Hagen. Eintracht-Investor Detlef Spruth setzt jetzt auf reine Sporthalle am Ischeland. Auch die Schulsportler profitieren.

Der Traum von einer neuen Multifunktionsarena am Ischeland für bis zu 5000 Zuschauer, in der nicht bloß Showstars und -sternchen, sondern vor allem die Eintracht-Handballer und die Phoenix-Basketballer bis in die erste Liga hinein ihre Heimspiele absolvieren können, ist geplatzt. Investor und Eintracht-Mäzen Detlef Spruth konnte für die große Lösung, für die zuletzt angesichts der rasanten Baukostensteigerungen sogar eine Investitionssumme deutlich jenseits der 40-Millionen-Euro-Schwelle im Raum stand, sich mit seinen Vorstellungen der Gemeinnützigkeit bei den Finanzbehörden nicht durchsetzen. Stattdessen, so wurde in dieser Woche hinter verschlossenen Türen die Hagener Politik informiert, soll an gleicher Stelle jetzt eine abgespeckte reine Sportstätte entstehen. Diese wird der Stadt zudem für Schulsportangebote zur Verfügung stehen und gleichzeitig an anderer Stelle dringend überfällige Vereinssportkapazitäten schaffen. „Herr Spruth hat der Verwaltung eine neue Planung für ein großes Sportzentrum am gleichen Standort mit zwei miteinander verbundenen Hallenkörpern mit insgesamt maximal fünf Spiel- und Trainingsflächen vorgestellt“, skizziert Oberbürgermeister Erik O. Schulz die Idee.

Ursprünglich hatte Spruth noch gehofft, dass im Frühjahr 2022 für sein Projekt die Bagger rollen könnten. Doch bis heute ist auf dem Areal des sogenannten Asche-Käfigs im Schatten der altehrwürdigen Ischelandhalle nichts geschehen. Angedacht war eine Mehrzweck-Veranstaltungsstätte mit digitalisiertem Boden, Physio-Praxis, Sauna, Schwimmbecken sowie weiteren Trainingshallen. Dabei machte Spruth nie ein Hehl daraus, dass Voraussetzung für das ehrgeizige Projekt sei, dass er für die Millionen-Investition die volle Spendenabzugsfähigkeit bekomme. Das bedeute, so erläuterte der Investor gegenüber der Stadtredaktion, dass die Halle unter Gemeinnützigkeitsaspekten gebaut werde, da sie ihm letztlich ja nicht gehöre, sondern in den Besitz einer Stiftung übergehe. Eine Einschätzung, die von den Finanzbehörden allerdings nie geteilt wurde.

Gemeinnützigkeit abgestimmt

So konnten die Steuerhüter kaum nachvollziehen, wozu ein Verein eine so großzügig konzipierte Halle brauche, wenn denn nicht für den Spitzensport. „Dass unser Verein seinen kompletten Trainingsbetrieb – auch abseits des Handballs – in die neue Halle verlagert und damit zu 75 Prozent gemeinnützig nutzt, zumal wir die Übungszeiten auch noch aufstocken werden, das interessiert dort gar nicht“, ärgerte sich Spruth bis zuletzt über die in seinen Augen eindimensionale Betrachtungsweise der Behörden. „Nirgendwo steht in irgendeinem Paragrafen, dass die Gemeinnützigkeit von der Größe oder der technischen Ausstattung einer Halle abhängt“, hatte er bis zuletzt auf eine wohlwollende Ermessensentscheidung gehofft – offensichtlich vergebens.

Eintracht-Mäzen Detlef Spruth hat sich mit den Finanzbehörden auf einen gangbaren Kompromiss verständigt.  
Eintracht-Mäzen Detlef Spruth hat sich mit den Finanzbehörden auf einen gangbaren Kompromiss verständigt.   © Eintracht Hagen | Eintracht Hagen

Der abgespeckte Alternativentwurf sieht jetzt nach Informationen der Stadtredaktion eine reine Sportstätte vor, die an Handball-Spieltagen Platz für bis zu 2300 Zuschauer bietet. Bei Basketball-Spielen wären aufgrund des kleineren Spielfeldes sogar deutlich mehr als 3000 Zuschauer möglich. Allerdings würde diese Größenordnung noch immer nicht für den Basketball-Erstliga-Betrieb ausreichen, wo perspektivisch 4500 Plätze gefordert sind. Diese Kapazitäten könnte Phoenix im Falle eines Aufstiegs jedoch alternativ nachweisen, indem man beispielsweise sogar im Kult-Hexenkessel „Ische“ verbleibt und obendrein zweimal pro Saison in die Dortmunder Westfalenhalle ausweicht, wo theoretisch 11.000 Fans die Erstliga-Duelle verfolgen könnten. Zugleich profitiert Phoenix von der neuen Sportstätte am Höing: Hier könnten die Basketballer nämlich die von der BBL geforderte Trainingshalle nachweisen.

Moderne Ausstattung

Für Eintracht Hagen eröffnet der abgespeckte Millionen-Bau mit Glas-Hallenboden, Fitness-Bereich und Physiotherapie wiederum die Chance, in der modernen Arena zugleich sämtliche Teams und Trainingsangebote an einem Ort zu bündeln. Für diesen abgespeckten Entwurf muss weder ein neues Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht, noch eine erweiterte Lösung für Parkplätze erarbeitet werden. Die Politik soll jetzt bis Mai darüber befinden, ob sie Spruth für dieses Konzept das Grundstück überlässt. Dabei soll auch geprüft werden, ob der angedachte Grundschul-Neubau dann ohne eigene Halle sich eher auf dem Reiterverein-Gelände oder dem Post-Sportplatz realisieren lässt. „In den Vormittagsstunden reizen wir als Verein die entstehenden Hallenkapazitäten keineswegs voll aus“, sieht Spruth im Gespräch mit der Stadtredaktion hier keine Kollisionsprobleme. Mit diesem politischen Votum im Gepäck kann er dann wiederum bei den Finanzbehörden die Gemeinnützigkeit beantragen.

Halle und Schule müssen am Ischeland nebeneinander möglich sein! Das ist die elementare Grundlage für ein positives Votum der Verwaltung für den jetzt vorgestellten Hallen-Neubau.
Erik O. Schulz

OB sieht Chancen für Schulsport

„Für Hagen würde sich mit der Umsetzung der jetzigen Neubauplanung eine merkliche Entlastung mit Blick auf dringend notwendige Hallenkapazitäten für den Schul- und Vereinssport ergeben“, sieht OB Schulz das abgespeckte Konzept durchaus positiv. So würde beispielsweise die Halle Mittelstadt komplett von Eintracht freigezogen und steht somit künftig anderen Teams zur Verfügung. „Da seitens des Investors zudem die Bereitschaft signalisiert worden ist, in der neuen Halle Kapazitäten für den Schulsport bereitzustellen, könnte beim Bau einer Grundschule in diesem Bereich auf eine eigene Halle verzichtet werden“, sieht der Verwaltungschef hier die Chance, für die Stadt Einsparung in Millionenhöhe zu erzielen. „Auf den Punkt gebracht: Halle und Schule müssen am Ischeland nebeneinander möglich sein. Das ist die elementare Grundlage für ein positives Votum der Verwaltung für den jetzt vorgestellten Hallen-Neubau. Denn dieser Schulneubau ist im Rahmen unserer fortschreitenden Schulentwicklungsplanung zwingend erforderlich“, stellt Schulz klar.