Hagen. Die Firma Zeus zieht ihre E-Roller ab sofort aus Hagen zurück. Zur Begründung führte das Unternehmen Vandalismusschäden an. Die Hintergründe:

Es hat sich ausgerollert in Hagen. Am Montag platzte die Bombe, dass die Firma Zeus ihre E-Tretroller ab sofort aus Hagen zurückzieht. Grund für die Entscheidung, so ließ das Unternehmen durch die Stadtverwaltung mitteilen, seien Vandalismusschäden an den Fahrzeugen, die mit dem geringen Wintergeschäft aus den letzten Monaten wirtschaftlich nicht hätten kompensiert werden können.

Ein Schlag ins Kontor für die Stadt Hagen, die sich für das stationsgebundene Verleihsystem von Zeus stark gemacht hatte, das gegenüber den in anderen Städten üblichen Free-Floating-Systemen den Vorteil besitzt, dass die Fahrgeräte nur an bestimmten Orten ausgeliehen und wieder zurückgegeben werden können – anderenfalls läuft der über eine Handy-App gestartete Gebührenzähler gnadenlos weiter. „Die Stadt Hagen bedauert den Rückzug der Firma Zeus aufgrund der sehr guten Zusammenarbeit außerordentlich“, hieß es aus dem Rathaus.

„So schlimm nirgendwo erlebt“

Die Firma Zeus selbst ließ eine Anfrage unserer Redaktion unbeantwortet. Wegen fortgesetzter Vandalismus-Vorfälle hatte sich das Unternehmen bereits im November aus Haspe zurückgezogen. „Wir sind derzeit in 27 deutschen Städten mit unseren E-Rollern vertreten. Straftaten sind leider normal, aber in einem solch schlimmen Ausmaß wie in Haspe haben wir das bislang nirgendwo erlebt“, sagte seinerzeit Nico Rademacher, der den Kundenservice bei Zeus leitet.

Zu schaffen machte Zeus der Betrug mit temporären Handynummern, mit denen das Bezahlsystem für die Roller ausgetrickst werden konnte. Zudem wurden laut Rademacher etliche Fahrzeuge von Brücken oder Hängen heruntergeworfen sowie Batterien gestohlen. Ein kompletter Rückzug aus ganz Hagen sei jedoch keineswegs geplant, versicherte der Zeus-Mitarbeiter, vielmehr wolle Zeus das E-Roller-Projekt mit einer neuen Fahrzeug-Generation, die Vandalismus und Betrug erheblich erschweren sollte, fortsetzen.

Stadt verhandelt mit anderen Anbietern

Daraus wird nun nichts. Zeus wird nicht nur nicht nach Haspe zurückkehren, sondern auch die rund 130 Roller im Bezirk Mitte aus dem Straßenbild verschwinden lassen. Und im Bezirk Nord (Boele, Vorhalle, Kabel, Bathey, Boelerheide, Helfe, Garenfeld, Hengstey), wo 100 E-Roller an 30 bis 35 Standorten zur Verfügung gestellt werden sollten, sowie im Hagener Süden, wo 50 Fahrzeuge vorgesehen waren, geschieht erst einmal gar nichts.

Was mit den Autoparkflächen, die von der Stadt Hagen als E-Roller-Parkplätze ausgewiesen und markiert wurden, geschieht, erklärte die Stadt am Montag nicht. Ob es Sinn macht, sie als Roller-Standplätze zu erhalten, wenn einer oder mehrere neue Anbieter, die auf ein Free Floating System setzen, mit ihren Fahrzeugen in Hagen auftauchen, ist fraglich. Denn die Roller der meisten Anbieter können praktisch überall abgestellt werden, sobald der Kunde sie nicht mehr benötigt.

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Auf jeden Fall will die Stadt das Angebot von E-Tretrollern in Hagen fortsetzen. Im Rahmen der Mobilitätswende sei man nach wie vor von der Idee überzeugt, dass derartige Alternativkonzepte zur Fortbewegung innerhalb der Stadt – besonders auch in Kombination mit dem Öffentlichen Nahverkehr – sinnvoll und notwendig sind. Daher befinde sich die Stadtverwaltung derzeit in Verhandlung mit anderen Anbietern, um den Bürgern in Kürze wieder E-Scooter zum Ausleihen anbieten zu können.

Auch E-Fahrräder und E-Lastenräder zum Ausleihen sollen bald in den Straßen von Hagen zu finden sein. Auch für diese Fortbewegungsmittel befindet sich die Stadt in Gesprächen mit möglichen Anbietern. Die Verhandlungen stehen kurz vor ihrem Abschluss.