Hagen. Nachdem ein Gericht in Hagen das beschlagnahmte Gymnasium Garenfeld dem Besitzer zuspricht, erscheint im Internet eine Anzeige. Die Hintergründe.

Kaum, dass die große Wirtschaftskammer am Landgericht Hagen befunden hat, dass die Staatsanwaltschaft das beschlagnahmte Gymnasium Garenfeld nebst Grundstück dem bisherigen Eigentümer zurückgeben muss, will der 23-jährige Roma mit der Immobilie offenbar das große Geld machen.

Am Wochenende tauchte die Schule auf dem Immobilienportal „Immo Scout24“ im Internet zum Verkauf auf. Der stolze Preis: 2,49 Millionen Euro. Erworben hatte der mittlerweile 23-Jährige Teppichhändler aus der Schweiz die Gebäude (laut Anzeige 500 Quadratmeter) und das Grundstück (15.000 Quadratmeter) im Sommer 2021 von der Hille-Stiftung, die über Jahrzehnte ein Internat bzw. die Privatschule betrieb – für 915.000 Euro.

Anzeige verschwindet aus Internet

Allerdings verschwand die Anzeige, kurz nachdem sie erschienen war, auch wieder aus dem Netz. Nicht etwa, weil sich schnell ein Käufer gefunden habe, wie das Gevelsberger Maklerbüro auf Anfrage erklärt, sondern weil man noch auf eine Genehmigung der Finanzbehörde warte. Aufgrund nicht gezahlter Steuern ist eine sogenannte Sicherheitshypothek im Grundbuch eingetragen.

Vor Gericht in Hagen: Der Besitzer des Gymnasiums Garenfeld (23) wehrt sich gegen den Vorwurf der Geldwäsche und erhält das beschlagnahmte Gebäude zurück.
Vor Gericht in Hagen: Der Besitzer des Gymnasiums Garenfeld (23) wehrt sich gegen den Vorwurf der Geldwäsche und erhält das beschlagnahmte Gebäude zurück. © WP | Michael Kleinrensing

Interesse an einem Kauf hatte einst auch die Stadt Hagen über ihre Tochter, die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (HEG) signalisiert und bei der Hille-Stiftung ein Angebot eingereicht, das oberhalb von 915.000 Euro lag. Zum Zuge gekommen war man allerdings nicht. Dass die HEG angesichts des nun aufgerufenen Preises und der Preisentwicklung im Bausektor in Verhandlungen einsteigt, scheint eher unwahrscheinlich. Die Stadttochter hatte zuletzt immer wieder Areale angekauft, als Bauland erschlossen und schließlich einzelne Grundstücke an private Bauherren veräußert.

Intensive Ermittlungen

Die Staatsanwaltschaft Hagen hatte über Monate intensiv gegen den mittlerweile 23-Jährigen, der in der Nähe von Basel einen Teppichhandel, mit Pelz- und Schmuck-Ankauf betreibt, ermittelt. In Hagen hatte der Versorger Mark-E Strom, Gas und Wasser abgestellt, weil offene Rechnungen nicht bezahlt worden waren.

Ein damals 21-Jähriger hat im Sommer 2021 das Gymnasium Garenfeld in Hagen gekauft und will dort Wohnungen errichten.
Ein damals 21-Jähriger hat im Sommer 2021 das Gymnasium Garenfeld in Hagen gekauft und will dort Wohnungen errichten. © WP | Michael Kleinrensing

Dem Immobilienbesitzer selbst konnten allerdings keine Straftaten nachgewiesen werden. So ließ sich der Verdacht, dass das Geld, mit dem die Immobilie in Garenfeld erworben wurde, aus Straftaten stamme, nach Ansicht der Richter nicht erhärten. Der Teppichhändler wiederum – juristisch vor Gericht als Einziehungsbeteiligter geführt – erklärte, er habe das Geld von seinem Schwager geliehen, der es durch den Verkauf eines Hauses in Dortmund erlöst habe. Die Immobilie habe dieser günstig angekauft, dann renoviert und schließlich gewinnbringend weiterverkauft.

Staatsanwaltschaft legt keine Berufung ein

Obwohl die Staatsanwaltschaft diese Version nicht für glaubwürdig hält, erklärt Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli, Sprecher der Ermittlungsbehörde, gegenüber unserer Zeitung: „Wir erkennen das Urteil an und werden auf eine Berufung verzichten.“

Das Gymnasium Garenfeld ist jetzt wieder im Internet zum Verkauf angeboten worden. Der Preis: 2,49 Millionen Euro.
Das Gymnasium Garenfeld ist jetzt wieder im Internet zum Verkauf angeboten worden. Der Preis: 2,49 Millionen Euro. © WP | Michael Kleinrensing

Neuer Ärger droht dem Immobilienbesitzer trotzdem: Denn als Zeugin wurde vor Gericht auch eine Mitarbeiterin (57) der Steuerfahndung Hagen verhört. Die hatte erklärt, dass weder der 23-Jährige noch sein Vater in Deutschland steuerlich geführt würden. Daraus wiederum ergibt sich, dass sie für Immobiliengeschäfte, die im Ruhrgebiet getätigt worden waren, keine Steuern gezahlt wurden. Die Folge: Im Grundbuch ist für das Gymnasium nun eine Sicherungshypothek über 200.000 eingetragen.

Besitzer äußert sich nicht

Das Finanzamt, so erklärte der Immobilienmakler, müsse daher einem Verkauf zustimmen. Mündlich habe es das auch getan. Auf eine schriftliche Bestätigung warte man nun, um das Gymnasium erneut zum Verkauf anzubieten. Von den ursprünglichen Plänen – zuletzt sollten die alten Klassenzimmer zu 40 Luxuswohnungen umgebaut werden, in die nahe Verwandte aus der Großfamilie des Besitzers einziehen sollten – war nicht mehr die Rede.

Der Besitzer selbst, so erklärte der Makler, wolle sich gegenüber unserer Zeitung nicht äußern. Auch Versuche, unserer Redaktion, ihn über seine Rechtsanwälte zu erreichen, scheiterten.