Hagen. Der Klimaschutz in Hagen kommt voran. Die Hagener Straßenbahn hat die Ausschreibung für Elektrobusse raus. 14 E-Busse können ab 2023 rollen.

Bereits Ende des nächsten Jahres könnten auf den Straßen in Hagen die ersten reinen Elektrobusse rollen. Das hat Christoph Köther, Vorstand der Hagener Straßenbahn AG, jetzt gegenüber unserer Zeitung bestätigt. 13 Solobusse und ein Gelenkbus, deren reale Reichweiten zwischen 250 und 300 Kilometern liegen sollen, werden jetzt bestellt. Eine entsprechende Ausschreibung ist raus.

Mit dem Thema Elektromobilität beschäftigt man sich im Haus der Hagener Straßenbahn bereits seit Jahren. Dass es nun konkret wird, hat vor allem mit einer Förderzusage der Landesregierung zu tun. Einen entsprechende Bescheid über 10 Millionen Euro haben unlängst Christoph Köther und Oberbürgermeister Erik O. Schulz bei NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst in Düsseldorf abgeholt.

Brandschutz in Busdepot schwierig

„Wir freuen uns sehr über die bewilligte Landesförderung“, so Köther. Ohne dieses Geld sei für das Verkehrsunternehmen der kostenintensive Einstieg in die E-Mobilität nicht möglich. „Mit der Zuwendung kann jetzt der Startschuss für den Aufbau der Ladeinfrastruktur und für die Bestellung der Fahrzeuge fallen. Damit nimmt der Klimaschutz in Hagen weiter Fahrt auf.“

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Möglich geworden war der Förderantrag auch, weil die Hagener Straßenbahn im März dieses Jahres grünes Licht für die umfangreiche Umgestaltung des Betriebshofes bekommen hatte. Die Baugenehmigung für die städtische Tochter hatte zunächst gut ein Jahr auf sich warten lassen.

Eine Verzögerung, die nicht für Begeisterungsstürme gesorgt hatte. Hintergrund waren Brandschutzauflagen. Die Probleme hatten im Vorfeld eines Brandschutzkonzeptes immer wieder Abstimmungsgespräche notwendig gemacht. Beteiligt daran waren neben der Straßenbahn und deren Architekten das Bauordnungsamt der Stadt, der vorbeugende Brandschutz sowie ein Brandschutzgutachter. „Allein die Vorstellung, dass es bei 140 Fahrzeugen zu einem Feuer in der Halle kommt, ist eine Katastrophe“, hatte Köther im Dezember 2020 eingeräumt. Er wolle daher auch niemandem einen Vorwurf für die Verzögerungen machen.

Anschaffung nahezu doppelt so teuer

Jetzt aber kann die Halle mit Ladehauben und Traversen ausgerüstet werden. Außerdem wird die Busgarage in Brandabschnitte unterteilt. Ergänzt wird das Konzept durch Änderungen an der Sprinkleranlage und durch die Installation von Löschwasserrückhaltesystemen. Transformatoren sowie eine Übergabestation werden eingebaut.

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Insgesamt beziffert die Hagener Straßenbahn jetzt die Gesamtkosten für das Projekt Elektromobilität mit 17,1 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte davon übernimmt nun also das Land. „Moderne Verkehrspolitik ist der beste Klimaschutz“, erklärt dazu Minister Wüst, der sich gerade anschickt, Nachfolger von Ministerpräsident Armin Laschet zu werden. „Dazu brauchen wir einen ÖPNV, der seine Flotte konsequent auf emissionsarme Antriebe umstellt.“ Linienbusse mit E-Motoren seien eine Investition in die Zukunft und stärkten die Luftreinhaltung in der Stadt.

Hybridbusse fahren im Linienverkehr

Die Hagener Straßenbahn zählt zu den ersten Verkehrsunternehmen, bei denen Hybridbusse im Linienverkehr zum Einsatz gekommen sind. Durch eine Förderung gestaltete sich die Einführung sogar wirtschaftlich. Auch die Dieselflotte, so das Unternehmen, sei technisch auf hohem Niveau.

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Hagen: Wasserstoff-Busse nicht in konkreter Planung

Die Hagener Straßenbahn setzt im Gegensatz beispielsweise zum Wuppertaler Verkehrsunternehmen auf Elektro- und nicht auf Wasserstoffbusse.

„Aus unserer Sicht macht es keinen Sinn, dass wir uns zeitgleich mit der Einführung von zwei Technologien beschäftigen”, so Straßenbahn-Vorstand Christoph Köther, „dafür haben wir einfach nicht die Kapazitäten.”

Allerdings prüfe man durchaus, ob auch Wasserstoff in Zukunft eine Alternative sein könne – man arbeite an einer gemeinsamen Machbarkeitsstudie mit dem Energieversorger Enervie.

Aus Sicht der Straßenbahn ist die Einführung einer Wasserstoff-Flotte am jetzigen Standort weder wirtschaftlich noch aus Gründen der Sicherheit (Abstand zur Wohnbebauung) vorstellbar.

Ein direkter Zugang zum Wasserstoff sei nicht vorhanden. Eine Anlieferung per Lkw hingegen sei bei den benötigten Mengen nicht darstellbar. Dafür würden 750 Lkw pro Tag benötigt.

Die E-Busse, so die bisherige Planung, sollen über Nacht in der Halle auf dem Betriebsgelände Am Pfannenofen geladen werden. Die Anschaffungskosten für einen Elektro-Solobus liegen bei mindestens 550.000 Euro. Ein vergleichbares Dieselfahrzeug kostet um die 240.000 Euro. Die Stromkosten betragen 32 Euro auf 100 Kilometern, beim Diesel kalkuliert die Straßenbahn mit 40 Euro – Tendenz steigend.