Garenfeld. Neue Entwicklungen rund um das Ex-Gymnasium in Garenfeld: Nach der Staatsanwaltschaft tritt jetzt auch Enervie dem neuen Besitzer auf die Füße.
Die Merkwürdigkeiten sowie das juristische Gezerre rund um die ehemalige Gymnasiums-Immobilie in Garenfeld nehmen kein Ende. Nachdem zuletzt die Staatsanwaltschaft Hagen die Mittel für den Kauf auf Eis gelegt hat, weil diese, so der Verdacht der Anklage, aus illegalen Geschäften stammen könnten, hat jetzt der heimische Energieversorger für den gesamten Komplex den Strom abgestellt und zugleich noch das Wasser abgedreht. Denn seit dem Verkauf im Sommer des Jahres 2021 ist es bis heute nicht gelungen, mit dem neuen Besitzer einen Kundenvertrag abzuschließen. Stattdessen sind durch anhaltenden Verbrauch offene Beträge in fünfstelliger Höhe aufgelaufen, für die es bis heute nicht einmal eine Rechnungsadresse gibt.
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In seiner Rolle als Grundversorger hatte Mark-E als Teil der Enervie-Gruppe zunächst einmal weiter Strom und Wasser für den stattlichen Komplex bereitgestellt und parallel versucht, den potenziellen Neukunden zu ermitteln. Doch dies gestaltete sich nach Informationen der Stadtredaktion bis zuletzt äußerst schwierig. Bundesweit suchte man den schriftlichen Kontakt zu mehreren Adressen der Familie, doch die Korrespondenz blieb durchweg unbeantwortet. Selbst der Versuch, über eine Anschrift in der Schweiz zum Erfolg zu gelangen, scheiterte.
Bis heute kein Versorgungsvertrag
Daraufhin wurde bei Enervie angesichts des stattlichen Schuldenbergs im Frühjahr entschieden, die Versorgung mit Wasser und Strom endgültig zu stoppen. „Da zwischen dem Inhaber des Objekts in der Dorfstraße und Mark-E kein Vertragsverhältnis besteht, wurde die Versorgung mit Strom und Wasser mittlerweile eingestellt“, bestätigt Enervie-Sprecher Andreas Köster. Das gestaltete sich jedoch ohne ausdrückliches Zugangsrecht zu dem Ex-Privatgymnasium äußerst kompliziert. Denn ein Abschalten außerhalb des Geländes hätte bedeutet, dass bei mehreren Nachbarn in Garenfeld ebenfalls die Stromzähler stillgestanden hätten und die Wasserhähne ausgetrocknet wären.
Daraufhin wurde jetzt von Enervie abseits des Gymnasium-Areals durch kleine bauliche Maßnahmen ein Bypass im Erdreich vergraben, der exklusiv den Schulkomplex vom Strom- und Wassernetz abklemmt, aber das übrige Netz bewahrt. An diesem Zustand soll sich zunächst auch nichts ändern, bis der neue Besitzer sich bei dem Versorger meldet und seine offenen Rechnungen begleicht.
Wirtschaftsprozess noch nicht terminiert
Ob dies jemals geschieht, hängt sicherlich auch vom parallel verlaufenden Verfahren der Staatsanwaltschaft Hagen ab. Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli bestätigte zuletzt gegenüber der Stadtredaktion, dass ein selbstständiges Einziehungsverfahren auf den Weg gebracht worden sei, weil der Verdacht bestehe, dass das Geld, aus dem vor zwei Jahren der Kaufpreis für das Grundstücks- und Immobiliengeschäft beglichen wurde, aus Straftaten stamme. Es handelt sich also um den klassischen Verdacht einer Geldwäsche.
„Auf unseren Antrag hin hat das Amtsgericht Hagen im Mai 2022 einen Beschluss erlassen, mit dem das fragliche Grundstück beschlagnahmt wurde. Zur Sicherung der Beschlagnahme wurde ein entsprechender Vermerk in das Grundbuch eingetragen“, formulierte der Sprecher der Anklagebehörde. Das bedeutet konkret, dass das etwa 18.500 Quadratmeter große Areal mit dem stattlichen Bildungsgebäude darauf durch die Justiz vorerst eingefroren wurde.
Verdacht: Geld als illegalen Quellen
An diesem Stand hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert, bestätigte in dieser Woche Oberstaatsanwalt Pauli. Ein Prozesstermin bei der Wirtschaftsstrafkammer sei zwar bislang noch nicht terminiert, der Vertreter der Anklage zeigte sich jedoch fest davon überzeugt, dass es zu einer Eröffnung des Verfahrens kommen werde. „Vermutlich hat das Gericht die gleichen Probleme, die Gegenseite ausfindig zu machen wie der heimische Energieversorger bei der Suche nach seinem Kunden“, ist der Jurist über die Probleme der Enervie-Gruppe keineswegs überrascht.
An dem seriösen geschäftlichen Hintergrund des Käufers gab es von Beginn an erhebliche Zweifel: Inzwischen ist die Staatsanwaltschaft Hagen aufgrund der parallel laufenden Ermittlungen zu dem Ergebnis gekommen, dass bei dem Garenfeld-Geschäft Vermögensgegenstände mit Barem erworben wurden, bei denen die Mittel aus kriminellen Taten stammen sollen, erläutert Pauli den Hintergrund: „Wir haben sehr konkrete Hinweise darauf, dass das Geld aus solchen Quellen stammt.“ Dass das Einziehungsverfahren erst zwei Jahres nach dem Notartermin beantragt wurde, begründet die Anklagebehörde mit den aufwändigen Recherchen nach der Herkunft der Gelder: „Das mussten wir erst objektivieren“, so der Oberstaatsanwalt. Doch die strafrechtlichen Erkenntnisse, dass die Mittel überwiegend aus Betrugsdelikten stammen, seien jetzt dargelegt, auch wenn nicht jeder Euro konkreten Fällen zugeordnet werden könne.
Selbstverständlich hat die Redaktion auch versucht, dem Besitzer der einstigen Gymnasiums-Immobilie Gelegenheit zur Stellungnahme einzuräumen. Doch ein entsprechender Fragenkatalog an seinen Rechtsvertreter blieb zum wiederholten Male unbeantwortet.
Damals 21-Jähriger kaufte das Gymnasium
Exakt zwei Jahre ist es inzwischen her, dass ein damals 21-Jähriger das seit 2017 leerstehende Gymnasium in Garenfeld der Hille-Stiftung für einen Betrag knapp unter der Million-Schwelle abkaufte.
Da der Investor nach eigenem Bekunden im Gespräch mit der Redaktion aus einer Roma-Familie stammt, machte sich in der Garenfelder Nachbarschaft die Sorge breit, dass durch weitere Zuwanderer aus Südosteuropa das harmonische Sozialgefüge im Dorf verändern könnte. Denn der Käufer hatte bei der Stadt bereits eine Bauvoranfrage platziert, in dem Schulgebäude 25 Wohneinheiten entstehen lassen zu wollen.
Die Stadt Hagen reagierte auf dieses ungeliebte Ansinnen prompt, indem sie einen veränderten Bebauungsplan auf den Weg brachte, der in Anlehnung an die bestehenden baulichen Strukturen nach einem Abriss des Gymnasiums auf dem Gelände ausschließlich Doppel- und Einfamilienhäuser vorsieht.
Niemand hat mehr was von Investor gehört
Hintergrund war, dass auch Oberbürgermeister Erik O. Schulz sich schon seinerzeit nicht des Eindrucks erwehren konnte, dass durch die massive EU-Zuwanderung aus Südosteuropa das Maß des Verträglichen an nur äußerst mühsam integrierbaren Migranten aus diesem Kulturkreis in Hagen inzwischen erreicht sei.
Daher verfolgte die Stadt von Beginn an das strategische Ziel, hier kein weiteres Großobjekt einer Roma-Familie zu überlassen, bei der angesichts der Erfahrungen in anderen Großstädten die Sorge bestehe, dass dort weitere Domizile für Großfamilien entstehen könnten. Seitdem hat im Hagener Rathaus niemand mehr etwas Konkretes von dem Käufer gehört.
Ursprünglich hatte die Hagener Erschließungs- und Entwicklungsgesellschaft (HEG) ebenfalls Interesse für das Gelände signalisiert. Doch zu diesem Zeitpunkt war die Tinte unter dem Vertrag zwischen dem Käufer und der Hille-Stiftung bereits seit Februar 2021 trocken.