Hohenlimburg. Wenn die beantragte Erweiterung in die Tiefe nicht genehmigt wird, müssen die Hohenlimburger Kalkwerke in einigen Jahren den Betrieb aufgeben.

Die von den Hohenlimburger Kalkwerken beantragte Erweiterung des Steinbruchs Steltenberg geht in eine vorentscheidende Phase. Im Planfeststellungsverfahren feilen derzeit die betroffenen bzw. in das Verfahren eingebundenen Behörden an ihren Stellungnahmen. Grundsätzlich haben bis zum 30. Juni aber noch alle von dem Vorhaben betroffenen Bürger Gelegenheit, die Antragsunterlagen bei der Stadt Hagen einzusehen und bis Mitte Juli Einwendungen gegen den Plan zu erheben.

Um den Produktionsstandort in Oege langfristig zu erhalten, ist die Erschließung neuer Abbaubereiche notwendig. Die derzeitig genehmigte Betriebsfläche von 40 Hektar für den Abbau von Kalkstein, der im Straßen-, aber auch im Häuser-, Garten- und Landschaftsbau Verwendung findet, ist in einigen Jahren erschöpft. „Ohne Erweiterung müssten wir den Steinbruch restausbeuten und den Betrieb dann stilllegen“, beschreibt Dr. Christian Lange, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Dr. Matthias Lange führt, die Dramatik der Situation.

Stadt Hagen schätztAuswirkungen moderat ein

Der beantragte Abbauplan unterschreitet die bisher genehmigte Endteufe um bis zu 108 Meter. Der Grundwasserspiegel soll dazu zeitweilig bis etwa 120 Meter unter das natürliche Niveau abgesenkt werden. In der Folge wird sich ein Absenktrichter um den Tagebau ausbilden. Welche Auswirkungen das hat, bleibt abzuwarten. „Eine Beeinträchtigung der öffentlichen Wasserversorgung kann nach den bisherigen Erkenntnissen jedoch ausgeschlossen werden“, teilte die Stadt Hagen auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Insgesamt schätzt das Umweltamt die Auswirkungen der Erweiterung gegenüber dem bereits genehmigten Abbau als moderat ein, da die Steinbruchfläche nicht ausgeweitet werde, die Grundwasserfließrichtung sich nicht wesentlich verändern und das Grundwasser in einem Bereich entnommen und abgeleitet werde, in dem es auch natürlicherweise den Grundwasserkörper verlassen und in die Lenne entwässern würde: „Die Einleitmenge in die Lenne entspricht dabei etwa den natürlichen Zuflussmengen aus dem Massenkalk.“

Stadt sieht Verbesserungfür das Lenne-Wasser

Die Stadtverwaltung sieht sogar einen Vorteil darin, dass das Sümpfungswasser des Steinbruchs absehbar den Bedarf an Brauchwasser für die Gesteinswäsche, Staubbindung und zur Befeuchtung der Wege decken kann. Denn somit könne die bisherige Entnahme aus der Lenne perspektivisch entfallen, was für das Gewässer eine Verbesserung darstelle.

Derweil betont Christian Lange, dass mit der Erweiterung in die Tiefe nicht zum ersten Mal in der Geschichte der Kalkwerke Gestein unterhalb des Niveaus der Lenne gewonnen werde: „Das haben wir 1999 schon einmal gemacht und mit einer relativ kleinen Pumpe gut beherrscht.“ Ob die jetzt angepeilte Tiefe überhaupt erreicht werden könne: „Das steht in den Sternen, das wird sich erst in der Praxis zeigen.“

Der Abbau des Gesteins wird auch in Zukunft unter Verwendung von Sprengstoffen erfolgen. Diese seien hörbar und für die Anwohner manchmal auch spürbar, teilten die Kalkwerke mit. Die Erschütterungen beeinträchtigten aber nicht die Substanz der umliegenden Wohngebäude. Durch die Vertiefung würden die Erschütterungen tendenziell sogar abnehmen, da sich der Abstand zur Wohnbebauung vergrößere.

Auswirkungen auf das globale Klima bleiben geringer

Dass die Stadt Hagen seinem Unternehmen, das mit 50 Beschäftigten ein wichtiger Arbeitgeber in Hohenlimburg ist, buchstäblich keine Steine in den Weg legt, haben Christian und Matthias Lange mit Genugtuung registriert: „Verwaltung und Politik in Hagen sind uns wohlgesonnen.“ Dass die Nachbarstadt Iserlohn allerdings eine Ausweitung des Steinbruchs in der Fläche verweigere, sei eine große Enttäuschung und auch nicht nachvollziehbar: „Nicht zuletzt weil viele Iserlohner Unternehmen einen großen Teil ihrer Baustoffe von uns beziehen.“

Dass auch in Zukunft ein Bedarf an Kalkstein besteht, ist unbestreitbar. Das Material müsste andernfalls an anderer Stelle erschlossen und importiert werden. Lange nennt ein Beispiel: „Splitt wird in Norwegen abgebaut, über das Meer nach Rotterdam verschifft, dort auf Binnenschiffe umgeladen und bis Dortmund transportiert, von wo aus es in Lastwagen weitergeht.“ Bis das Baumaterial an seinem Bestimmungsort angekommen sei, sei 15 Mal so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre gepustet worden wie beim Abbau in Hohenlimburg: „Aber ich habe den Eindruck, in Deutschland geht man lieber spazieren und genießt die industriefreien Zonen, als solche Entwicklungen zur Kenntnis zu nehmen.“

Wie auch immer – die mögliche Erweiterung ist Zukunftsmusik. Wie die Stadt Hagen erklärte, werde der weitere Abbau in die Tiefe – so er denn genehmigt wird – erst nach Ausschöpfung der genehmigten Kapazitäten zum Tragen kommen. Und das wird noch einige Jahre dauern.