Hohenlimburg. Die Kostenexplosion beim geplanten Ganzjahresbad in Henkhausen rückt erneut das Lennebad in den Fokus. Wie teuer wäre eine Sanierung heute?

Die massive Kostensteigerung rund um den Umbau des Freibades in Henkhausen zum Ganzjahresbad sorgt nicht nur für Kopfschütteln, sondern rückt eine längst begrabene Frage neu in den Fokus: Sollte man nicht das Lennebad sanieren? Immerhin haben vor einem Jahr beim Bürgerentscheid rund 12.452 Menschen in dieser Stadt dafür votiert – auch wenn das nicht genug Stimmen für den Erhalt waren. Ein Gedankenspiel.

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Szenario nicht berechnet

Konkret berechnet habe die Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft das Szenario Sanierung Lennebad nicht, sagt Geschäftsführer Markus Monßen-Wackerbeck auf Anfrage. Ausgehend von den 7,8 Millionen Euro, mit denen die Sanierung vor zwei Jahren beziffert wurde, gibt er aber eine grobe Orientierung: „Wenn wir den Baupreisindex zugrunde legen, dann müssen wir hier mit einer Kostensteigerung von 30 bis 40 Prozent rechnen“, so Monßen-Wackerbeck.

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Rund 11 Millionen Euro

Der Baupreisindex gibt die Entwicklung der Baupreise in den zurückliegenden Jahren an. Von einem Beginn der Sanierungsarbeiten im Jahr 2024 ausgehend, legen Schätzungen hier einen Baupreisindex von 36 Prozent nahe. Davon ausgehend lägen die Kosten für eine Sanierung des Lennebades grob zwischen 10 und 11 Millionen Euro. Das ist weniger als der Umbau des Freibads in Henkhausen zum Ganzjahresbad, der rund 12,4 Millionen Euro kostet.

Fördermittel bis Ende 2025

Wohlgemerkt: Die Zahl für die Lennebad-Sanierung orientiert sich allein an dem Baupreisindex, weitere Faktoren fehlen. So ist hier die Rede von einer Sanierung im Bestand, in einem 55 Jahre alten Baukörper. Exakte Zahlen, wie teuer die Sanierung heute wäre, gibt es nicht. Offen auch die Frage, ob eine Sanierung und damit eine erneute Umplanung – weg von Henkhausen, hin zum Lennebad – bis Ende 2025 zu schaffen wäre. Denn danach verfallen die 4,8 Millionen Euro Fördermittel vom Land.

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Abwärme von Bilstein

Rückenwind, sich zumindest mit dem Gedanken Lennebad-Sanierung zu beschäftigen, sehen Befürworter auch in dem Bauvorhaben von Enervie gleich nebenan: Denn auf der anderen Seite der Lenne, praktisch in Sichtweite vom Lennebad, baut Netzbetreiber Enervie in den kommenden Jahren ein neues Umspannwerk. Um die Anlage mit dem Netz zu verbinden, wird Enervie auch mehrere Leitungen unter der Lenne hindurch quer durch den Lennepark verlegen.

Könnte man da nicht zusätzliche Rohre mit verlegen für die Abwärme, die Bilstein einst in Aussicht gestellt hat, um das Lennebad zu versorgen?

Enervie will ein neues Umspannwerk in Hohenlimburg bauen - die Bauzäune auf dem Gelände gegenüber von Bilstein markieren den künftigen Standort. Rechts im Hintergrund ist das Lennebad auf der anderen Seite der Lenne zu sehen.
Enervie will ein neues Umspannwerk in Hohenlimburg bauen - die Bauzäune auf dem Gelände gegenüber von Bilstein markieren den künftigen Standort. Rechts im Hintergrund ist das Lennebad auf der anderen Seite der Lenne zu sehen. © Marcel Krombusch

Weniger Abwärme zur Verfügung

Es wäre die Renaissance einer alten Vision: Denn tatsächlich gab es einst Überlegungen dieser Art. Die letzten offiziellen Kontakte des Kaltwalzunternehmens hierzu mit der Stadt Hagen und zuständigen Stellen liegen deutlich mehr als zehn Jahre zurück. „Natürlich hat sich auch bei uns in den letzten Jahren viel getan – gerade auch im Hinblick auch die Forcierung der eigenen Nutzung unserer Abwärme für die Verstromung wie für andere interne Zwecke wie Heizen, Vorwärmen et cetera“, sagt Tina Prinz, Sprecherin von Bilstein, auf Anfrage. So stehe heute weniger Abwärme zur Verfügung, die an Dritte weitergegeben werden kann, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war.

Unabhängig davon, wie realistisch die Hoffnung auf eine Sanierung des Lennebades tatsächlich sei, wäre zunächst der tatsächliche Bedarf detailliert abzuschätzen und eine grobe Zeitschiene zu erstellen, so Prinz weiter. „Hierauf aufbauend könnten wir dann zeitnah eine Aussage zur grundsätzlichen Realisierbarkeit unsererseits treffen.“

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Für Gespräche offen

Kurzum: Die Bilstein Group ist für Gespräche offen, braucht hierzu allerdings Daten – und Planungssicherheit: „Grundsätzlich machen derartige Abstimmungen natürlich insbesondere dann besonders viel Sinn, wenn auch zumindest gewisse Aussicht auf eine Schwimmbadsanierung besteht.“

Enervie braucht Daten

Und was sagt Enervie zu dem Thema? Könnte der Netzbetreiber, wenn die Leitungen für das neue Umspannwerk unter der Lenne verlegt werden, gleich weitere Rohre gen Lennebad ziehen? Es sei aktuell nicht möglich, verbindliche Antworten zu diesem Gedankenspiel zu geben, so Enervie.

Man könne erst eine verbindliche Beurteilung geben, sofern alle Details wie Bauverfahren, Rohrdurchmesser, Trassenwege, Verlegeverbindungen bekannt sind. „Auch wäre dafür eine Involvierung und ein Treffen aller Beteiligten notwendig“, so Alexander ten Hompel, Sprecher Enervie. „Rein theoretisch ist es immer ratsam eine Versorgungsleitung - und somit den Wärmeverlust - möglichst kurz zu halten.“