Hagen. Oberbürgermeister Erik Schulz sieht die Projekte am Hengsteysee im Zeitplan. Über die Solidarität zu einem Baum reibt er sich die Augen.
Im Gespräch mit der Stadtredaktion Hagen nimmt Oberbürgermeister Erik O. Schulz Bezug auf die Sporthallen-Debatte in der Stadt, die Entwicklungen am Hengsteysee und den großen öffentlichen Aufschrei zu einer Roteiche am See. Wie das Stadtoberhaupt über die Themen Straßenbahn und sein Ende im Amt, denkt, lesen Sie hier.
Nachholbedarf gibt es beim Thema Sportstätten. Jetzt zeichnet sich zwar eine abgespeckte Lösung für die Privatinvestition einer Großsporthalle im Sportpark Ischeland ab, aber dass die Stadt Hagen zuletzt in eine neue Turnhalle investiert hat, ist mit dem Bau am Emster Park auch schon zwei Jahrzehnte her. Muss da mit Blick auf das Alter des Angebots nicht dringend deutlich mehr passieren?
Wir werden ja zwei neue Sporthallen absehbar mit Terra 1 und der Schule in der Södingstraße bekommen. Da wo wir Schulen vorsehen, so auch am St.-Marien-Hospital, denken wir Turnhallen mit. Wir sind aber eine Stadt, die demografisch kleiner wird, und die Vereine haben auch nie großartig geschimpft. Die Sportinfrastruktur in Hagen kann sich durchaus sehen lassen. Da gibt es Städte, denen es finanziell ähnlich schlecht geht, die sind da deutlich schlechter ausgebaut. Mit dem Projekt im Sportpark gewinnen wir ja jetzt auch weitere Kapazitäten, das war für uns in dem Abwägungsprozess ganz wichtig. Zugleich wollen wir die Stadt auch als Standort für Spitzensport im Bereich Hand- und Basketball weiter profilieren. Da haben wir jetzt gemeinsam mit Phoenix und Eintracht sowie der Wirtschaftsförderung – auch mit Blick auf den Sitz des Deutschen Basketballbundes – einen neuen Anlauf genommen.
Überregionale Strahlkraft soll ebenfalls das Seepark-Projekt entwickeln. Was wird dort bis zur Internationalen Gartenausstellung 2027 (IGA’27) tatsächlich sichtbar fertiggestellt sein?
Zunächst einmal sollte man nicht vergessen, was schon passiert ist, weil viele Leute den Zusammenhang gar nicht herstellen: Ich will hier vor allem mal an die Fahrradbrücke über die Volmemündung erinnern, und das Familienbad Hengstey wurde grundlegend saniert. Wobei der allererste Schritt ja letztlich sogar das Aufstellen von Liegebänken war – dieses Startsignal im Kleinen war durchaus wichtig. Dieses Frühjahr wird der Beachclub fertig, wenig später kommt der Steg, der die Anlage wirklich attraktiv macht. Das muss man im Gesamtzusammenhang sehen. Die weiteren Schritte ergeben sich aus dem Siegerbeitrag unseres Gestaltungswettbewerbs, der uns die Chance eröffnet, in Bauabschnitten zu denken, die alle die Themen Wasser, Aufenthaltsqualität, Natur und Fahrradfahren immer wieder aufgreifen. Eine gute Linie vieler kleiner und großer Ideen, die sich am See aneinanderreihen.
Aber was kann bis 2027 noch fertig werden?
Die Umsetzung der gesamten Planung wäre natürlich wünschenswert, bislang sind wir noch nicht aus dem Zeitplan geraten. Wie schnell wir jetzt in die Umsetzungsplanung kommen, hängt ja auch davon ab, wie sich die Altlastenthematik auf dem ehemaligen Rangierbahnhof Hengstey gestaltet. Ich bleibe zuversichtlich – der Zielkorridor IGA steht. Ob dann tatsächlich alle Mosaiksteine bis hin zu der Zipline über den See schon klappen, vermag ich nicht zu sagen. Auch die Amprion-Brücke gehört dazu, die wir natürlich dringend brauchen, sie steht nicht zur Disposition. Wir werden uns da verständigen: Wir brauchen sie, und Herdecke braucht sie, um eine attraktive touristische und gastronomische Entwicklung rund um den See hinzubekommen. Da gibt es keine Konkurrenz.
Auch die Roteiche am Ufer des Hengsteysees hat wieder eine Zukunft. Warum bedurfte es wieder eines Aufschreis aus der Bürgerschaft? Hätte man im Rathaus nach der Hohenhof-Erfahrung bei dem Thema nicht von Beginn an viel sensibler sein müssen?
Über die emotionale Zuwendung zu einem einzelnen Baum kann man durchaus überrascht sein. Es gab ja schließlich eine klare Planung, die auf zahlreichen Gesprächen auch mit dem Kanuclub fußte. Die Planung ist zur Bezirksregierung und durch alle politischen Gremien gegangen. Jeder wusste, wie es dort aussieht, es gab da nichts Neues. Man kann zwar anderer Meinung sein: Ich persönlich weiß nicht, ob es schick ist, auf einem Ruhrtalradweg, der von überregionaler Bedeutung ist, für einen einzelnen Baum abzusteigen. Aber ein Verwaltungsvorstand muss ja nicht mit dem Kopf durch die Wand wollen, sondern kann auch Entwicklungen zur Kenntnis nehmen. Wenn es bei dem Verein jetzt eine neue Bereitschaft gibt, mit uns zu sprechen – zum Beispiel über einen Grundstückstausch –, dann macht das einen neuen Korridor auf, der bisher nicht offen war. Und wenn sich das mit dem Fördergeber abstimmen lässt, sind wir für alles offen. Die jetzt entstandene Debatte war nicht antizipierbar, schon gar nicht in dieser Dimension. Grundsätzlich gilt natürlich: Jeder Baum, den wir in dieser Stadt mit vertretbarem Aufwand erhalten können, ist erst einmal gut.