Hagen. Viele Leser und User reagieren darauf, dass einer der markantesten Bäume in Hagen gefällt werden soll. Eine Auswahl bisheriger Stimmen.

Dass am Hengsteysee auf der Süduferseite eine 110 Jahre alte Roteiche zugunsten des Radwegeausbaus gefällt werden soll, erzürnt viele unserer Leser. Die Redaktion zeigt an dieser Stelle ausgewählte Briefe und Meinungen. Wer sich gern zum Thema äußern möchte, kann dies tun. Einfach Mail an hagen@westfalenpost.de

„Ich konnte es nicht wirklich glauben, was ich in dem Artikel lesen musste: Diese würdige Roteiche steht nun gesund, mächtig und landschaftsprägend seit dem Aufstau des Hengsteysees an diesem Standort und soll nun entfernt werden. Vor wenigen Jahren bin ich von Hagen nach Witten umgezogen. Als Hagener Bürger hatte ich über 40 Jahre aktiven Natur- und Landschaftsschutz betrieben. In dieser Zeit habe ich unzählige Eingriffe in dem landschaftlichem Umfeld des Sees erlebt. Etwa Ende der 1980er Jahre wurden die Wege am Hagener Ufer schon einmal ausgebaut. Seit dem verläuft in einem Bereich der Weg zweiteilig für Fußgänger und Radfahrer.

Die alte Eiche steht direkt vor dem Gelände des DLRG.
Die alte Eiche steht direkt vor dem Gelände des DLRG. © WP | Michael Kleinrensing

Diese Maßnahme vertrieb zwar leider die an dieser Stelle noch häufige Nachtigall, doch jener solitäre Baum durfte zur Freude der Erholung suchenden Naturliebhaber immerhin stehen bleiben. Er stand auch damals schon mitten im Weg. Zu dieser Zeit hatte offensichtlich niemand auch nur gewagt, diesen Baum anzutasten. Baumschutz hatte noch eine Bedeutung. Nun stehen aber plötzlich reichlich öffentliche Mittel zur Verfügung, die dringend ausgegeben werden sollen. Also werden die Wege versiegelt und breiter gemacht.

Wie auf einer Autobahn, damit man schneller vorwärts kommt. Es geht nicht um Erholung, sondern um schnelleres Fahren. Die Begründung, dass dieser Baum eine Unfallgefahr darstellt, ist völlig haltlos. Es ist hingegen so, dass die immer zügiger fahrenden Radfahrer ohne diesen Baum noch schneller unterwegs sein werden und die Fußgänger noch mehr gefährden werden. Der Baum drosselt erfolgreich den Verkehr. Es ist für niemanden ein echtes Problem an dieser Stelle einmal abzubremsen. Das sollten einige Radfahrer bitte sowieso viel öfter machen.

Seit 110 Jahren ist der alte Baum am See verwurzelt.
Seit 110 Jahren ist der alte Baum am See verwurzelt. © WP | Michael Kleinrensing

Ich selbst wohne jetzt in direkter Nähe des Kemnader Stausees. Wie viele wissen, hat man dort den Rundweg inklusive Ruhrradweg für Fußgänger, Radfahrer und Inliner getrennt. Das schafft einen großen Verkehrsraum für die Besucher. Man darf aber nicht glauben, dass es nicht auch dort immer wieder zu Beinaheunfällen kommt. Ich selbst nutze die Trassen auch als Radfahrer. Dabei muss ich immer wieder erleben, dass einige Mitnutzer viel zu schnell unterwegs sind. Die Wege sind ohne Hindernis und lassen es eben zu. Dort, wo wegen der Örtlichkeit weniger Platz ist, geht es sofort viel ruhiger zu. Diese alte Roteiche bildet eine Markierung für alle Radler, wenigstens an dieser Stelle einmal innezuhalten und die Pedalen einmal etwas maßvoller zu bewegen. Ich hoffe, dass sehr viele Hagener Bürger gegen die Beseitigung dieses Baumes protestieren werden nd hingegen dafür stimmen, ihn in den Status eines „Naturdenkmales“ zu erheben. So wäre er bis an sein Lebensende geschützt.

„Zum Ausbau des neuen Fuß- und Radweges sind lediglich zwei Warnschilder und zwei kleine Barrieren nötig, um den Baum zu erhalten und das ist finanzierbar. Es spricht nichts dagegen, den Weg bis 3 oder 4 Meter vor dem Baum und weitere 3 - 4 Meter hinter dem Baum weiterzubauen - im Bereich den Baumes bleibt alles so wie es ist und bei guter Pflege wächst er noch weitere 100 Jahre.

Im Zeitalter von Klima- und Umweltschutz wird niemand auf die Idee kommen, die kompletten Fördergelder zu streichen weil eine Gemeinde hinsichtlich alter Baumbestände rücksichtsvoll vorgeht - ganz im Gegenteil. Ansonsten muss weiter verhandelt werden. Auf den Schildern vor oder neben den Barrieren nette Ansprache: alte Bäume sind kostbar. Diese Roteiche steht seit 110 Jahren hier auf ihrem Platz- es braucht nur eine Stunde, um dieses Wunder der Natur für immer zu zerstören und eine Lebensgemeinschaft aus Vögeln, Insekten und Kleinstlebewesen auszulöschen.

Die Zeiten der unüberlegten Zerstörung sind vorbei. „Bitte kurz von den Fahrrädern absteigen, Fußgänger und Radfahrer nehmt bitte Rücksicht aufeinander, in ein paar Metern geht das Vergnügen ungehindert weiter. Wir bedanken uns und wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt.“ Ich wette, kein Besucher wird sich beschweren, weil es ein paar Meter „echte Natur und Abenteuer“ gibt. Es ist nicht schwer, kreative Lösungen zu finden statt weiterhin rücksichtslosen Raubbau an unserem Baumbestand zu betreiben.“
Susanne Groß

„Mein Freund, der Baum: Die Roteiche am Hengsteysee muss erhalten bleiben. Es gibt andere Engstellen am Ruhrtalradweg, die beseitigt werden müssten. Wer als Radler an diesem Baum nicht unbeschadet vorbeikommt, sollte auf ein Fahrrad im Fitnessstudio umsteigen. Die gebotene Trennung von Rad- und Fußweg wäre mit einer geringen Aufschüttung zur Seeseite hin realisierbar, ohne die Ufervegetation wesentlich zu beeinträchtigen. Dass der Baum durch eine mögliche Wurzel-Beschädigung eingehen könnte, ist nicht nachvollziehbar.

Er hat eine exponierte Lage direkt am See und saugt aus diesem seine Lebenskraft. Im Gegensatz zu vielen seiner Artgenossen im Wald, die in Hitzeperioden unter Trockenheit leiden. Warum müssten Wurzeln des Baumes überhaupt entfernt werden? Im „Stern“ war zu lesen, dass es eine Oberflächenbeschichtung für Radwege gibt, die luft- und wasserdurchlässig, klimafreundlich, kostengünstig und pflegeleicht ist (z.B. Hansegrand, Hamburg).“
Gerhard Göbel