Hohenlimburg. Nach dem Hagener Bürgerentscheid: Das Lennebad wird nicht vor 2025 abgerissen. Initiativen sagen, wie viel ihre Wahlkampagnen gekostet haben

Sollten die Fördermittel umgelegt werden können, dann sollen die Arbeiten an dem neuen Ganzjahresbad in Henkhausen im Sommer 2023 beginnen. Zwar votierten beim Bürgerentscheid stadtweit 70 Prozent aller Stimmen für den Erhalt des Richard-Römer-Lennebades, jedoch reichte die Zahl der Stimmen nicht, um das Bad zu erhalten.

Welches Wahllokal in Hagen am wenigsten zutun hatte, wie viel Geld im Vorfeld in Wahl-Werbung investiert wurde und warum mehr „Pro Lennebad“-Plakate im Stadtgebiet hingen als ursprünglich von den Initiatoren geplant.

+++ Lesen Sie auch: Bürgerentscheid: Bad wird abgerissen, Verlierer prüfen Klage +++

Geringe Wahlbeteiligung

Die knapp 145.000 Wahlberechtigten in Hagen als Maßstab genommen, hat dieser Bürgerentscheid kaum einen Bürger interessiert. Unterm Strich haben nur 12,17 Prozent aller Wahlberechtigten den Gang ins Wahllokal angetreten bzw. im Vorfeld per Brief ihre Stimme abgegeben.

Damit lag die Wahlbeteiligung noch unter jener beim letzten Bürgerentscheid von 2006. Damals haben sich 18,8 Prozent aller Wahlberechtigten beim Entscheid zum Kirchenberg-Wellenbad beteiligt. Diesmal gab selbst in Hohenlimburg nicht mal jeder Dritte seine Stimme ab – die Wahlbeteiligung im Bezirk lag bei 30,27 Prozent.

Andrang am Rathaus Hohenlimburg

Den größten Andrang verzeichnete das Wahllokal in der Bezirksverwaltungsstelle am Rathausplatz. Dort gaben 1117 Personen eine gültige Stimme ab. Die Wahlbeteiligung von 17,98 Prozent ist Spitzenwert im Stadtgebiet. Dahinter folgten die Wahllokale in der Grundschule Wesselbach (17,69 Prozent Wahlbeteiligung, 907 Stimmen), in der ehemaligen Hauptschule Hohenlimburg (17,42 Prozent, 1.020 Stimmen) und in der Grundschule Im Kley (13,34 Prozent Wahlbeteiligung, 808 Stimmen). Auf das gesamte Stadtgebiet geblickt hatten die Wahlhelfer in der Sekundarschule Altenhagen am wenigsten zutun. Dort wurden gerade mal 112 gültige Stimmen ausgezählt (Wahlbeteiligung 2,2 Prozent).

+++ Lesen Sie auch: Vor dem Bürgerentscheid: Zehn Fragen und Antworten +++

So viel kosteten die Kampagnen

Angesichts dieser ernüchternden Ausbeute stellt sich die Frage, wie viel Geld der Aufwand rund um den Bürgerentscheid eigentlich gekostet hat. Mit rund 12.000 Euro schlugen die Personalkosten für die Wahlhelfer am Sonntag zubuche, beziffert die Stadt Hagen auf Anfrage. Dazu kamen rund 68.000 Euro für Sachkosten wie Umschläge, Sprinter, Druck, Versand und so weiter. In den Wochen zuvor haben mehrere Initiativen mit Info-Flyern und Plakaten bei den Bürgerinnen und Bürgern um Stimmen geworben. Die von den fünf Rats­parteien CDU, SPD, Grüne, Hagen Aktiv und FDP getragene Initiative „Pro Ganzjahresbad Henkhausen“ hat dafür nach eigenen Angaben rund 8000 Euro ausgegeben, beziffert Willi Strüwer, einer der Akteure des Bündnisses. Das Geld kam von den Parteien. Rund 25.000 Flyer habe man gedruckt und dazu Plakate aufgestellt. Die Arbeit wurde unter den Parteienvertretern aufgeteilt. „Der Aufwand für ein CDU-Lenneparkfest in der Vergangenheit war kaum geringer“, so Strüwer.

+++ Lesen Sie auch: Kommentar zum Bürgerentscheid: Jetzt lasst es bitte gut sein +++

Vorstand zahlt aus eigener Tasche

Der Hohenlimburger Schwimmverein (HSV) hat knapp 4000 Euro in die Hand genommen, um Großplakate zu drucken und aufzuhängen. Das Geld hätten die fünf Vorstandsmitglieder des Vereins aus privater Tasche bezahlt, so Heinz-Werner Schroth, Geschäftsführer des HSV.

Mehr Plakate als geplant

In die Kampagne, die um Stimmen für den Erhalt des Lennebades warb, seien rund 7000 Euro geflossen, so Frank Schmidt, Vertretungsberechtigter des Bürgerbegehrens. Der Großteil davon seien Spenden gewesen. Zudem half ein glücklicher Umstand, dass mehr Plakate aufgehängt wurden als geplant. So seien zunächst rund 400 Plakate zum Kleistern geliefert worden, obwohl man Hohlkammer-Plakate bestellt habe, so Schmidt. Die Firma lieferte nach, die 400 Plakate zum Kleistern durfte man behalten. „So konnten wir doppelt so viele Plakate aufhängen als eingeplant.“

+++ Lesen Sie auch: Reaktionen zum Lennebad-Abriss: Kommt es zur Klage? +++

Fördermittel für Henkhausen

Nachdem das Quorum für den Bürgerentscheid nicht erreicht wurde, steht fest: Das Freibad in Henkhausen wird zu einem Ganzjahresbad ausgebaut. Der weitere Zeitplan sieht vor, dass im ersten Schritt die für das Lennebad zugesicherten Fördermittel von 4,8 Millionen Euro auf das Projekt Ganzjahresbad umgelegt werden müssen. Die dafür noch nötigen Unterlagen werden der Bezirksregierung sukzessive zur Verfügung gestellt, so die Stadt auf Anfrage. Ein konkretes Datum gebe es dafür nicht.

Baubeginn im nächsten Jahr

„Die Verwaltung steht mit der Bezirksregierung in Kontakt, um nach Wegfall der Hemmung durch den Bürgerentscheid eine möglichst zeitnahe Genehmigung zu erwirken“, so Clara Treude, Stadtsprecherin. Nach vorläufigem Zeitplan sollen die Bauarbeiten an der neuen Teilüberdachung im Freibad Henkhausen im Sommer 2023 beginnen. Die Fördermittel müssen bis Ende 2024 ausgegeben, der Umbau des Freibades in Henkhausen also bis dahin abgeschlossen sein. Erst danach wird das Lennebad abgerissen – sprich, nicht vor dem Jahr 2025. Bis dahin wird der Schwimmbetrieb im Lennebad weiterlaufen.

Sollten die Mittel anders als erwartet nicht auf Henkhausen umgelegt werden können, müsste der Rat die nötigen Finanzmittel für den Ausbau des Bades freigeben.