Berchum. Für den neuen Anbau der Grundschule Berchum sollen alte Bäume gefällt werden. Doch Naturschützer und Planer suchen den Kompromiss:

Während das Todesurteil für die Roteiche am Hengsteysee dieser Tage viele Hagener bewegt, stehen in Berchum die Zeichen auf Baumrettung. Konkret geht es um acht Ahorn-Bäume, die rund um den maroden Pavillion der Grundschule Berchum stehen - und die eigentlich in den kommenden Wochen weichen sollten. Doch nun gibt es Hoffnung für die Bäume.

Anbau für Schule geplant

Zur Vorgeschichte: Die Grundschule Berchum braucht mehr Platz. Angesichts steigender Schülerzahlen und dem Ausbau des OGS-Angebotes ab dem Schuljahr 2026/2027 sollen mehr Schulräume entstehen, weshalb der 47 Jahre alte und von Bäumen umrahmte Pavillon am Schulhof abgerissen wird. Ein Neubau sollte - so die Ursprungsplanung - an gleicher Stelle entstehen. Wegen der größeren Grundfläche hätten dafür mindestens acht Ahorn-Bäume rundherum fallen müssen. „Wir haben eine fertige Machbarkeitsstudie für diesen Standort“, erklärt Hans-Joachim Bihs, Geschäftsführer der Hagener Entwicklungsgesellschaft (HEG), die den neuen Schul-Anbau in Berchum umsetzen wird. Der Standort sei rechtssicher und die Bäume weder von schützenswerter Art, noch prägend für die Landschaft.

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Einladung zum Gespräch

Das sieht Antje Selter naturgemäß anders. Ja, sagt die Vorsitzende vom Naturschutzbeirat, die Bäume seien zwar nicht schützenswert. „Aber sie haben eine Mächtigkeit und sind wichtige CO₂-Speicher - solche Bäume fällt man nicht.“ Umso mehr freute sie sich über den offenen Austausch, den der HEG-Geschäftsführer mit Vertretern des Naturschutzsbeirates zum Thema Pavillon-Bau gesucht hat. „Herr Bihs hat die Pläne transparent erläutert. Wenn man miteinander spricht, dann kann man auch eine Lösung finden.“

„Optimale Lösung“

Das Ergebnis eines gemeinsamen Ortstermins: Der Neubau soll auf einer anderen Fläche vor der Grundschule Berchum entstehen, damit die Bäume erhalten bleiben. Denn diese Bäume, so die einhellige Meinung, sind im Sommer auch als Sonnenschutz für die Kinder auf dem Schulhof bedeutsam. „Diese Lösung ist optimal“, sagt Antje Selter, „auch wenn es sich bei der neu anvisierten Fläche um ein Landschaftsschutzgebiet handelt.“ Man habe sich als Naturschutzbeirat dennoch für diesen Kompromiss ausgesprochen, auch weil Bihs zugesichert habe, sich für neue Bäume und eine Streuobstwiese auf dem Areal einzusetzen. „Wir sind eigentlich darauf bedacht, Landschaftsschutzgebiete zu erhalten. Aber mit dieser Lösung können wir nicht nur Bäume erhalten, sondern bekommen auch neue Bäume hinzu.“

Bauantrag vorbereiten

Nach dem Ortstermin mit dem Naturschutzbeirat schien ihm der ursprüngliche Standort ungünstig, sagt Bihs, der nicht zuletzt die Rolle der Bäume als Schattenspender für die Schulkinder hervorhebt. Der angedachte Standortwechsel müsse in der weiteren Planung bedacht werden, um den Bauantrag vorzubereiten. Bihs gibt sich noch zurückhaltend, solange nicht alle Gespräche mit Beteiligten geführt, der endgültige Auftrag an die HEG erteilt und eine Baugenehmigung vorliegt. Denn war die Fläche des alten Pavillons für den Neubau als rechtssicher eingestuft, gilt es nach den Gesprächen mit dem Naturschutzbeirat nun, den neuen Standort zu bewerten. Auch müssten Wünsche wie eine Streuobstwiese in dem Zuge genauer besprochen werden.

Vorbild Goetheschule

Bei dem neuen Anbau handelt es sich um einen zweigeschossige Solitär in Massiv-Bauweise. Als Referenz gilt der Anbau, der zuletzt an der Goetheschule in Hagen-Boele errichtet wurde. Die jüngste Kostenschätzung lag bei rund drei Millionen Euro. An der Grundschule Hestert ist ein ähnlicher Anbau geplant.

Der neue Anbau der Goetheschule in Hagen-Boele ist Vorbild für die geplanten Baukörper an den Schulen in Berchum und auf der Hestert.
Der neue Anbau der Goetheschule in Hagen-Boele ist Vorbild für die geplanten Baukörper an den Schulen in Berchum und auf der Hestert. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Eile ist geboten, schließlich sollen zum Schulstart im Sommer des kommenden Jahres 2025 bereits die ersten Schülerinnen und Schüler in den neuen Solitär-Gebäuden auf der Hestert und in Berchum unterrichtet werden. „Wir müssen dafür bis zum Ende dieses Jahres mit dem Rohbau fertig sein“, sagt Bihs. In der Sitzung des Schulausschusses am 7. Februar werde das Thema besprochen.