Hohenlimburg. 159 Anwohner haben Einwände gegen eine Vertiefung des Steinbruchs in Hohenlimburg eingereicht. Aber was sind ihre Einwände nun wert?

Insgesamt 159 Menschen sagen „Nein“ zur Vertiefung des Steinbruchs in Oege und haben Einwände bei der Stadt Hagen eingereicht. Doch was sind diese Einwände wert? Und wer hat das letzte Wort, ob vertieft werden darf oder nicht? Ein Ausblick.

Wie berichtet planen die Hohenlimburger Kalkwerke, den Steinbruch in der Zukunft zu vertiefen, vom Verfahren her vergleichbar mit dem bisherigen Abbau. Den heute sichtbaren tiefsten Punkt im Steinbruch als Maß genommen, dürften die Kalkwerke künftig rund 130 Meter tiefer in die Erde graben, sollte das Vorhaben genehmigt werden. Hier kommt die Stadt Hagen als Genehmigungsbehörde ins Spiel.

Die aktuell sichtbare Abbruchkante des Oeger Steinbruchs liegt auf 225 Metern über dem Meeresspiegel - die tiefste sichtbare Stelle rund 80 Meter tiefer (auf 145 Meter über dem Meeresspiegel). Beantragt ist eine Vertiefung, die eine zusätzliche Abgrabungstiefe bis zu 130 Meter in der Zukunft ermöglicht.
Die aktuell sichtbare Abbruchkante des Oeger Steinbruchs liegt auf 225 Metern über dem Meeresspiegel - die tiefste sichtbare Stelle rund 80 Meter tiefer (auf 145 Meter über dem Meeresspiegel). Beantragt ist eine Vertiefung, die eine zusätzliche Abgrabungstiefe bis zu 130 Meter in der Zukunft ermöglicht. © Hagen | Denise Ohms

Viele Einwände vom Sonnenberg

Den Kalkwerken geht darum, den eingesessenen Betrieb und die Arbeitsplätze vor Ort zu erhalten. Dass der Abbau innerhalb der genehmigten Grenzen in einigen Jahren erschöpft ist und ohne eine Erweiterung der Produktionsstandort in Oege langfristig nicht zu halten sein wird, das haben die Kalkwerke bereits deutlich gemacht. Doch der Plan, sich eine Vertiefung genehmigen zu lassen, die potenziell bis deutlich unter den Grundwasserspiegel reicht, ruft Kritiker hervor – besonders aus der direkten Nachbarschaft.

Von den 159 einzelnen Einwendungsschreiben, die bei der Stadt eingegangen sind, kommen rund 100 Schreiben vom Sonnenberg, von Anwohnern wie Erwin Gebauer. Der Hohenlimburger wohnt schon viele Jahre in seinem Haus am Sonnenberg. Er habe sich nie groß am unweit entfernten Steinbruch gestört, erzählt Gebauer. „Doch seit diesem Jahr bin ich im Ruhestand und auch tagsüber zu Hause“, hört er nun die Sprengungen und macht sich mehr Gedanken über die Folgen des Abbaus vor seiner Haustür.

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Gutachten beruhigt nicht

Das Fachgutachten zur Vertiefung, das dem Vorhaben nur moderate Folgen für Natur und Umfeld prognostiziert, ist in seinen Formulierungen dem Hohenlimburger zu wage. „Da wird mit Wahrscheinlichkeiten operiert, das ist für mich als Außenstehenden nicht greifbar.“ Er könne die Interessen der Kalkwerke nachvollziehen, sagt er. „Aber was bedeutet die Vertiefung für uns? Und wenn diese Vertiefung genehmigt wird, geht das in der Zukunft so weiter und kommt dann in ein paar Jahrzehnten die nächste Erweiterung?“, fragt Gebauer.

Da wird mit Wahrscheinlichkeiten operiert, das ist für mich als Außenstehenden nicht greifbar.
Erwin Gebauer, Anwohner des Steibruchs

Ihm ist die Lokalpolitik in der Debatte viel zu leise. Deswegen war er zuletzt in der Bezirksvertretung, um dort seinen Bedenken Gehör zu verschaffen. Bedenken, wie sie auch von Anwohnern der Feldstraße, die ebenfalls direkt am Steinbruch liegt, zu hören sind. Aus dieser Straße sind übrigens rund 40 Einwendungen von Anwohnern bei der Stadt eingegangen - die zweitgrößte Zahl nach dem Sonnenberg.

Erörterungstermin im Februar

Nach Vorlage dieser Stellungnahme wird das Umweltamt gegebenenfalls andere Fachdienststellen und das Rechtsamt hinzuziehen oder auch eigene externe Fachgutachter beauftragen.
Clara Treude, Sprecherin der Stadt Hagen

Doch wie geht es nun weiter im Entscheidungsprozess? Die 159 Einwendungen werden zunächst den Hohenlimburger Kalkwerken zur Stellungnahme übersandt. „Nach Vorlage dieser Stellungnahme wird das Umweltamt gegebenenfalls andere Fachdienststellen und das Rechtsamt hinzuziehen oder auch eigene externe Fachgutachter beauftragen“, erläutert Stadtsprecherin Clara Treude. Wenn aus Sicht der Genehmigungsbehörde alles so weit geklärt ist, kommen bei einem Erörterungstermin alle Seiten an einem Tisch zusammen. Zu diesem Termin sind Vertreter der Kalkwerke und deren Fachgutachter sowie alle Einwender und Träger öffentlicher Belange zugelassen. Der Erörterungstermin wird voraussichtlich Mitte bis Ende Februar 2024 stattfinden, so die Stadt auf Anfrage. Das Datum wird öffentlich angekündigt, zu dem Treffen selbst sind aber keine weiteren Personen zugelassen, auch nicht Vertreter der Presse.

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Politik entscheidet

Im Anschluss an den Erörterungstermin wird jeder Punkt aus den Einwendungsschreiben abgewogen. Das Ergebnis mündet mit einer genehmigungsrechtlichen Einschätzung der Stadt in einer Vorlage an die Politik. Die Entscheidung, ob der Steinbruch vertieft werden darf oder nicht, fällt dann letztlich in den politischen Gremien. In diese Entscheidung werden der Ausschuss für Umwelt-, Klimaschutz und Mobilität, die Bezirksvertretung Hohenlimburg und der Hagener Rat als beschließendes Gremium einbezogen. Wann die Entscheidung gefällt wird, lasse sich noch nicht absehen, so die Stadt.

Klage möglich

Die Iserlohner Bürgerinitiative für den Erhalt des Ahm, die sich seit Jahren gegen eine Erweiterung des Steinbruchs Oege ausspricht, behält sich den Klageweg vor, sofern der Beschluss zugunsten einer Vertiefung ausfällt. „Allerdings stellt sich diese Frage erst, wenn wir Klarheit haben“, so Meinolf Henning, Vorstand der Bürgerinitiative. Es müsse umfänglich, unter anderem mit dem Rechtsbeistand, beraten werden. „Jetzt, vor dem anstehenden Erörterungstermin, einen Schnellschuss zu generieren, wäre nicht sinnvoll. So warten wir erst einmal auf die Gegenseite und ihre Argumente.“