Lennetal. Grillen, Schwimmen, Feiern: Die Lenne-Renaturierung hat ein neues Ausflugsziel geschaffen – mit allen Problemen, die das mit sich bringt
Im Sommer zieht es die Leute nicht nur in Freibäder, sondern auch an Flüsse – vor allem, wenn der Zugang zum kühlen Nass einfach ist. Wie in den Auenlandschaften der Lenne. Im fertigen ersten Bauabschnitt der Renaturierung des Flusses wurde das Gewässer frei gelegt. Wo über Jahre die Lenne von Brombeersträuchern und Weiden geschützt war, ist nun das Ufer über viele hundert Meter frei zugänglich.
Beliebtes Ausflugsziel
Entstanden ist ein Freizeitareal. Und so zählte man bei den Angelfreunden Lenne-Hohenlimburg allein am letzten Samstag mehrere dutzend Autos, die an der Buschmühlenstraße parkten. „Bei 38 Autos hat unser Vorstand aufgehört zu zählen“, so Benjamin Klar, Pressewart des Vereins.
Er verstehe gut, warum es die Leute gerade bei heißem Wetter an das kühle Nass der Lenne zieht. Allerdings: Die Lenneauen sind eben nicht nur ein Freizeitareal für Menschen, sondern auch empfindlicher Lebensraum für Tiere. In den Kiesbänken und an den Ufern nisten zurzeit seltene und geschützte Vögel wie der Flussregenpfeifer und die Uferschwalbe. Im Fluss laichen die Fische. Klar selbst weiß um den Spagat, den es zu lösen gilt, sagt er. Denn weder solle das Gebiet wegen Naturschutz für Menschen gesperrt werden noch zu einem Party-Strand samt Müllproblem und Gefährdung der Tiere abgleiten. „Wir sind da in einer Zwickmühle.“
Appell an die Vernunft
Sein Beitrag zur Lösung besteht zurzeit darin, an die Vernunft zu appellieren und aufzuklären. Zuletzt hatte er einzelne Spaziergänger an der Lenne, die ihre Hunde in den flachen Fluss ließen, die vielen Kleinstfische im Wasser gezeigt. „Viele zeigten Verständnis. Sie hatten um die empfindliche Tierwelt einfach nicht gewusst.“
Wie attraktiv das Areal nicht nur für Spaziergänger inzwischen geworden ist, darauf hat Gabriele Holstein auf Facebook aufmerksam gemacht. Sie postete ein Foto von einer Gruppe, die Samstagabend am Ufer ein Lagerfeuer entzündet hatte. Sie habe nichts dagegen, wenn man sich am Wasser zusammensetze und Spaß hat. Aber: „Es kann nicht sein, dass für viel Geld und Mühe das Flussbett renaturiert wird und wieder jede Menge Müll rumfliegt und dann noch bei der momentanen Trockenheit ein Lagerfeuer gemacht wird.“
Derweil ist das Gelände auf die neuen Besucher noch kaum ausgelegt. Zwar zielt die Renaturierung auch darauf ab, ein Freizeitareal zu schaffen. Jedoch fehlen auf dem mehrere Kilometer langen Areal etwa Mülleimer und Hinweisschilder, worauf man beim Betreten des Geländes achten sollte.
Info-Tafeln zur Tierwelt geplant
Alexander Horn leitet das Projekt Lenne-Renaturierung beim Wirtschaftsbetrieb Hagen. Er weiß um die Attraktivität des großflächigen Naturraums an der Lenne. „Wenn die Leute sich beim Aufenthalt alle an ihre Kinderstube erinnern würden, dann gäbe es keine Probleme.“
Um künftig für mehr Rücksicht zu werben, soll in einem ersten Schritt vor Ort eine zentrale Stelle mit Sitzgruppe und Info-Tafeln geschaffen werden, die auf die dortige Tierwelt hinweisen. Wenn die Bauarbeiten an der Lenne kommendes Jahr abgeschlossen sind, werde sich den Tieren zudem wieder mehr Platz entlang des Gewässers bieten.