Hagen. Hier haben die künftigen Nutzer das Wort: Bei der Neugestaltung von Spielflächen setzt die Stadt Hagen auf die Wünsche der Mädchen und Jungen.
Die mächtigen Kastanienbäume sorgen für angenehme Kühle unter dem sonnigen Himmel. Ein Großteil der Spielgeräte, die auf weichem Untergrund stehen, wurde an schattigen Plätzen errichtet. „Hier war schon alles sehr runtergerockt“, räumt Hannah Scharlau vom Fachbereich Jugend und Soziales der Stadt Hagen beim Blick über den Spielplatz am Oberhagener Ende der Hochstraße unverblümt ein.
Doch mithilfe der dort tobenden und wohnenden Mädchen und Jungen ist es gelungen, der Freizeitfläche ein attraktives Gesicht nach den Wünschen der kleinen Nutzer zurückzugeben – frei nach dem Herbert-Grönemeyer-Klassiker „Kinder an die Macht“.
In einer Stadt wie Hagen, die sich permanent mit knappen Kassen begnügen muss, spiegelt sich die finanzielle Not naturgemäß bei der Ausgestaltung der mehr als 100 Spielflächen wider. Dennoch sind nach den vergangenen Jahren Fortschritte zu beobachten, wie durch Ersatzbeschaffungen von Spielgeräten sowie nach Möglichkeit zwei Grundüberholungen pro Jahr die zuletzt stiefmütterlich behandelten Spielplätze kontinuierlich aufgewertet werden. „Natürlich ist das eine Daueraufgabe, aber wir sind froh, dass uns neben den separat budgetierten Komplettsanierungen weitere 270.000 Euro für Neuanschaffungen zur Verfügung stehen“, geht es auch in den Augen von Hannah Scharlau langsam bergauf.
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Was gefällt, was kann weg?
Zumal durch die inhaltliche Begleitung mithilfe der Kinder die Ergebnisse auch viel passgenauer mit den Wünschen der Kleinen harmonieren. Bereits vor zwei Jahren haben Mitarbeitende der Stadt die Kinder und Eltern auf dem Spielplatz an der Hochstraße angesprochen und nach ihren Vorstellungen für einen attraktiven Spielplatz befragt: Was gefällt, was fehlt, was könnte verbessert werden, was kann weg?
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Aus dieser Ideensammlung entstand beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) ein Vorentwurf mit unterschiedlichen Gerätevarianten, der den Kindern bei einem vorher per Plakat und Einladungen in den angrenzenden Briefkästen kommunizierten Präsentations- und Entscheidungstermin präsentiert wurde. 40 künftige Nutzer der Fläche ergriffen die Chance beim Schopf, ihre Favoriten auszuwählen. „Natürlich gab es auf den Wunschzetteln auch Utopisches wie ein Baumhaus und einen See mit Booten“, erzählt Jörg Finkeldei vom WBH. „Aber sie haben eben auch akzeptiert, was ein Traum bleiben muss – das bereitet auf das wahre Leben vor“, lobt Scharlau zugleich den Realitätssinn der „Junior-Planer“.
Sie kamen sich fast wie „Bob der Baumeister“ vor, als sie zusammen mit den WBH-Kollegen mit den orangefarbenen Autos und Westen auf dem Gelände mithilfe von Markierungsstangen ihren künftigen Spielplatz neu konzipieren konnten. Und das für 210.000 Euro umgesetzte und jetzt der Öffentlichkeit übergebene Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen: Während der bereits vertraute Seil-Klettertetraeder, die Rutsche sowie die Schaukel – wenn auch an anderen Orten – verblieben sind, kamen jetzt noch ein sich windender Kletterbogen (DNA-Climber), eine Hängematte sowie eine großzügige Sandspiellandschaft mit einem Bauhof-Spielgerät zum Klettern und Verstecken hinzu.
Rücksicht auf die Bäume
Im Mittelpunkt stand bei der Zusammenstellung, den alten Baumbestand mit seinen ausladenden Wurzeln zu bewahren. Sogar ein Spielfeld für Mini-Kicker – der Bolzplatz bei Elbers ist dann doch zu fern und eher für Jugendliche geeignet – hat abseits der Hochstraße noch seinen Platz gefunden. Somit wurde das Risiko minimiert, dass Bälle auf die befahrene Straße fliegen. Ganz wichtig auch für die begleitenden Eltern: Es gibt reichlich Sitzgelegenheiten und Picknickbänke.
Anfang April hat die Stadt Hagen bereits an der Seilerstraße am Loxbaum den Spielplatz neugestaltet. Dazu zählte nicht bloß eine Umorganisation der Flächen nach Altersinteressen, sondern als echte Attraktionen auch eine neue Kletterkombination mit Rutsche, eine Kokos-Wellen-Pendelschaukel sowie eine Kletterwandkombination.
Der parallel im Umbau befindliche Spielplatz Dahmsheide in Altenhagen, der ebenfalls nach den Wünschen der dort wohnenden Kinder gestaltet wurde, soll Ende Juni fertig sein. Dort dürfen sich die Kleinen nun auf Federwippen, eine U3-Spielhauskombination und ein Großspielgerät mit Kletter- und Aufstiegsmöglichkeiten, neue Tischtennisplatten, Sitzgelegenheiten sowie eine Doppelschaukel und eine Drehwippe freuen.