Vorhalle. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen hat für seine Flächen in Hagen-Brockhausen in Richtung Wasserschloss große Pläne.

Zwischen den Hochhäusern in Vorhalle Brockhausen und dem Wasserschloss Werdringen könnte sich das Landschaftsbild in den nächsten Jahren erheblich verändern. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen, der in diesem Bereich knapp fünf Hektar Fläche besitzt, möchte an der Freiherr-vom-Stein- sowie entlang der Brockhauser Straße nicht bloß eine weitere Kita mit angrenzender Wohnbebauung realisieren, sondern eventuell im engen Schulterschluss mit der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG) eine stattliche Freiflächen-Photovoltaikanlage entwickeln. Diese könnte beispielsweise die Hagener E-Bus-Flotte mit grünem Strom versorgen.

Schon heute ist das etwa 8400 Quadratmeter große Areal im Winkel der beiden Straßen im Flächennutzungsplan als eine Wohnbaufläche vorgesehen, auf der sich sowohl freistehende Einfamilienhäuser, aber auch Geschosswohnungsbau mit Blick auf den Harkortsee umsetzen ließe. Zudem befürwortet der städtische Fachbereich Jugend und Soziales die Idee ausdrücklich, hier eine vierzügige Kindertagesstätte zu errichten, die etwa 75 Mädchen und Jungen Platz bieten könnte.

Bessere soziale Einbindung

Denn die relative Insellage in Brockhausen jenseits der breiten Rangieranlagen der Deutschen Bahn AG hat letztlich dafür gesorgt, dass viele Familien aus Brockhausen sich mit ihrem Nachwuchs für einen Betreuungsplatz gar nicht erst auf den Weg machen zu den Kita-Einrichtungen in der unteren Vorhaller Straße bzw. jenseits der Weststraße. Dabei ist der Bedarf in dem Quartier, in dem die Migrantenquote bei den Unter-Sechs-Jährigen bei 58 Prozent liegt, trotz der bereits in Vorhalle vorhandenen 232 Plätze weiterhin gewaltig.

Der Wirtschaftsbetrieb Hagen hat Potenzialflächen für Photovoltaik und Wohnbebauung in Vorhalle-Brockhausen ausgeguckt. Jetzt soll ein entsprechender Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden.
Der Wirtschaftsbetrieb Hagen hat Potenzialflächen für Photovoltaik und Wohnbebauung in Vorhalle-Brockhausen ausgeguckt. Jetzt soll ein entsprechender Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Hinzu komme, so betont die Fachverwaltung in einer Stellungnahme, dass eine neue Kita unweit der Buswendeplatte Brockhausen die Familienbegleitung in dem oft schwierigen Sozialraum erleichtern würde. Denn in den markanten Hochhäusern würden sich zunehmend Menschen mit Zuwanderungs- und Fluchtvergangenheit etablieren, die über ein direkt vor der Tür angesiedeltes Betreuungsangebot viel besser von der Bedeutung frühkindlicher Bildung überzeugt werden könnten. Das würde auch die Chancengleichheit bei einem späteren Schulbesuch deutlich erhöhen.

Direkt angrenzend bieten sich die Grünflächen in Richtung Wasserschloss, die ebenfalls in WBH-Besitz sind, angesichts ihrer Lage dafür an, hier im größeren Stil Photovoltaik-Panels aufzustellen. Insgesamt stehen hier 47.200 Quadratmeter zur Verfügung: „Bei einer Leistung von bis zu 500.000 Kilowattstunden pro Hektar entspricht die Fläche einer Gesamtleistung von etwa 2350 Megawattstunden“, rechnet WBH-Vorstand Hans-Joachim Bihs das Potenzial vor. Damit lassen sich knapp 1600 Einpersonenhaushalte ein Jahr lang mit Strom versorgen. Zugleich erinnert er daran, dass derartige Freiflächenanlagen im Vergleich zu Dachanlagen aufgrund ihrer optimalen Ausrichtung zum Sonnenverlauf einen um etwa ein Drittel höheren Stromertrag liefern.

Grünstrom vor Ort nutzen

Der WBH möchte bei der Entwicklung einer solchen Anlage mit einem Investor kooperieren und hat dabei vorzugsweise die HVG im Blick. „Im Zuge eines Energie- und Klimaschutzgutachtens, an dem wir aktuell arbeiten, und auch vor dem Hintergrund der Einführung der E-Bus-Flotte bei der Hagener Straßenbahn AG stehen Überlegungen zum Ausbau der regenerativen Stromgewinnung im Raum“, bestätigt Unternehmenssprecherin Alicia Pieper auf Anfrage. „Die Idee ist es, immer regional produzierten Grünstrom vor Ort direkt zu nutzen. Neben dem weiteren Ausbau der Photovoltaik auf geeigneten Dachflächen ist auch der direkte beziehungsweise bilanzielle Strombezug über eine PV-Freiflächenanlage denkbar.“

Im Schatten der Hochhäuser in Brockhausen sollen eine Kita und Photovoltaik-Anlagen entstehen. Die Planungen beginnen erst.
Im Schatten der Hochhäuser in Brockhausen sollen eine Kita und Photovoltaik-Anlagen entstehen. Die Planungen beginnen erst. © WP | Michael Kleinrensing

Dabei möchte die HVG tatsächlich vorzugsweise auf geeignete Flächen in und um Hagen setzen. Dabei habe man die Fläche in Brockhausen durchaus im Auge. „Grundsätzlich geeignete Flächen werden gemeinsam mit der Mark-E AG in Hinblick auf eine Realisierungsmöglichkeit geprüft“, skizziert Pieper die Herangehensweise. Zum aktuellen Zeitpunkt sei das Vorhaben aber noch eine Idee im Anfangsstadium, deren Planung und Umsetzung weder beschlossen sei, noch zu einer konkreten Planung führe. Daher forciert der WBH jetzt eine grundsätzliche Weichenstellung des Rates, um für die künftige Gestaltung der Photovoltaik-Flächen einen Bebauungsplan auf den Weg zu bringen.

Übrigens: Die zuletzt in der Bezirksvertretung Nord intensiv und emotional diskutierte Etablierung einer eingezäunten Hundewiese in Brockhausen hätte sich angesichts dieser weitreichenden WBH-Planungen absehbar erledigt. Das Thema wird eine nächste Runde durch die Bezirksvertretung Nord ziehen müssen.