Hagen-Wehringhausen. Angesichts des extremen Mangels an Grundschulplätzen in Hagen soll ein altes Mädchenhaus für einen vierstöckigen Neubau weichen
Der Rahmen für eine neue, zweizügige Grundschule in Wehringhausen an der Södingstraße steht: Die Planungsverwaltung des Rathauses lässt sich gerade in den politischen Gremien grünes Licht dafür geben, über die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) einen konkreten Planungsentwurf erstellen lassen zu dürfen. Angedacht ist laut erstem Konzept ein viergeschossiger Komplex entlang der bestehenden Häuserzeile einschließlich einer Turnhalle, der nach Möglichkeit zum Schuljahr 2027/28 für die ersten i-Männchen zur Verfügung stehen soll. Damit dürfte sich in dem Karree zwischen Augusta- und Lange Straße nicht bloß die Verkehrsfrequenz, sondern auch die klimatische Situation sowie die Geräuschkulisse erheblich verändern.
In hohem Bogen fliegt ein Lattenrost aus dem Obergeschoss des Elisabeth-Hauses und schlägt scheppernd vor einem orangefarbenen Sperrmüllcontainer auf. Das ehemalige Mädchen-Wohnheim der Diakonie, das schon seit Jahren leer steht, wird gerade entrümpelt. Eine Schaukel auf der Grünfläche vor der ramponierten Immobilie lässt erahnen, dass hier kürzlich noch Kinder gespielt haben. Ansonsten bestimmt Unrat vom Renovierungsmüll bis hin zu ausrangierten Kühlschränken rund um die Garagenreihe die Szenerie.
Die einstige Schönheit dieses Refugiums mit seinem teils stattlichen Baumbewuchs im Herzen eines dichtbesiedelten Ortes zu bewahren, interessiert hier angesichts des akuten Grundschulplatzmangels in Hagen längst nicht mehr. Auf einem künftig gut 2600 Quadratmeter großen Areal soll das neue Schulgebäude mit Schulhof und Parkflächen für die Pädagogen-Schar entstehen.
Villa bleibt erhalten
Bislang hat die HEG zusammen mit dem beauftragten Architekturbüro Schmahl & Gerigk lediglich eine erste Modellstudie erstellt. Die Planung für das Gelände – es umfasst die Grundstücke Södingstraße 16 bis 24 – sieht vor, das einstige Elisabeth-Haus sowie Garagen und Hinterhofbauten komplett abzureißen. Diese Immobilien sind ohnehin in einem baulich miserablen Zustand und bereits freigezogen. Allerdings bleibt die relativ prominente Villa auf dem Grundstück Södingstraße 20 erhalten: Hier soll die Verwaltung der künftigen Grundschule künftig ihre Räumlichkeiten finden.
Das eigentliche Schulgebäude, so sieht es der vorliegende Erstentwurf von Moritz Gerigk vor, soll entlang des bestehenden Bürgersteigs als Blockrandbebauung entstehen und in Anlehnung an die benachbarten Gebäude vier Geschosse hoch werden. Dabei ist im Erdgeschoss eine Sporthalle mit Foyer vorgesehen, die die Fläche eines Basketballfeldes vorsieht. Das erste Obergeschoss soll der Mensa sowie dem Offenen Ganztag vorbehalten bleiben. Die eigentlichen Klassenräume für die zweizügige städtische Grundschule erstrecken sich dann über das zweite und dritte Obergeschoss.
Insgesamt erfüllt die Modellstudie, so versichert die Stadt, alle Parameter, was die Schul-Raumprogramme für Klassen, Schulhöfe, aber auch notwendige Parkplätze vorsehen. Die Details will die HEG gemeinsam mit dem städtischen Fachbereich Schule sowie dem Praxisblick dreier Grundschulleitungen noch abstimmen. Insgesamt geht die städtische Tochtergesellschaft davon aus, dass das Schulgebäude ab dem Sommer 2027/28 für Unterrichtszwecke zur Verfügung steht. Die Investitionssumme, so zeigen erste überschlägige Berechnungen, dürfte bei etwa 16,5 Millionen Euro liegen.
Hohe Klimaansprüche
Festzuhalten bleibt allerdings jetzt schon, dass die für den Stadtbezirk Mitte so wichtige Investition in die Schullandschaft den ökologischen Planungen und Ideen durchaus widersprechen könnte. So gelten seit knapp vier Jahren Klima- und Umweltstandards in der verbindlichen Bauleitplanung, die vor allem die Lebensqualität steigern sollen und den Umwelt- und Klimaschutz konsequent in jedes Projekt einfließen lassen sollen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Dabei geht es nicht bloß um klassische Fassaden- und Dachbegrünung sowie den intelligenten Einsatz von Solartechnologie, sondern vor allem auch um besser durchlüftete Stadtquartiere. Vorrangiges Ziel ist hierbei, die sommerliche Hitzeentwicklung und den Luftstau in den Innenstadtquartieren aufzulösen.
Zudem engagiert sich Hagen bei dem Wettbewerb „Prima. Klima. Ruhrmetropole.“ des NRW-Bauministeriums, um die klimagerechte Immobilien- und Quartiersentwicklung zu forcieren. Hier im dichtbesiedelten Wehringhausen mit seinen 12.000 Bewohnern anzusetzen, erscheint besonders vordringlich. Immerhin wird in dem Erläuterungsbogen zu dem Wettbewerb bereits festgestellt, dass aufgrund der erhöhten Hitzebelastung in den Wohnstraßen „eine Entlüftung durch die riegelartige Bebauung empfindlich gestört“ werde. Daher sei es geboten, speziell in Wehringhausen eine durchgreifende Grünstrategie umzusetzen.