Hagen/Hohenlimburg. Hagen soll zu einer Schwammstadt werden, um auf Hochwasser vorbereiten zu sein. Wie das funktionieren soll und was das konkret bedeuten kann.
Die Jahrhundertflut, die im Juli 2021 so viel Leid und Zerstörung über den Hagener Süden, über Hohenlimburg, über die Innenstadt und Eckesey gebracht hat, ist noch in schlechtester Erinnerung. Und so herrscht Einigkeit: darüber, dass niemand eine Überschwemmung dieser Dimension noch einmal erleben will, darüber, dass der fortschreitende Klimawandel vermutlich trotzdem der Stadt immer wieder ein Starkregenereignis bescheren könnte und darüber, dass es ein Konzept braucht, um künftig möglicher Wassermassen besser Herr werden zu können.
„Schwammstadt Hagen“ ist daher ein Papier überschrieben, mit dem – in großer Einigkeit – diverse Fraktionen und Gruppen im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität aufschlugen. Damit ergeht (einstimmig) der Auftrag an die Verwaltung, ein Konzept zum Hochwasserschutz zu entwickeln und regelmäßig dem Gremium über die Fortschritte zu berichten.
Hin zu einer klimaresilienten Großstadt
Ein Vorstoß, dem die Verwaltung durchaus offen gegenübersteht: „Es ist ja nicht so, dass wir bei Null anfangen müssen“, sagt Baudezernent Henning Keune, der diverse städtische Dienststellen und Töchter, die sich mit dem Thema Hochwasser beschäftigen, zu einem ersten Treffen zusammengerufen hat. „Gleichzeitig würde ich das Ganze nicht auf den Begriff Schwammstadt reduzieren. Hagen muss eine klimaresiliente Großstadt werden.“
Dass es der Politik letztlich auch um die Entsiegelung von Flächen geht, unterstrich Rainer Voigt, Sprecher der CDU im Umweltausschuss: „Es wird unpopuläre Entscheidungen geben. Wir werden als Politik auch verprügelt werden. Wenn man zum Beispiel beschließt, eine Fahrspur einzuziehen und an derselben Stelle einen Grünstreifen anzulegen, macht man sich damit nicht bei jedem beliebt.“
Stress für die Politik
Eine Gefahr, die auch Werner König (SPD) so sieht: „Für Politik bedeutet Entsiegelung auch immer Stress. Wir müssen die Entsiegelung aber auch dann durchsetzen, wenn man sich bei der Bevölkerung nicht beliebt macht.“
Letztlich gehe es mit dem Konzept für Hagen auch darum, bis 2045 die Klimaziele zu erreichen, die der Bund vorgibt, unterstreichen die Fraktionen. Dabei steht die Stadt Hagen offenbar nicht allein auf weiter Flur. Denn: Der Regionalverband Ruhr unterstützt Kommunen – so geschehen unter anderem in Essen – beim Entwurf derartiger Konzepte. Daneben hat das Umweltministerium NRW ein Förderprogramm für Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung aufgelegt. 250 Millionen Euro stehen demnach für das Ruhrgebiet bereit.
Land fördert Maßnahmen zu 100 Prozent
Zunächst soll nun noch in diesem Jahr eine Machbarkeitsstudie aufgelegt werden. Bis 2030 wiederum sollen dann in ausgewählten Gebieten Maßnahmen umgesetzt werden. Dabei müssen sich die Kommunen verpflichten, in diesen Gebieten 25 Prozent der Flächen von der Mischwasserkanalisation zu trennen und die Verdunstungsrate um zehn Prozent zu steigern.
Städte müssen dafür am Ende nicht mal einen Eigenanteil übernehmen. Gefördert werden unter anderem Flächenentsiegelungen, Dachbegrünungen, grüne Fassaden, Flächenbegrünungen, diverse Versickerungen sowie das Einleiten von Niederschlagswasser in Gewässer.