Hagen. Für Hagen hat sich mit der Firma „Lime“ ein dritter Anbieter für E-Scooter gefunden. Was nach zwei gescheiterten Versuchen anders wird.
Wird es doch noch etwas mit einem dauerhaft funktionierenden E-Scooter-Verleih in Hagen? Nachdem die Firmen Zeus und Hoppy hintereinander kapituliert haben, hat sich nun mit dem Marktführer Lime ein neues Unternehmen gefunden, das bereit ist, sein Glück auf dem Hagener Markt zu versuchen.
Das zumindest kristallisiert sich mehr und mehr heraus, wenn man den Ausführungen der Stadtverwaltung folgt. Die Experten um Christine Kuhlmann, Abteilungsleiterin generelle Umweltplanung, gehen gerade mit einer Vorlage auf Tournee durch diverse Ausschüsse, in der es vordergründig erst einmal darum geht, welche der bislang eingezogenen Parkplätze im Stadtgebiet auch weiterhin als Abstellfläche für E-Roller erhalten bleiben.
Hybrides Verleihsystem
Es zeichnet sich dabei allerdings ab, dass die Stadt damit einem neuen Anbieter, der nach Absprache statt auf ein rein stationäres System künftig auf ein hybrides Verfahren setzen will, den Weg ebnet. Denn: Während in und um die Innenstadt herum an zentralen Punkten Abstellflächen für die Scooter, die in anderen Kommunen umherfliegen und das Stadtbild verschandeln, erhalten bleiben, sollen in den Wohnquartieren die Ausleih-Roller einfach am jeweiligen Ziel abgestellt werden können. Von diesem Konzept erhofft sich auch die Verwaltung eine attraktivere Alternative zum Auto.
Dieses System sei mit der Firma Lime vereinbart und so auch jüngst im Verwaltungsvorstand beschlossen worden. Der Anbieter wiederum hatte schon in der Vergangenheit keinen Hehl daraus gemacht hat, dass Hagen für das Unternehmen ein interessanter Markt sei, und bestätigt auf Anfrage: „Wir planen tatsächlich, unser grünes Sharing-Angebot nach Hagen zu bringen und sind bereits in einem guten Austausch mit der Stadt“, so Rania Bouaouina von Lime. „Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind, freuen wir uns, den Bürgerinnen und Bürgern in Hagen unsere Fahrzeuge anbieten zu können. Unsere Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass Lime gerne für den Arbeitsweg genutzt wird - gerade während Streik-Tagen vervielfachen sich unsere Nutzungszahlen.“
Auto soll weniger genutzt werden
Ziel sei es, eine zuverlässige und komfortable Alternative im Stadtverkehr zu sein, und das zu einem fairen Preis. „Und wir wollen Menschen dabei helfen, ihre Mobilität mit klimafreundlichen Verkehrsmitteln zu organisieren und weniger das Auto zu nutzen“, so die Unternehmenssprecherin. „Wir freuen uns, dass sich die Stadt Hagen offen zeigt für nachhaltige Mobilitätsoptionen.“
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Die Stadt wiederum attestiert Lime ein „gewisse Finanzkraft“ und hofft damit auf ein größeres Durchhaltevermögen, als es noch Zeus und Hoppy in Hagen gezeigt hatten.
Stadt kann Anbieter nicht ablehnen
Gleichzeitig macht die Verwaltung auch wegen der anhaltenden Skepsis der Politik (zuletzt in der Bezirksvertretung Eilpe/Dahl) deutlich, dass ein Anbieter das Recht habe, auf dem Markt in Hagen tätig zu werden. „Selbst wenn wir wollten - wir könnten das als Stadt gar nicht verhindern. Anbieter haben in Deutschland einen gesetzlich hinterlegten Rechtsanspruch“, sagt Klimaschutzmanager Andreas Winterkemper, der dem Projekt nach eigenen Angaben neutral gegenübersteht, „wir haben lediglich die Möglichkeit, durch Vereinbarungen mit dem Anbieter zu steuern.“
Gespräche dazu habe es gegeben. Ein Ergebnis: Der Anbieter sei verpflichtet, herumstehende Roller in den Quartieren innerhalb von 24 Stunden einzusammeln. Und auch nach erneuter Einführung einer Verleihflotte und des Hybridsystems will man sich seitens der Stadt die Möglichkeit offenhalten, Erfahrungen zu sammeln und nachzusteuern.
Keine E-Roller in der Fußgängerzone
Eines aber zeichnet sich schon jetzt ab. „Eine Freigabe der Fußgängerzone für E-Roller kommt nicht in Frage“, wie Christine Kuhlmann erklärt und auf ein erhöhtes Unfallrisiko verweist. „Die wird im Übrigen auch vom Anbieter gar nicht gewünscht.“
Ende 2021 war die Firma Zeus als erster Anbieter mit einem rein stationären System in Haspe an den Start gegangen und hatte dieses Engagement zunächst auf weitere Stadtteile ausgedehnt. Schließlich kapitulierte der Anbieter allerdings vor Zerstörung und fehlender Nachfrage und zog sich zurück. Auf Zeus folgte nahezu nahtlos ein Kurzgastspiel des Anbieters Hoppy, das dauerhaft ebenso wenig von Erfolg gekrönt war.
Lime zählt zu führenden Anbietern
Mit Lime, das sich selbst als Anbieter mit dem „weltweit größten Sharing-Angebot für E-Mikromobilität“ bezeichnet, steht nun der dritte Versuch an. Das Unternehmen ist in fast 30 Ländern (auch in vielen Städten in den USA) sowie unter anderem in Berlin, Köln, Düsseldorf, Wuppertal, Bochum und Witten aktiv.