Breckerfeld. Da, wo Fuchs und Hase einander gute Nacht wünschen, steht ein außergewöhnliches Tiny House in Breckerfeld. Jetzt wird es verkauft. Ein Besuch.
Das Sofa hat die jetzige Eigentümerin vor der Scheibe platziert. Was gute Gründe hat: Wer das Fenster auf Kipp stellt, der hört das seichte Rauschen des Baches und das temperamentvolle Gezwitscher der Vögel. Vier Schäfchen, die auf einer nahen Weide Gras futtern, mähen und meckern ab und an herüber. Und was man durch das Fenster sieht, ist mindestens mal genauso schön: weite Felder, reichlich Wald, rechts unterhalb die Ausläufer der Ennepetalsperre.
„Wer hier wohnt“, sagt Karin Bäcker, „der braucht doch eigentlich keinen Fernseher mehr.“ Was sie sagen will: Wer hier wohnt, dem bietet die Natur ein Programm, das nicht einmal der beste Streamingdienst ersetzen könnte.
Nur 51 Quadratmeter Wohnfläche
Wer hier künftig wohnt - das steht noch nicht fest. Karin Bäcker ist Maklerin im Immobilienbüro Martin-Perez. Und die Agentur aus Breckerfeld hat gerade eine der wohl außergewöhnlichsten Immobilien der Hansestadt im Angebot: das mit einer Wohnfläche von derzeit 51 Quadratmetern wohl kleinste Haus der Stadt.
„Tiny-Haus“ steht über dem Immobilieninserat, mit dem ein „Traum in Erfüllung“ gehen könne. Dabei ist „Tiny-Haus“ eine Beschreibung, die eher an moderne Kompakt-Holz-Häuschen erinnert, die in den letzten Jahren als Ein-Raum-Mini-Wohnhäuschen im Trend liegen. Dieses „Tiny-Haus“ aber ist älter als 100 Jahre und aus Steinen solide gemauert. Wie alt genau, das weiß so recht niemand. Es liegt an einem Ort in der Nähe der Ennepetal-Sperre, an dem Fuchs und Hase einander eine gute Nacht wünschen. Abgeschieden, romantisch, fast idyllisch-kitschig leicht an einem Hang oberhalb eines Bachlaufs.
Erstaunliche Nachfrage
Dass dieses Haus besonders ist, weiß auch Karin Bäcker: „Manchmal habe ich den Eindruck, wir ziehen außergewöhnliche Immobilien an“, sagt die Maklerin, lächelt und blickt sich in der kompakten Küche, in der immerhin noch ein kleiner Esstisch Platz findet, um. „Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, mal ein kleineres Haus als dieses hier verkauft zu haben.“
Noch ist es ja gar nicht weg, dieses Kleinst-Haus. Aber (obwohl es erst wenige Tage online ist) es gibt schon eine erstaunliche Nachfrage nach der außergewöhnlichen Immobilie: „Es haben sich bestimmt schon 30 Interessenten bei uns gemeldet, erste Besichtigungen hat es schon gegeben“, sagt Karin Bäcker. Ein Paar aus Düsseldorf, das aus der Hansestadt stammt und erwägt, zurückzukommen, war schon im „Tiny-Haus“. Eine Familie mit einem Kind, die die Ausbaureserve im Dach - immerhin 15 Quadratmeter - für ein Kinderzimmer nutzen könnte, auch.
Kaufpreis liegt bei 229.000 Euro
Immerhin 229.000 Euro beträgt der Kaufpreis für die Mini-Immobilie mit Diele, Küche, Hauswirtschaftsraum, Küche, Bad und Wohnraum im Erd- und einem Schlafraum im Dachgeschoss. „Dafür ist das Haus durchsaniert und von innen in einem wirklich guten Zustand“, sagt Karin Bäcker, „wer möchte, muss nur noch seine Möbel mitbringen und kann sofort einziehen.“
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Theoretisch ist aber auch mehr möglich: Vor dem Wohnzimmerfenster könnte eine aufgeständerte Terrasse für sonnige Tage entstehen, ein Ausbau des Dachbodens könnte dafür sorgen, dass das Haus den Status als wohl kleinstes Haus wieder verliert. Und die Fassade könnte durchaus ein Aufhübschen vertragen.
Schmucker Garten möglich
Auch draußen ist noch Luft nach oben: Das Haus steht immerhin auf einem Grundstück, das 1200 Quadratmeter groß ist. Ein Teil davon ist durch eine Kleinkläranlage und einen Gastank belegt, der weitaus größere allerdings könnte zu einem schmucken Garten werden.
Zu einem Garten, in den man schauen kann, wenn auch der nächste Besitzer das Sofa wieder in Richtung Fenster platziert. Bei diesem Ausblick wäre sogar ein Fernseher verzichtbar.