Hohenlimburg. Kaum hundert Meter trennen den Steinbruch Hohenlimburg von Wohnhäusern. Anwohner sind besorgt angesichts der Pläne, den Steinbruch zu vertiefen:
Auf die Frage, wer gegen die Vertiefung des Steinbruchs in Hohenlimburg ist, heben sie in dieser Runde alle die Hände. In einem Haus an der Feldstraße haben sich viele Anwohner versammelt, um über ein Thema zu sprechen, das sie seit vielen Jahren bewegt. Denn die Nachbarschaft in der Feldstraße wohnt nur wenige hundert Meter von der Abbruchkante des Steinbruchs Oege entfernt. Unsicherheit und Skepsis machen sich angesichts der geplanten Vertiefung, wozu derzeit das Planfeststellungsverfahren läuft, breit bei den Anwohnern. Viele leben seit Jahrzehnten neben dem Steinbruch und merken, wie das Abbruchgebiet näher in das eigene Wohnumfeld herangerückt ist.
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Naherholungsgebiet verkleinert
Waren etwa einst die Sieben Teiche oberhalb der Feldstraße ein beliebter Ort zum Spazierengehen, ist dieses Areal längst Teil des Steinbruchgeländes. Dazu kommen die Begleiterscheinungen, die zu einem Steinbruch gehören, aber mit denen es sich nicht gut leben lässt: Wie der Staub durch die Detonationen und teils Risse in Hauswänden, die Anwohner auf den Abbau nebenan zurückführen.
Vertiefung unter Grundwasserspiegel
Sorge bereiten den Menschen nun besonders die Folgen, die ein tieferer Steinbruch für das Grundwasser hat. De facto soll nach den Plänen der Kalkwerke der Steinbruch künftig bis zu 130 Meter weiter in die Tiefe gesprengt werden. Die Grundwasserhöhe liegt im Steinbruch auf etwa 131 Metern über dem Meeresspiegel – und auf bis zu 15 Meter über den Meeresspiegel soll vertieft werden. In einem trockenen Sommer vor ein paar Jahren sei eine riesige Buche in seinen Garten gefallen, berichtet Michael Schmidt. „Wenn der Grundwasserspiegel noch weiter abgesenkt wird, dann können wir die Buchen, Eichen und andere Bäume bei uns abschreiben. Dann bekommen wir einen Kahlschlag“, befürchtet Schmidt.
Zweifel an Gutachten
Anders sieht es ein Gutachten, das die Kalkwerke für das Genehmigungsverfahren bei der Stadt vorgelegt haben und keine drastischen Folgen der Maßnahme prognostiziert. Doch dieses Gutachten schafft in der Anwohnerschaft der Feldstraße wenig Vertrauen: „In dem Gutachten sind viele Konjunktive. Da ist viel von ‘vermutlich’ und ‘voraussichtlich’ die Rede. Wir wollen aber Fakten haben, wenn es tatsächlich zu einer Vertiefung kommen sollte.“
Keine Messstelle
Tatsächlich vermissen sie bislang ein ernsthaftes Interesse der Kalkwerke, solche Fakten zu liefern. So fehle eine Grundwasser-Messstelle an der Feldstraße, die den Grundwasserpegel für das Umfeld künftig beziffert, beobachtet und bei drastischem Absenken den Abbau stoppt. „Bei uns kann man nichts messen und wo nichts messbar ist, können wir uns auch nicht beschweren“, spricht Schmidt weiteren Anwohnern aus der Seele. Die Wünschen sich auch, dass ihre Bedenken und Probleme mehr Gehör bei den Kalkwerken finden. „Es gäbe doch zum Beispiel auch Möglichkeiten, um Wanderwege um das frühere Steinbruchloch zu führen, damit man das Areal wieder als Naherholungsgebiet nutzen kann“, schlägt etwa Anwohnerin Diana Wüstewald.
Auch Sonnenberg betroffen
Auch die Waschanlage für die Lastwagen könne man umgestalten, damit der Dreck nicht auf die angrenzende Mühlenbergstraße fließt, die täglich von den Anwohnern befahren wird. „Es wäre schön, wenn man mit seinem Auto sauber nach Hause käme, wenn man aus der Autowaschanlage kommt.“ Mit in die Runde der Anwohner der Feldstraße hat sich auch Effi Pfeil gesellt, die am Sonnenberg wohnt. „Wir sind auch betroffen, was Schäden durch die Detonation betrifft“, sagt sie.
Regionalplan definiert Flächen
Das Misstrauen scheint nicht zuletzt durch die jüngsten Erweiterung des Steinbruchs vor drei Jahren gewachsen zu sein. Rund 13 Jahre hatte zuvor das Genehmigungsverfahren gedauert. Bis endlich Klarheit herrscht, ob eine weitere Erweiterung des Steinbruch gen Ahm auf Letmather Gebiet zulässig wäre, können derweil noch einige Jahre ins Land gehen. Denn wie Flächen im Regierungsbezirk künftig genutzt werden dürfen, das legt der neue Regionalplan Arnsberg fest – und der ist längst noch nicht komplett ausgearbeitet.
Ergebnis steht noch aus
Zuständig ist hier der Regionalrat, der mit dem Regionalplan derzeit ein Projekt bearbeitet, das vorgibt, wie und in welchen Grenzen Flächen im Regierungsbezirk künftig etwa für Rohstoffabbau, Verkehr, Siedlungen, Wald- und Forstwirtschaft, Windräder und Industrie genutzt werden können. Ein Riesenprojekt, bei dem einige tausend Einwendungen und Rückmeldungen zu bearbeiten sind – und in dem Zusammenhang der Steinbruch in Oege nur ein kleiner Mosaikstein ist.
Ob der Steinbruch in Oege vertieft werden darf, das entscheidet derweil die Stadt Hagen. Hier läuft aktuell das Planfeststellungsverfahren und die Pläne sind öffentlich einsehbar. Betroffene können ihre Einwendungen bis zum 13. November bei der Stadt einreichen.
Keine Messstelle geplant
Die Hohenlimburger Kalkwerke planen derzeit keine Grundwasser-Messstelle an der Feldstraße. Die vorhandenen Messstellen rund um den Steinbruch seien von Hydrogeologen ausgesucht und ermöglichten ein umfassendes Bild auf den Grundwasserspiegel, so Christian Lange, Mitgeschäftsführer HKW, auf Anfrage. Sollte die Genehmigungsbehörde weitere Messstellen als Auflage einer Vertiefung festlegen würde, dann würde man hier aber tätig werden.
Dass Bäume mit einem Absenken des Grundwasserspiegels bedroht seien, weist er zurück. „Der normale Grundwasserspiegel an der Feldstraße ist bereits etwa 50 Meter unter der Oberfläche“, so Lange. „Die Wälder werden vom Niederschlag versorgt, nicht aus dem Grundwasser.“