Hohenlimburg. Karolina und Antonia Schucht vermieten mehrere Ferienwohnungen in Hohenlimburg – darunter ein uraltes Bauernhaus. Das ist ihre Geschichte:

Manchmal knarzt der alte Holzboden und Antonia muss sich fast ducken, wenn sie durch die Tür in eines der Schlafzimmer von „Hof Schucht“ führt. Hier ist alles noch etwas beengter, schließlich handelt es sich um ein uraltes Fachwerkhaus in Reh. Gebaut in dem Jahr, als der deutsche Dichter Goethe das Licht der Welt erblickt hat.

Altes Fachwerkhaus

Heute, 274 Jahre später, wird dieses einstige Bauernhaus nicht mehr für Landwirtschaft genutzt, sondern für den Fremdenverkehr: Antonia Schucht und ihre Schwester Karolina vermarkten das Haus seit sechs Jahren als Ferienwohnung für Touristen, Monteure, Radfahrer, Messebesucher und Familien aus Deutschland und darüber hinaus – mit Erfolg.

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Buchungen per Airbnb

„Wir bekommen sehr viele Anfragen, besonders über Airbnb“, setzen die Geschwister gezielt auf die App, die in einem Online-Portal private Ferienwohnungen weltweit auflistet. Die ganze Welt war bisher noch nicht auf Hof Schucht zu Gast, dennoch geht es in diesem Haus durchaus international zu: „Wir hatten mal eine Familie aus China hier“, erinnert sich Antonia Schucht. „Sie haben eine Europa-Reise gemacht und suchten gezielt nach einem alten Haus in Deutschland. Als sie hier waren, wollten sie alles über das Fachwerkhaus wissen.“

Der Holz-Kamin im Wohnzimmer stammt aus den 1980ern.
Der Holz-Kamin im Wohnzimmer stammt aus den 1980ern. © Marcel Krombusch

Häufig zu Gast sind auch gebürtige Hohenlimburger, deren Lebensweg sie aus verschiedenen Gründen in andere Länder der Welt geführt hat. Wie ein Mann aus der Slowakei, der regelmäßig über Weihnachten mit seiner Familie in die Hohenlimburger Heimat kommt – und dafür im Hof Schucht einkehrt. Ein Stammgast, sagt Karolina. „Wir reservieren die Ferienwohnung für diesen Zeitraum immer schon vor.“

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Verschiedene Gäste

Daneben kommen Monteure, die bei ansässigen Firmen ihre Arbeit zu erledigen haben, Fahrradgruppen auf der Durchreise oder Besucher von Messen in der Region. „Zum Beispiel hat ein Aussteller der Jagdmesse in Dortmund seine Hostessen bei uns untergebracht.“ Platz dafür bietet das Fachwerkhaus genug: Zehn Betten gibt es im Obergeschoss, dazu ein weitläufiges Wohnzimmer mit einem alten Kamin, der in den Wintermonaten mit prasselndem Feuer für Wärme sorgen kann.

Den Fachwerk-Charme ergänzt eine zeitgemäße Innenausstattung. So zeigen die Geschwister stolz das Badezimmer, das erst kürzlich renoviert wurde, und nun unter alten Holzbalken eine ebenerdiger Dusche und modernes Ambiente bietet.

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Silvester geschlossen

Hof Schucht in Reh sei oft angefragt, sagen die zwei Schwestern. Wenn es um die Gäste geht, dann schauen sie aber schon genau hin – auch aus Erfahrung. Zu Silvester zum Beispiel, da bekommen sie regelmäßig Anfragen, erzählt Karolina Schucht. Nicht selten sind es Gruppen von jungen Leuten, die einen Ort zum Feiern suchen.

„Wir wollen aber nicht, dass hier große Partys gefeiert werden“, blickt sie auch auf die Nachbarschaft. „Da muss man respektvoll sein.“ Und wenn die Gruppen im Vorfeld beteuern, dass es keine wilden Partys werden? Nun ja, ob das auch so kommt, ist nicht gesagt. „Wir kennen das ja, wir sind ja selber jung“, sagt Antonia Schucht und lacht.

Apropos: das Alter. Antonia ist 26 Jahre alt, sie studiert Soziale Arbeit. Ihre Schwester Karolina ist ein Jahr jünger und lässt sich zur Polizistin ausbilden. Wie kommen die Beiden dazu, nebenbei noch Herbergsmütter zu sein?

Der Hof Schucht in Reh wird seit sechs Jahren als Ferienwohnung vermietet. In dem alten Bauernhaus ist Platz für zehn Gäste.
Der Hof Schucht in Reh wird seit sechs Jahren als Ferienwohnung vermietet. In dem alten Bauernhaus ist Platz für zehn Gäste. © Marcel Krombusch

Erbe des Großvaters

Tatsächlich ist Hof Schucht schon seit jeher in Familienbesitz. Der Opa war noch Landwirt, verstarb vor sechs Jahren. Das Haus ging danach auf den Vater von Antonia und Karolina über, erzählen sie. Der Vater hatte jedoch selbst schon ein Wohnhaus in Berchum. „Papa hat uns dann vorgeschlagen, ob wir das Haus nicht vermieten wollen“, erzählen die Geschwister. „Er hat uns in die Selbstständigkeit geführt.“

Junge Unternehmerinnen

Gemeinsam gründeten sie eine Unternehmergesellschaft. Heute, sechs Jahre später, sind sie ihrem Vater dankbar, dass er sie auf diesen Weg geführt hat. „Er unterstützt uns weiter, zum Beispiel beim Schriftverkehr.“ Das Gros der Arbeit übernehmen die Geschwister aber selbst – mit allen Abstrichen, die das für zwei junge Frauen bedeutet. Denn mal eben Feiern gehen mit den Freunden am Wochenende, das ist schwierig.

Ein alter Pflug im Garten vor dem Fachwerkhaus in Reh erinnert noch an die ursprüngliche Nutzung des Geländes als Bauernhof.
Ein alter Pflug im Garten vor dem Fachwerkhaus in Reh erinnert noch an die ursprüngliche Nutzung des Geländes als Bauernhof. © Marcel Krombusch

Das große Haus will schließlich vorbereitet sein, wenn Gäste kommen oder muss gereinigt werden, wenn sie abreisen. Drei Stunden und länger kann das in Anspruch nehmen. „Viele Sonntage haben wir dafür geopfert“, erzählen die jungen Unternehmerinnen, die neben dem großen Fachwerkhaus noch zwei kleinere Ferienwohnungen in Elsey und Berchum vermieten. „Andererseits profitieren wir aber auch von einem Lebensstandard, den Andere in unserem Alter noch nicht haben.“

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Beruf im Fokus

So haben die Schwestern zum Beispiel einen Firmenwagen. Den brauchen sie auch, denn Antonia wohnt selbst in Gevelsberg und ihre Schwester bei Dortmund. Für die Arbeit als Herbergsmütter ihre beruflichen Pläne gänzlich aufgeben, das können sie sich derzeit nicht vorstellen. „Bisher läuft es nebenher sehr gut“, sagt Karolina Schucht.

Zeitreise: In einem der Schlafzimmer hängt ein altes schwarz-weiß Foto von Hof Schucht. Das Fachwerkhaus wurde 1749 gebaut und wurde bis nach dem zweiten Weltkrieg als Bauernhof genutzt.
Zeitreise: In einem der Schlafzimmer hängt ein altes schwarz-weiß Foto von Hof Schucht. Das Fachwerkhaus wurde 1749 gebaut und wurde bis nach dem zweiten Weltkrieg als Bauernhof genutzt. © Marcel Krombusch

Ob die Vermietung in Zukunft noch rentabler und damit auch als Vollzeitstandbein für die Beiden interessant wird, das werde die Zeit zeigen. Spaß macht ihnen die Arbeit auf jeden Fall: „Wir überlegen auch, weitere Ferienwohnungen in Hohenlimburg hinzuzunehmen.“