Hagen. Der erste Elektrobus rollt bald im Linienverkehr der Hagener Straßenbahn. Weitere sollen folgen. Was das für Fahrgäste und Fahrer bedeutet.

Als er den Fuß auf das Pedal drückt, beschleunigt das Gefährt sanft. Christian Hilsmann, seit zehn Jahren Busfahrer von Beruf – auch für ihn sind diese kurzen Augenblicke noch immer etwas Besonderes. Am 27. März morgens ganz früh um 6 Uhr geht der erste Elektro-Bus in Hagen auf der Linie 527 offiziell in den Verkehr. Hilsmann ist einer von jenen Fahrern, die speziell auf diesen Tag vorbereitet worden sind.

Und deshalb darf er auch bei dieser besonderen Probefahrt ans Steuer: Der erste E-Bus im Hagener Stadtverkehr ist rein optisch ein Hingucker. Akustisch hingegen ist er kaum wahrnehmbar. Außer in den Phasen, in denen er mit niedriger Geschwindigkeit unterwegs ist und ein Modul mit einem eigens kreierten Sound Fußgänger davor warnen soll, unbedacht und ohne richtig geguckt zu haben auf die Fahrbahn zu treten.

Entspannteres Fahren mit E-Bussen

Für Hilsmann und seine Kollegen sind es dieser Tage die ersten Erfahrungen, die sie im fließenden und oft auch stehenden Verkehr sammeln. „Das ist ein sehr angenehmes, ein entspanntes Fahren“, sagt der Mann in Diensten der Hagener Straßenbahn AG, der eines der teuersten Gefährte des Unternehmen (Neupreis rund 550.000 Euro) steuern darf. „Das Ruckeln beim Beschleunigen fällt weg.“

Straßenbahn-Vorstand Markus Monßen-Wackerbeck und Oberbürgermeister Erik O. Schulz (links) im neuen Elektro-Bus. Das Fahrzeug befindet sich seit eineinhalb Monaten im Besitz der Hagener Straßenbahn.
Straßenbahn-Vorstand Markus Monßen-Wackerbeck und Oberbürgermeister Erik O. Schulz (links) im neuen Elektro-Bus. Das Fahrzeug befindet sich seit eineinhalb Monaten im Besitz der Hagener Straßenbahn. © WP | Michael Kleinrensing

Hilsmann steuert den ersten Bus, der schon seit rund eineinhalb Monaten in Hagen ist, der zweite ist erst am Montagmorgen fabrikneu auf den Betriebshof des Unternehmens am Pfannenofen gerollt. Und weil die Zukunft bei der Straßenbahn AG vor allem elektrisch ist und weil die Anschaffung zwar rund 150.000 Euro teuerer als die eines herkömmlichen Dieselgefährts ist, aber von der Bundesregierung mit 90 Prozent gefördert wird, kommen noch in diesem Jahr zehn weitere Fahrzeuge dieser Art sowie ein erster Gelenkbus hinzu.

Flotte in Hagen mit 10 Millionen Euro gefördert

Einen Förderbescheid in Höhe von zehn Millionen Euro hatte Oberbürgermeister Erik O. Schulz dafür einst höchstselbst entgegengenommen und sagt heute darüber: „Wir diskutieren ja in der Politik viel über die Verkehrswende. Aber es braucht auch Meilensteine.“ Der Geldsegen mag ein solcher gewesen sein, der erste E-Bus auf Hagener Straßen passt auch in diese Kategorie.

Der neue E-Bus in der Halle auf dem Betriebshof: Am Standort wird massiv investiert. Es geht vor allem um das Thema Brandschutz.
Der neue E-Bus in der Halle auf dem Betriebshof: Am Standort wird massiv investiert. Es geht vor allem um das Thema Brandschutz. © WP | Michael Kleinrensing

Gefördert werden aber nicht nur die Busse, sondern auch die dazugehörige Infrastruktur. Und die hat es durchaus in sich. Vor allem, was das sensible Thema Brandschutz betrifft. „Wir hoffen, dass die Arbeiten bis August abgeschlossen sind“, sagt Betriebsleiter Werner Flockenhaus. Und für seinen Vorstand Markus Monßen-Wackerbeck gibt es noch eine frohe Botschaft, die in Zeichen von Inflation und Handwerker-Knappheit keineswegs selbstverständlich ist: „Wir bewegen uns im Kostenrahmen.“

Investition in Brandschutz in der Fahrzeughalle

Die Arbeiten in und an der Fahrzeughalle (u.a. Einziehen einer Feuerschutzwand, Verstärkung der Dachkonstruktion, stärkere Sprinkleranlage, größerer Löschwassertank) sind aktuell im Gange. „So lange werden wir die Busse mit einer mobilen Ladestation aufladen“, sagt Werner Flockenhaus. Die wiederum sind nach dreieinhalb Stunden wieder voll.

Einer der geschulten Fahrer: Christian Hilsmann steuert den neuen E-Bus bei der Hagener Straßenbahn.
Einer der geschulten Fahrer: Christian Hilsmann steuert den neuen E-Bus bei der Hagener Straßenbahn. © WP | Michael Kleinrensing

Die E-Busse haben eine zugesicherte Reichweite von 270 Kilometern“, sagt Werner Flockenhaus. Die gelte für jede Witterung. Wobei bei Minustemperaturen die eingebauten Wasserpumpen nicht mehr arbeiten, die Fahrzeuge aber trotzdem geheizt werden müssen. „Wie sich das auswirkt, müssen wir sehen. Zu Beginn lassen wir die E-Busse jeweils 180 Kilometer am Stück fahren, bevor wir wieder laden.“

Straßenbahn AG will mehr Strom selbst produzieren

Perspektivisch soll das mit eigenem Strom passieren. „Wir prüfen, wie wir die Photovoltaikanlage erweitern können“, sagt Markus Monßen-Wackerbeck, der sich gut vorstellen kann, dass sich die Straßenbahn AG in Kooperation mit der Mark-E und dem Wirtschaftsbetrieb Hagen an Solaranlagen auf freiem Feld beteiligt.

Straßenbahnvorstand und Oberbürgermeister: Markus Monßen-Wackerbeck (links) und Erik O. Schulz freuen sich über den ersten Elektrobus in Hagen.
Straßenbahnvorstand und Oberbürgermeister: Markus Monßen-Wackerbeck (links) und Erik O. Schulz freuen sich über den ersten Elektrobus in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing