Hagen. Dass in der Hagener Politik niemand etwas von den Vorgängen bei der Feuerwehr gewusst haben will, kann Kommentator Martin Weiske kaum glauben.

Ob sich die Personal-Affäre um die kaltgestellte Leitende Feuerwehr-Notärztin zu einem handfesten Skandal ausweitet, können eines Tages nur die staatsanwaltlichen Ermittlungen ergeben. Immerhin wurde die passionierte Medizinerin bei vollen Bezügen bis zu ihrem endgültigen Ruhestand drei Jahre lang auf das heimische Sofa verbannt.

Die anhaltende Empörung aufgrund der von der Stadtredaktion aufgedeckten Merkwürdigkeiten beweist, dass die Bürger in Hagen durchaus ein erhöhtes Informationsbedürfnis und eine neugierige Sensibilität entwickeln, wenn die Stadt eine verdiente Mitarbeiterin nach Jahrzehnten in diesem Stil abserviert. Doch Antworten bleiben bislang aus. Statt die Causa vor dem Arbeitsgericht transparent zu machen, ließen die in der Stadtspitze für Personalangelegenheiten Verantwortlichen sich den Fall lieber 300.000 Euro Steuergelder kosten und hinter einem Mantel des Schweigens verschwinden.

Politik heuchelt Unwissenheit

Und die Politik wäscht ihre Hände in Unschuld. Man habe von dem Vorgang angeblich ja schließlich erst aus der Zeitung erfahren.

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Diese Behauptung ist Unfug. Immerhin gehören zu den führenden Mandatsträgern der beiden großen Fraktionen ein ehemaliger Feuerwehrchef und ein altgedienter Freiwilliger Feuerwehrmann aus dem Hagener Norden, die seit Monaten um die anhaltenden Ränkespiele bei der Hagener Feuerwehr wissen. Natürlich muss das nicht bedeuten, dass diese Insider auch sämtliche Details kennen. Aber ein ausgeprägtes Störgefühl, das zum konkreteren Nachfragen anregt, hätte man als gewählter Volksvertreter an dieser Stelle durchaus einmal entwickeln dürfen. Immerhin geht es hier um reichlich Geld der Bürger, mit dem abseits aller persönlicher Animositäten verantwortungsvoll umgegangen werden muss.

Mehr als ein Einzelfall

Apropos: Eine weitere Führungskraft der Feuerwehr – die Politik kennt auch diesen Fall längst – ist ebenfalls weit vor ihrem offiziellen Ruhestand von der aktiven Hagener Bildfläche verschwunden. Bei diesem Spitzenbediensteten, so Informanten der Stadtredaktion, sollen im Gegensatz zu vielen anderen Beamten, urplötzlich sämtliche Rufbereitschaftsstunden verrechnet worden sein, um seine Dienstzeit abrupt beenden zu können.

Fragen hierzu sind seitens der Fraktionen bislang ebenfalls nicht überliefert. Da kann der steuerzahlende Hagener mal wieder bloß hoffen, dass beim Rechnungsprüfungsamt und der Staatsanwaltschaft die Antennen des Zweifels nicht ebenfalls verkümmert sind.