Lennetal. Mit der Renaturierung sind seltene Arten an die Lenne zurückgekehrt. Doch der große Wurf für die Fische ist das noch nicht, findet der Nabu Hagen

Mit dem Flussregenpfeifer und der Uferschwalbe konnten zuletzt wieder zwei Vogelarten beim Nisten im Lennetal entdeckt werden, die dort seit Jahrzehnten nicht gesehen waren und bislang nur mit wenigen Brutpaaren in der Hagener Natur vorkamen. Dass die Lenne jedoch für die Tiere im Gewässer noch bessere Lebensbedingungen bieten könnte, da ist Monika Raschke sicher.

Fische nicht berücksichtigt

„Das Projekt Lenne-Renaturierung erzielt Verbesserungen, aber es wird nicht den Durchbruch hin zu einem guten ökologischen Potenzial bringen“, ist die gelernte Wasserbauingenieurin, die im Naturschutzbund Hagen (Nabu) aktiv ist, überzeugt. Denn: „Der Faktor Fische wird nicht berücksichtigt bzw. kann bei der Renaturierung nicht berücksichtigt werden, weil die renaturierte Strecke zwischen zwei Wehren festgelegt ist.“

+++ Lesen Sie auch: Die Lenne-Renaturierung – Erste Erfolge eines Jahrhundert-Projekts +++

Nabu: Wehr braucht Fischtreppe

Eines davon ist das Wasserkraftwerk an der Buschmühlenstraße im Lennetal – eine Wehranlage, die sich auf Höhe des Briefzentrums und der Firma Uhde in der Lenne befindet. „Es gibt dort zwar einen Fischaufstieg, der unterhalb des Buschmühlenwehrs und dem Oberwasser verläuft, aber die Fische müssten auch eine Möglichkeit haben, über den Obergraben aufzusteigen.“ Der ist bisher eine Sackgasse für die Fische, die von der Ruhr aus gegen die Strömung weiter in die Lenne ziehen.

Fischaufstieg modifizieren

Auch das Umweltamt hält es für sinnvoll, die Fischaufstiegsanlage an der Wehranlage zu modifizieren, wie die Stadt vergangenen Monat auf Anfrage zu einer Berichterstattung über die Historie der alten Wehranlage mitteilte. Die Zuständigkeit liegt derweil bei der Bezirksregierung Arnsberg. Diese konnte am Montag auf Anfrage dieser Zeitung keine Stellungnahme zu der Thematik abgeben.

Gesamten Flusslauf betrachten

Eine Fischtreppe mehr auf Hagener Gebiet würde allerdings wohl kaum reichen, um die Gewässerökologie der Lenne zu verbessern, erstreckt sich der Fluss doch rund 129 Kilometern von der Quelle am Kahlen Asten bei Winterberg bis zur Mündung in die Ruhr in Hagen an diversen Kommunen vorbei. Idealerweise bräuchte es ein Gesamtkonzept, das alle Wehre entlang des Flusslaufs in den Blick nimmt, sagt Raschke.

„Auch die europäische Wasserrahmenrichtlinie sieht vor, dass EU-Mitgliedsstaaten die Flüsse von der Quelle bis zur Mündung betrachten“.

+++ Lesen Sie auch: In Bach gestürzt – Hohenlimburger Kind seit 43 Jahren vermisst +++

Positive Entwicklung

Doch auch wenn noch Platz zum Optimieren besteht, sei die Renaturierung der Lenne in Hagen zu begrüßen. „Das ist spannend und zeigt, wie ein Fluss aussehen könnte, wenn man ihn naturnäher entwickeln lässt.“ Umso sensibler müsse man mit dem Gebiet umgehen.

Bereiche abgrenzen

„Der Nabu war sehr erfreut, dass der Flussregenpfeifer auf die Kiesinseln zurückgekehrt ist. Aber die Eier liegen zwischen dem Kies und selbst bei gutem Willen muss man sehr aufpassen. Dadurch, dass viele Hagener überall rumlaufen, fürchte ich, dass der Flussregenpfeifer da nicht die Chance hat, die ihm gebührt“, hielte sie abgegrenzte Bereiche für sinnvoll, wo die Tiere geschützt sind vor Ausflüglern.

Wbh: Renaturierung offen halten

Alexander Horn, Fachleiter Gewässer beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), kennt die Debatte um den Zugang zur Lenne-Renaturierung. Es wird dabei immer wieder gerne vergessen, dass die Wasserrahmenrichtlinie vorsieht, auch den Menschen Renaturierungsmaßnahmen näher zu bringen, um das Bewusstsein für Ökologie zu stärken“, so Horn, der aber auch einräumt, dass sich nicht jeder Ausflügler vor Ort pfleglich benimmt.

Hecken und Schranke

Es werde versucht, bei der Renaturierung das Lenneufer aufseiten der Verbandsstraße frei von Besucherandrang zu halten. Dafür wurde unter anderem an der Straße eine Weißdornhecke gepflanzt, ein Zaun errichtet und eine Schranke versperrt neuerdings die Rampe hinunter zum zweiten Bauabschnitt, um das Parken möglichst zu unterbinden. Am zweiten Bauabschnitt wurde das Steilufer eng an den Bewuchs gestaltet, um keine Schneise für menschliche Besucher zu bieten.

Anders auf der anderen Lenneseite, wo Infoschilder aufklären sollen und die Leute entlang des Radweges die Lenne erleben können „Wir haben dort bald 2,5 Kilometer Gewässer renaturiert. Da sollte genug Platz für alle sein, damit jeder seine Ecke hat.“

Für Mittwoch, 20. Juli, bietet der Nabu Hagen eine Gewässerkundliche Exkursion entlang der Lenne an. Beginn ist um 16 Uhr mit einem Vortrag in der Biologischen Station, Haus Busch 2. Danach führt Monika Raschke die Gruppe zur Lenne und zeigt die Veränderungen. Die Teilnahme ist kostenlos. Rückfragen an info@nabu-hagen.de.