Hohenlimburg. Die Stadt Hagen beklagt Verstöße gegen die Naturschutzregeln an der Lenne. Auch der Kreisjagdchef ist erbost. Nun sind Kontrollen angekündigt.

Die renaturierte Lenne ist ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher – gleichzeitig bieten die neu angelegten Steilufer und Kiesinseln einen wichtigen Lebensraum für heimische Vogelarten. Auch in diesem Jahr brüten wieder Uferschwalben und Flussregenpfeifer an der renaturierten Lenne.

Umso wichtiger ist es, dass Spaziergänger und Radfahrer sich an die im Naturschutzgebiet geltenden Regelen halten – doch das tun offenbar bei weitem nicht alle. Jedenfalls beklagt Hans-Jörg Braun, Vorsitzender der Kreisjägerschaft in Hagen, dass viele Hundehalter ihre Vierbeiner ableinen und unkontrolliert in den Schutzgebieten umherlaufen ließen: „Wenn ich die Leute darauf anspreche, reagieren sie entweder nicht oder beschimpfen mich“, beklagt er eine zunehmende Ignoranz der Hundebesitzer.

Braun sagt, er gehe in der Mittagspause täglich an der Lenne spazieren, lasse seinen Hund jedoch nie von der Leine. Selbstverständlich gebe es auch andere verantwortungsbewusste Tierbesitzer, doch der Großteil sei beratungsresistent: „Und unglaublich aggressiv.“

Auch das Hagener Umweltamt beklagt, dass die Kiesbänke und Inseln entlang der Lenne während der Brutzeit von April bis September nicht betreten werden dürfen und Hunde an der Leine geführt werde müssen: „Auch Lärm und das Werfen von Steinen können die Elternvögel zur Flucht veranlassen, sodass die Gelege oder Bruthöhlen ohne Schutz und Wärme zurückgelassen werden“, heißt es aus dem Rathaus. Ein Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz könne mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro geahndet werden.

Nist- und Brutstätten sind gut getarnt

Während Uferschwalben Bruthöhlen in die Steilufer graben, legen Flussregenpfeifer ihre Eier in eine flache Mulde auf den Kiesbänken und -inseln. Ihre Eier und Küken sind perfekt getarnt und deshalb leicht zu übersehen. Die Ansiedlung der beiden Vogelarten ist ein erfreuliches Ergebnis der Renaturierungsmaßnahmen, bringt auch Verantwortung für Hagen mit sich.

Dieses Schild an der Lenne (Aufgang Ecke Buschmühlenstraße/Industriestraße) wurde von Schmierfinken besprüht.
Dieses Schild an der Lenne (Aufgang Ecke Buschmühlenstraße/Industriestraße) wurde von Schmierfinken besprüht. © WP | Katleen Diekgraefe

Laut Bundesnaturschutzgesetz sind alle europäischen Vogelarten geschützt und dürfen nicht getötet, gefangen oder bei ihrer Brut gestört werden. Auch ihre Lebensstätten dürfen nicht beseitigt oder beschädigt werden. Doch Schilder, die auf die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der Natur hinweisen, wurden von unbelehrbaren Zeitgenossen mit Farbe besprüht.

Halteverbot entlang der Ruhrtalstraße

Als Sonderordnungsbehörde ist die zur Stadtverwaltung gehörende Untere Naturschutzbehörde in Hagen verantwortlich für die Umsetzung und Einhaltung der Artenschutzgesetze. Schon im vergangenen Jahr habe die Stadt Maßnahmen zum Schutz der Brutvögel ergriffen, berichtet Charlien Schmitt, Sprecherin der Stadtverwaltung: „So wurde entlang der Ruhrtalstraße zur Beruhigung der Auen des rechten Lenneufers ein Zaun errichtet und ein eingeschränktes Halteverbot eingerichtet.“ Dieses Halteverbot erstrecke sich auch auf die land- und wasserwirtschaftlich genutzten Einfahrten entlang der Ruhrtalstraße. Außerdem wurden Infotafeln aufgestellt und die Schutzgebiete mit Naturschutzschildern gekennzeichnet.

Die untere Naturschutzbehörde rechnet auch in diesem Sommer mit vielen Besuchern an der renaturierten Lenne und weist vorsorglich auf die Verbote im Rahmen des Artenschutzes hin. Um dessen Einhaltung vor Ort zu gewährleisten, werden Ordnungsamt und Polizei regelmäßige Kontrollen durchführen. Verstöße gegen die Zugriffsverbote – egal ob vorsätzlich oder aus Unwissenheit – würden verfolgt, betont die Stadtsprecherin.

Neben dem Betreten der Steilufer sowie der Kiesbänke und Inseln sowie freilaufenden Hunden sind derzeit auch Lärm, Partys, Zelten, Grillen und Lagerfeuer explizit verboten. „Die renaturierte Lenne soll dem Wohl von Mensch und Natur dienen sowie gleichzeitig Erholung und Lebensraum bieten“, hebt Charlien Schmitt hervor. Diesem Ziel hat sich die untere Naturschutzbehörde verschrieben und hofft auf die Mitarbeit und das Verständnis der Hagener Bürger.