Haspe. Das Gezerre um den zerfallenden Pavillon an der Hestert-Grundschule führt jetzt doch zum erhofften Ergebnis - aber der Weg war sehr lang.

In Haspe begleiten die politischen Macher, aber auch die Eltern der Grundschüler die aktuellen Fortschritte und die plötzliche Dynamik durchaus noch mit einer gewissen Skepsis. Dennoch könnte 2024 eine der zähsten schulpolitischen Hängepartien der vergangenen Jahre auf einen planerischen Erfolgsweg gebracht werden, an dessen Ende tatsächlich im darauffolgenden Jahr ein zufriedenstellender Abschluss steht. Die Rede ist von einem Ersatz-Neubau für den verfallenden Pavillon an der Grundschule Hestert.

„Dieser Fall wird allemal ein mahnendes Beispiel dafür bleiben, dass so etwas nicht noch einmal passieren darf“, erinnerte sich die Hagener Schulausschuss-Vorsitzende Nicole Pfefferer (Grüne) in der jüngsten Ratssitzung an eine insgesamt fast zehn Jahre währende Debatte rund um das anstehende Investitionsprojekt zurück. Doch in eine echte Ursachenforschung, warum die Neubaupläne so verschwurbelte Umwege genommen haben, möchte inzwischen auch niemand mehr im Rathaus einsteigen. Sicher ist nur, dass die ersten Elternpflegschaftsvertreter, die sich für einen Ersatz starkgemacht haben, heute ihre Kinder bereits ins Studium begleiten.

Wasser sickert aus offener Dachrinne

Dabei gibt es am erbarmungswürdigen Zustand des Pavillons aus dem Jahr 1974 keinerlei Zweifel: Nässe sickert beispielsweise durch das marode Dach, das Fallrohr der Dachrinne ist offen, sodass der Regen direkt über die Wände des Zweckbaus in das Bodenfundament sickert, die Lamellenrollos vor den Fenstern sind arg ramponiert. Hier lässt sich an der stets gut ausgelasteten Hestert-Grundschule schon lange weder zeitgemäßer Unterricht gestalten noch eine gehaltvolle OGS-Betreuung organisieren.

Diese Räume sind kaum für Unterricht oder eine zeitgemäße OGS-Betreuung geeignet.
Diese Räume sind kaum für Unterricht oder eine zeitgemäße OGS-Betreuung geeignet. © Stadtredaktion Hagen | Martin Weiske

Bereits im März 2018 hatten Elternschaft, Lehrerschaft und der Förderverein der Grundschule Hestert in einem Brief an Oberbürgermeister Erik O. Schulz nach langjährigem Ringen die Bitte formuliert, endlich den abgängigen Schulpavillon zu ersetzen, der schon seit Jahren nicht mehr genutzt werden könne. Ihr Ziel: Damit solle sowohl die Zweizügigkeit der Schule gesichert, weitere barrierefreie Klassenräume geschaffen und zudem neue OGS-Chancen eröffnet werden.

Schulz räumte seinerzeit zwar ein, dass die Lage an der Hestert-Schule durchaus unbefriedigend sei, doch die einhellige Investitionsentscheidung des Rates aus dem Jahr 2019 mochte er dann letztlich doch nicht mittragen. Mit der Konsequenz, dass die Thematik seitdem in den Mühlen der Verwaltung ungeahnte Runden drehte, aber bis heute faktisch noch immer nichts geschehen ist. Der Pavillon wird weiter vom Zahn der Zeit zerfressen.

HEG übernimmt die Federführung

Grund genug für sämtliche Ratsfraktionen und -gruppen (außer AfD) jetzt noch einmal Druck zu machen und auf einem Neubau zu beharren. Dabei machte die Politik als Souverän deutlich, dass es keiner weiteren Entscheidung des Verwaltungsvorstandes mehr bedürfe. Eine beschleunigte, direkte Gangart, die jetzt auch Schuldezernentin Martina Soddemann aufnimmt: „Die Umsetzung wird jetzt gemeinsam mit der Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) erfolgen, es geht lediglich noch darum, die letzten Details der Abwicklung abzuklären.“ Eine Vorlage mit allen Fakten soll noch im ersten Quartal dieses Jahres sowohl in der Bezirksvertretung Haspe als auch im Schulausschuss debattiert werden.

Dabei ist angedacht, nicht bloß einen Ersatz-Pavillon auf der Hestert zu errichten, sondern einen Solitär in Massiv-Bauweise entstehen zu lassen. „Es geht um eine solide, vernünftige Lösung“, unterstreicht auch Stadt-Sprecher Michael Kaub. Als Muster oder auch Pilotprojekt gelte dabei der Anbau an der Goethe-Schule in Boele, der dort zuletzt – angepasst an die Klinkerfassade des Stammgebäudes – dort errichtet wurde. Ähnlich soll übrigens auch an der Grundschule Berchum verfahren werden, wo ebenfalls ein Anbau nach dem Goethe-Entwurf errichtet werden soll, um die Platzprobleme zu lösen.

Die Stadt Hagen geht davon aus, dass die Neubauten bereits zum Start des Schuljahres 2025/26 für Unterrichts- oder auch OGS-Zwecke tatsächlich zur Verfügung stehen. Die meisten Mädchen und Jungen an der Hestert und in Berchum können also davon ausgehen, dass sie während ihrer Grundschulzeit tatsächlich noch einer Einweihungsfeier teilnehmen können.