Hohenlimburg. Das Freibad in Henkhausen in Osten von Hagen soll zu einem Ganzjahresbad werden. Nun liegen die Details und Zahlen zu den Kosten auf dem Tisch:

Nun liegen die Zahlen auf dem Tisch: Wie berichtet soll in den kommenden zwei Jahren das Freibad in Henkhausen zu einem Ganzjahresbad umgebaut werden. Im Bieterverfahren hat sich nur ein Generalunternehmer gemeldet, der das ambitionierte Projekt umsetzen will. Unterm Strich stehen gut 12,4 Millionen Euro, die das gesamte Vorhaben plus Photovoltaikanlage auf dem Dach kosten wird. Davon werden 4,8 Millionen Euro aus Fördermitteln des Landes bezahlt.

Dennoch liegt der Kostenrahmen fast doppelt so hoch, wie vom Rat vor einem Jahr für dieses Projekt bewilligt, weshalb es eines neuen Beschlusses bedarf. Darüber entscheidet der Rat in seiner nächsten Sitzung nicht-öffentlich. Die Stadt empfiehlt, diesem Angebot zuzustimmen.

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Massive Kostenexplosion

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Unterm Strich müssen gut 5,2 Millionen Euro zusätzlich aus dem Haushalt freigegeben werden. Das Geld würde in die HSV-Betriebsgesellschaft mbH fließen, die der Hohenlimburger Schwimmverein als Eigentümer des Freibades gegründet hat, um das Ganzjahresbad künftig zu betreiben.

Hallenbad mit Freibad

Grund für die massive Kostenexplosion sind neben gestiegener Baukosten auch Mehrkosten durch neue gesetzliche Vorgaben sowie Umplanungen des Baukörpers an sich. Das geht aus einer Vorlage der Stadt für die nicht-öffentliche Besprechung im Rat vor, die der Redaktion vorliegt. Wollte man ursprünglich das bestehende Freibad mit einer Teilüberdachung ausstatten, um ganzjähriges Schwimmen zu ermöglichen, sieht die Planung für das Gelände in Henkhausen nun den Ersatzneubau eines Hallenbades plus baulich getrenntes Becken unter freiem Himmel vor.

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Bauprojekt wird teuerer

Rund 1,8 Millionen Euro an Mehrkosten gehen allein auf Umplanungen zurück, die seit dem Ratsbeschluss vor einem Jahr getätigt wurden. Weitere 1,6 Millionen Euro an Mehrkosten fallen laut Stadt auf Positionen zurück, die vorher nicht eingerechnet waren. Dazu zählen unter anderem höhere Co2-Abgaben (195.000 Euro) sowie Mehrkosten durch das neue Gebäudeenergiegesetz (390.000 Euro) und den Neubau des HSV-Vereinsheims (292.500 Euro). Denn das Vereinsheim muss von seinem Standort direkt neben dem Hauptbecken umziehen, wenn dort ein Hallenbad gebaut wird.

Teurer wird auch die Photovoltaikanlage, die auf dem Dach des Ganzjahresbades installiert werden soll. Diese Anlage wird einschließlich Trafo und Anschluss nun rund 225.000 Euro kosten. Das sind rund 105.000 Euro mehr, als der Rat im vergangenen Jahr für die Anlage bewilligt hatte.

Wunsch nach Babybecken

Zusätzlich wünscht sich der Hohenlimburger Schwimmverein für das Bad ein Babybecken, das ursprünglich nicht in der Planung enthalten war (Kosten: rund 550.000 Euro). „Aus unserer Sicht wäre es jedoch für die Zukunft wünschenswert, dieses zusätzliche Becken als Option in das Gesamtprojekt zu integrieren“, schreibt der Schwimmverein in seinem Zuschussantrag an den Rat und fügt hinzu: „Falls wir damit das ohnehin schon stark überhöhte Budget ‘sprengen’ würden, können wir natürlich auch darauf verzichten, um das Gesamtprojekt nicht zu gefährden.“ Die Verwaltung empfiehlt auch aus Kostengründen dem Rat, dem Wunsch nach einem Babybecken nicht zu folgen.

Der Schwimmverein will sich auf Anfrage dieser Redaktion nicht weiter zum Ganzjahresbad äußern: Aufgrund der laufenden Ausschreibung und des laufenden Vergabeverfahrens gebe der Verein keine Aussage zum Stand des Projekts, „weil wir das als Vertragspartner gar nicht dürfen“, so Karsten Menzel, HSV-Vorsitzender.

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Förderung läuft ab

Das gesamte Projekt steht unter erheblichem Zeitdruck. Denn der Umbau zum Ganzjahresbad wird mit rund 4,8 Millionen Euro an Fördermitteln vom Land NRW unterstützt – und diese Mittel laufen langsam aus. Bis Ende 2025 muss das neue Ganzjahresbad stehen, sonst verfällt die Millionen-Förderung. Deshalb macht die Verwaltung deutlich, dass keine Zeit mehr für Umplanungen bleibe, wenn man die Fördermittel nicht verlieren will.

Haushalt ab 2026 belastet

Ob das Angebot (ohne Babybecken) angenommen wird und der Rat damit seine rote Linie um rund 5,2 Millionen Euro überschreitet, das entscheidet sich in der Sitzung am 2. November. Sollten die zusätzlichen Millionen bewilligt werden, ist damit wohl kein weiteres Loch für den Haushalt 2024/25 zu befürchten, der bereits mit Löchern in zweistelliger Millionenhöhe zu kämpfen hat.

Je nachdem, wann das neue Ganzjahresbad fertig wird, trifft es den Haushalt im Jahr 2025 nur gering. Ab 2026 werden die Kosten für das neue Bad dann über 20 Jahre abgeschrieben.