Lennetal. Kilometerweit wird die Lenne seit drei Jahren verbreitert. Nun geht das große Hagener Öko-Projekt auf die Zielgerade – doch es soll weitergehen:
Das größte Öko-Bauprojekt der Stadtgeschichte geht auf die Zielgerade: Aktuell laufen die Arbeiten in dem dritten und damit vorerst letzten Abschnitt der Lenne-Renaturierung. Doch der Wirtschaftsbetrieb Hagen blickt bereits weiter die Lenne flussaufwärts – und will das Ufer künftig weiter bis auf Höhe des Gewerbegebietes an der A46-Brücke bei Elsey naturnah neu gestalten.
Arbeiten auf 870 Metern
Schwerfällig pressen sich die Zacken der Baggerschaufel in den Erdboden. Maschinengeräusche mischen sich mit dem Rauschen der Lenne, die nur wenige Meter entfernt vorbeiläuft. Bauleiter Florian Sönnecken vom Wirtschaftsbetrieb Hagen faltet den Lageplan aus und zieht mit dem Finger den skizzierten Flusslauf entlang. „Rund 870 Meter misst der Bauabschnitt“, so Sönnecken. „Derzeit wird die Ufersicherung auf einer Lenneseite entfernt.“
Ein Jahr verzögert
Er hoffe, dass alle Arbeiten um Anfang 2024 fertig sein werden. Damit liegt man rund ein Jahr hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Die Verzögerung liege unter anderem an der Jahrhundertflut 2021 und den Flutschäden, die in der Folge abgearbeitet werden mussten, so Alexander Horn, Wirtschaftsbetrieb Hagen, der das Projekt Lenne-Renaturierung seit den Anfängen begleitet.
2,5 Kilometer renaturiert
Es wäre der Abschluss eines Naturprojektes, das seit dem symbolischen ersten Spatenstich vor drei Jahren bereits viele Tonnen Erde bewegt und dem Flusslauf der Lenne im Gewerbegebiet Lennetal ein völlig neues Gesicht gegeben hat. Den laufenden dritten Bauabschnitt eingerechnet, hat das Gewässer dann auf rund 2,5 Kilometern Länge teils deutlich mehr Raum bekommen, um sich zu entfalten. Der letzte Bauabschnitt liegt auf Höhe des DHL-Depots an der Dolomitstraße.
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Dort soll sich das Lennebett, verglichen zu den aktuellen Ausmaßen, in etwa verdoppeln. Per Elektrofischen haben die Angler vom Angelverein Lenne-Hohnelimburg bereit Fische aus dem Uferareal geholt, um sie vor dem Bagger zu schützen, und in der Wiese haben Arbeiter mehrere Pfosten in die Erde gerammt. Sie markieren den Bereich, an dem sich künftig die Böschungsoberkante befindet.
Inseln im Gewässer
Bis sich diese Oberkante erkennbar auf den rund 870 Meter langem dritten Bauabschnitt abzeichnet, hat der Bagger in den kommenden Wochen noch reichlich Erde zu bewegen. „Der Aushub wird abtransportiert, weil es sich teils um belasteten Boden handelt, der fachgerecht entsorgt werden muss“, erläutert Alexander Horn, Wirtschaftsbetrieb Hagen.
Die Lenne wird den neuen Platz entsprechend füllen und die hohen Bäume, die sich zurzeit noch am Ufer flussaufwärts erheben, werden dann zu Insel, die das Gewässer rundherum umspült. So die aktuelle Planung.
Freizeitareal entstanden
Entlang der beiden fertigen Bauabschnitte wurde nicht nur neuer Raum für die Natur und Tierwelt geschaffen, sondern mit dem Radweg auch ein Freizeitareal für Spaziergänger und Radfahrer. „Grundsätzlich finden wir es gut, wenn die Menschen das Lenneufer als Freizeitareal nutzen“, sagt Horn. „Allerdings sollten die Hinweise auf den Info-Schildern beachtet werden und nicht – wie auch geschehen, die Schilder abgerissen werden.“
Auch sollten die Inseln, die entlang des breiten Flussbetts entstanden sind, nicht zum Zelten genutzt werden – wie ebenfalls schon geschehen. „Es brüten schließlich verschiedene Vogelarten auf dem Kies im Flussbett.“
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Wie schon in den ersten beiden Bauabschnitten wird auch der letzte Abschnitt einen neu asphaltierten Fuß- und Radweg bekommen. Dieser soll künftig neben der Böschungsoberkante verlaufen. Zudem werden voraussichtlich neue Info-Tafeln in dem Areal aufgestellt.
Fortsetzung nicht vor 2026
Auch wenn die Arbeiten am letzten Abschnitt der Renaturierung bereits am Anfang stehen, laufen im Hintergrund bereits die Vorplanungen für einen möglichen vierten und fünften Bauabschnitt. Hier arbeite man derzeit mit Ingenieuren an der Umsetzung. Die fertigen Pläne müssen bei der Bezirksregierung eingereicht werden, um Fördermittel für den neuen Teilabschnitt zu beantragen.
Nahtlos an den laufenden dritten Abschnitt anschließen werden die Arbeiten nicht. „Wir rechnen damit, dass es noch mindestens zwei Jahre dauern wird, bis wir die Lenne-Renaturierung über den geplanten Rahmen hinaus fortführen können“, so Horn.