Hagen-Mitte. Eine Idee könnte auf einen Schlag eine Vielzahl der Hagener Schulprobleme lösen: Diese Chancen bietet ein leerstehendes Krankenhaus.
Kurz vor der Sommerpause flog in Hagen mit dem Aus für eine Bildungsstätte auf dem Lidl-Discounter-Dach bei Bettermann für die Mädchen und Jungen die Tür für einen neuen innerstädtischen Grundschulbau krachend zu. Aber es gibt Hoffnung: Pünktlich zum Ende der Ferienwochen geht jetzt offenbar eine schulpolitische Pforte mit Überbreite auf. Der Hagener Immobilien-Kaufmann Udo Krollmann bietet der Stadt das einstige St.-Marien-Hospital an der Bergstraße als Heimstätte für eine neue Grund- und obendrein vielleicht sogar eine weitere Sekundarschule an.
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„Auf gut 8000 Quadratmetern Fläche lässt sich hier sicherlich nach den individuellen Wünschen der Fachverwaltung das gewünschte Raumprofil inklusive Mensa und Offenen Ganztag umsetzen“, hat er die vielfältigen Chancen der Immobilie, die bis zu 800 Kindern Platz bieten könnte, sowohl Baudezernent Henning Keune als auch Schul-Fachbereichsleiterin Regina Pott und ihrem Team in den vergangenen Tagen bereits vor Ort vor Augen geführt. Sie wollen das Angebot jetzt fachlich prüfen. Sollte die Stadt sich für diese Offerte entscheiden, würde Krollmann seine ursprüngliche Investitionsidee einer qualitativ hochwertigen Senioren-Wohnresidenz verwerfen.
Infrastruktur passt zu Schulen
„Dieses Gebäude hat tatsächlich Potenzial“, schwärmt Krollmann-Architekt Frank Knabe (Erfurt), der konkrete Vorschläge für eine mögliche Gebäudegestaltung skizzenhaft erarbeitet hat, von den vielfältigen Möglichkeiten, die der solide Altbau bietet. Zumal die Infrastruktur eines Krankenhauses für die Bedürfnisse eines Schulbetriebes schon alle Möglichkeiten biete: „Die Flucht- und Rettungswege sind bereits mitgedacht worden, Aufzüge, die die Barrierefreiheit und Inklusion sichern, sind vorhanden und auch die Grundausstattung für einen Küchen- und Mensa-Betrieb ist gegeben.“
„Zudem könnte ich mir in der ehemaligen Kapelle, die längst entwidmet ist, auch eine wunderbare Aula mit Empore vorstellen“, betont Krollmann, dass nicht bloß die Finanzierung für ein solches Schulprojekt stehe, sondern zugleich ja auch schon der Bodengrund mitsamt einem Gebäude vorhanden sei. „Wir würden zudem dafür sorgen, dass ab dem ersten Tag ein WLAN-Netz funktioniert“, schiebt er angesichts der jüngsten Peinlichkeiten rund um den schleppenden Ausbau an den Hagener Schulen augenzwinkernd nach. „Wir müssten unseren Bauantrag noch einmal passgenau modifizieren, das ist für unseren Architekten aber kein Problem“, wünscht sich der Investor, der für das Projekt einen zweistelligen Millionen-Betrag bereithält, dass Verwaltung und Politik sich zügig entscheiden.
Start im Sommer 2025 möglich
„Weite Teile des Gebäudes sind entkernt und viele Zwischenwände bereits entfernt“, möchte Architekt Knabe die Klassenräume vorzugsweise auf der Südseite entlang der Bergstraße ansiedeln. „Wir müssten uns also vorzugsweise um die Themen Trockenbau, Sanitär, Elektro oder auch Brandschutz kümmern“, geht der Bauschaffende davon aus, dass sich diese eher kleinteiligen Gewerke in gut einem Jahr erledigen lassen. Im Klartext: Nach einer politischen Beschlussfassung könnten also absehbar zum Schuljahr 2025/26 dort die ersten Kinder unterrichtet werden. Damit wäre das Projekt sogar ein Jahr früher realisierbar als die zuletzt angedachte Grundschule auf dem Bettermann-Areal.
Zugleich bietet Krollmann an, in dem Hospital-Komplex obendrein eine Kita zu integrieren, zumal die Rückseite des stattlichen Baus entlang des St.-Marien-Pfarrgartens reichlich Grün für Außenspielflächen biete. Im Gegenzug könnte die katholische St.-Marien-Kindertageseinrichtung neben dem St.-Hedwigs-Altenpflegeheim weichen, wo der Investor wiederum eine Sporthalle für den Schulkomplex errichten möchte.
Günstiger als die Lidl-Schule
Die Idee der Grundschule bei Bettermann am Märkischen Ring war letztlich daran gescheitert, dass der Investor Thesauros bei der Stadt einen Mietzins von 30 Euro pro Quadratmeter aufgerufen hätte – eine Summe, die trotz des enormen Grundschulplatzbedarfs und des erheblichen Handlungsdrucks im Bezirk Mitte weder die Verwaltung noch die Politik mitgetragen hätten. Krollmann geht zurzeit davon aus, dass er diese Forderung um 20 Prozent unterbieten könne. Zudem gab es bei der ursprünglich angedachten Investition an der Kreuzung Märkischer Ring/Rathausstraße bis zuletzt Zweifel, ob dieser Standort direkt am Innenstadtring für Mädchen und Jungen ab sechs Jahren angesichts der Verkehrslage tatsächlich zu verantworten wäre.