Hagen. Nach 100 Jahren hat Westfalia in Hagen Insolvenz angemeldet. Und wie geht es mit Mitarbeitern und Fachmarkt weiter? Marktleiter Sterl berichtet.
Traurig für Hagen und traurig für die Mitarbeiter: Die Nachricht, dass der Werkzeughändler Westfalia insolvent ist, hat hohe Wellen geschlagen – bei den Kunden des Hagener Traditionsunternehmens und bei den Beschäftigten. 250 Mitarbeiter sind insgesamt betroffen – im Logistikzentrum im Lennetal arbeiten ca. 230 Männer und Frauen, im Fachmarkt an der Pettenkoferstraße in Nähe der Fuhrparkbrücke 21.
20. Oktober war kein guter Tag
„Das war kein guter Tag für uns“, sagt Martin Sterl, der den Fachmarkt seit vielen Jahren leitet und spielt damit auf den 20. Oktober an. „Wir haben eine eigene Betriebsversammlung im Markt abgehalten, parallel dazu fand eine Belegschaftsversammlung im Logistikzentrum statt.“
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Die Mitarbeiter im Lennetal sowie die Beschäftigen im Fachmarkt erhalten in den Monaten Oktober, November und Dezember Insolvenzgeld, „bis Ende Dezember werden keine Kündigungen ausgesprochen“, versichert Marktleiter Martin Sterl, wohl wissend, dass derzeit noch niemand weiß, wie es danach weitergeht. Im Fachmarkt arbeiten größtenteils kaufmännische Angestellte, „von den insgesamt 21 Mitarbeitern haben aufgrund der Insolvenz fünf gekündigt. Niemand kann es ihnen verübeln, sie suchen sich neue Jobs oder haben bereits eine neue Stelle sicher.“
Martin Sterl schluckt. „Unsere Mitarbeiter waren und sind unser höchstes Gut. Meinen Leuten wird von unseren Kunden immer wieder ein hohes Fachwissen bescheinigt.“ Der 61-Jährige schüttelt den Kopf: „Dass ich auf der Zielgeraden zur Rente so etwas mitmachen muss, ist traurig.“
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Kaufkraftzurückhaltung bei Kunden ist groß
Westfalia-Geschäftsführer Markus Weber hatte am 20. Oktober aufgrund einer finanziellen Schieflage seines Unternehmens (Weber: „Die Kaufkraftzurückhaltung der Kunden hat in der letzten Zeit massiv zugenommen.“) beim Amtsgericht Hagen einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Daraufhin wurden zwei vorläufige Insolvenzbeauftragte aus der Kanzlei Görg in Hagen bestellt.
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„Zahlreiche Leute denken jetzt, dass unser Fachmarkt geschlossen ist“, sagt Marktleiter Martin Sterl, „dabei läuft unser Verkauf normal weiter“. In den sozialen Medien entschuldigt sich der gebürtige Essener bei den Kunden für kleine Sortimentslücken, „aber ich hoffe, dass wir die Lücken in Kürze schließen können“. Er sei über die vielen Solidaritätsbekundungen auf Facebook gerührt gewesen, „unsere Kunden stehen hinter unserem Fachmarkt“.
Was sich der Marktleiter wünscht? „Dass ein Investor gefunden wird, der auch den Fachmarkt übernimmt und weiterführt.“
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Er hofft, dass sich ein Investor von außen von einem zukunftsfähigen Konzept überzeugen lässt. Sterl konkretisiert: „Meiner Meinung nach müssten die Marktgestaltung und die Warenpräsentation modernisiert werden. Wir möchten uns auch künftig als wichtigen regionalen Nahversorger sehen und flankierend dazu unser Markensortiment – zum Beispiel Weber-Grills, Stihl-Gartengeräte und Thule-Fahrradträger – im Westfalia-Online-Shop anbieten.“
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Westfalia-Weihnachtsmarkt startet in Kürze
Der Fachmarkt sollte sich lebendiger präsentieren, „wir könnten zum Beispiel unser Angebot an Grill-Seminaren ausbauen“, so Sterl. Apropos lebendig: In Kürze, zwischen dem 6. und 10. November, geht der Westfalia-Weihnachtsmarkt an den Start. „Der ist bei unseren Kunden total beliebt“, weiß Martin Sterl und wünscht sich, dass in diesem Jahr – trotz der dunklen Insolvenz-Wolken - besonders viele Leute den „Schnapp zu“-Markt im Nebengebäude an der Pettenkoferstraße 29 ansteuern, „dort gibt’s alles von der Lichterkette bis zum Tannenbaumständer“, macht Martin Sterl Lust auf einen Besuch.
Das Familienunternehmen Westfalia besteht seit 100 Jahren. Der 3500 Quadratmeter große Westfalia-Fachmarkt ist seit über 30 Jahren an der Pettenkoferstraße 27 ansässig und erstreckt sich über zwei Etagen. Öffnungszeiten: montags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags 10 bis 16 Uhr.