damit wir sie in der Schublade haben, wenn wir sie brauchen“, macht auch Keune deutlich, dass eine Sanierung wirtschaftlich keinen Sinn ergebe und dem Bauwerk perspektivisch das finale Aus bevorsteht.

Längst nicht alle Lkw-Fahrer halten sich an ein Durchfahrtsverbot. Dem will die Stadt Hagen nun einen Riegel vorschieben.
Längst nicht alle Lkw-Fahrer halten sich an ein Durchfahrtsverbot. Dem will die Stadt Hagen nun einen Riegel vorschieben. © WP | Michael Kleinrensing

Parallel dazu soll ein Gutachten klären, ob an der Nahtstelle zwischen Altenhagen und Eckesey die zweite Verkehrsebene überhaupt noch nötig ist. Eine entsprechende Ausarbeitung habe das vor fünf Jahren ergeben, so konnte sich SPD-Sprecher Werner König erinnern, dass man den Verkehr auch mit einem großen Kreisverkehr bewältigen könne.